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Sonntag, 11. April 2010

Kaczynski ist tot! Viele andere auch!

Die Nachricht vom Tod Kaczynskis löste international Betroffenheit aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Guido Westerwelle kondolierten dem polnischen Volk. Merkel schrieb an Ministerpräsident Tusk: "Ganz Deutschland steht in dieser schweren Stunde in Mitgefühl und Solidarität an Ihrer und der Seite Polens." Westerwelle erklärte, das ganze deutsche Volk trauere mit den polnischen Nachbarn. Auch Bundespräsident Horst Köhler sprach seine "tief empfundene Anteilnahme" aus. Kaczynski habe sein Leben lang für ein freies Polen gekämpft. (hier...)
Ich weiß nicht so recht! Bin ich herzlos? Oder gehöre ich nicht zum sogenannten "deutschen Volk"? Wenn ich "Volk" schon höre, dreht es mir den Magen um. Bei mir will sich also nicht so recht eine Trauer einstellen. Eher bin ich etwas verärgert, ständig von Menschen vereinnahmt zu werden, die ich als äußerst kritikwürdig befinde. Außerdem habe ich sie nicht gewählt.

Ja, es ist schlimm, wenn Menschen sterben. Viel schlimmer ist es, wenn Menschen sterben, die einem lieb sind. Überall auf der Welt sterben dauernd Menschen, die irgendjemandem irgendwann einmal lieb gewesen sind. Staatstrauer und Kondolation, nunja, gehören nun einmal zum politischen Geschäft wie Korruption und Rechtsbeugung auch. Dass Trauer aber soweit gehen muss, einem Gestorbenen edle Motive anzudichten?

Man erinnere sich nur an den rechtsextremen Jörg Haider. Als dessen Partei Österreich mitregierte, drohte man europaweit damit, die politischen Beziehungen abzubrechen. Ein Aufruf gegen rechts, gewiss, aber zum Preis der Missachtung demokratischer Wahlentscheidungen. That's disgusting! Als Haider dann gegen einen Baum gefahren war und seinen Tod fand, war in den Trauerreden von seinen Ausfällen nichts mehr zu hören. Selbstverständlich gilt Haider post mortem als großer Staatsmann und nicht als rechtsextemer Schreihals.

Das Lech Kaczynskis politische Ambitionen der Freiheit dienten, sei einmal dahin gestellt. Er war erzkonservativ, homophob, katholisch und ein Nationalist. Er trat für die Wiedereinführung der Todesstrafe ein. Er schränkte immer wieder das Recht auf die Versammlungsfreiheit ein. Kaczynski versuchte aber auch, soziale Unterschiede auszugleichen und setzte sich für Chancengleichheit ein. In den 80ern gehörte er der Solidarność an, (hier...) was in Polen mit "gut" gleichgesetzt wird.

In den Nachrufen wird freilich nur von letzterem die Rede sein. Kaczynski wird in die Geschichte eingehen als großer Staatsmann und Freiheitskämpfer. Seine politischen Sünden werden erst gar nicht erwähnt und dann ganz allmählich getilgt. Und dies nur, weil man einem Mythos zufolge über die Toten nur Gutes zu berichte habe. Folgsam bis in den Tod, das bekommt hier eine ganz neue Bedeutung. Wem nutzt das? Der Wahrheit bestimmt nicht! Freiheitskämpfer, phhhhhhhh...