Montag, 19. Januar 2009
CasualCrews und Verständnisgrundlagen! Alkoholprobleme im Jungbusch!
Und so zog sich die Sache in strenger Hygiene und Askese bis zu jenem Abend in der Feuerwache hin, wo FarmerBoy zum Lachen genötigt wurde. Eine glückliche, aber absehbare Fügung hatte die Geburtstagsfeier von CountryGirl zur Folge, die im allgemeinen Rausch endete und einige absurde Gespräche beinhaltete, die hier nicht mehr wiedergegeben werden können. Man hätte diese Gespräche unbedingt mitsschneiden und anderntags abhören sollen, um Scham entwickeln zu können. Dies war aber nicht der Fall. Man sollte der Vorsehung tiefen Dank dafür zollen!
Trotz mürbem Schädel beschloss man tags darauf, also wenige Stunden später, dem Jungbusch eine Visite abzustatten, denn man hatte gehört, hier tue sich etwas neuerdings. Zunächst besuchten die beiden ein Jazzkonzert im Laboratorium, die mitgebrachte Stimmung zeugte jedoch nicht von hohem Unterhaltungswert. Und das, obwohl die Band sich wirklich alle Mühe gab. Zudem wurde der Hörgenuss von einer Gruppe junger Menschen empfindlich gestört, die in einem hin quasselten und alles ständig lustig fanden. Lustig war unter anderem, dass die Bläser ihre Instrumente tauschten, auch die Drinks waren lustig und somit galt das Adjektiv "lustig" allem, was zu besseren Zeiten als "geil" empfunden wurde: Eine Bedeutungsbeimessung ohne wirkliche Bedeutung, eher, um etwas gesagt zu haben.
Die jungen Menschen indes beklatschten die üblichen Leistungen der Band mit infernalischem Lärm, so dass FarmerBoys Schädel zu dröhnen begann, er sich gleichzeitig aber Sorgen um die Gesundheit der Handwurzelknochen einerseits und der Gehörgänge seinerseits machen musste. Dieser eher ernüchternde Teil des Abends musste sofort beendet werden, also begaben sich die um U. ergänzten beiden zu den "Strümpfen", um dort ebenfalls Apfelschorle zu trinken, dann aber bemerkten, dass Feuer ja am Besten mit Feuer zu bekämpfen sei und deswegen Sekt am Start war, der erstaunlich gut zu schmecken begann, genau wie das Bier hinterher.
Als man sich dann darüber unterhielt, ob es denn für "Strümpfe" eine Schanklizenz gäbe, wurde es leicht hitzig, denn FarmerBoy erhob sich zu einer Rede aus dem Stand und erklärte, dass es in Berlin schon seit Jahren gang und gäbe sei, eine solche Lizenz zu umgehen, indem man ganz einfach eine Dauerausstellung, also so eine Art Nachtgalerie ersann, die anderen aber einfach mit den Augen rollten, denn FarmerBoys ewige Berlin-Storys seien nur schwer zu ertragen und sie sich danach erkundigten, wann er denn endlich gedenke, in Mannheim einmal anzukommen. Woraufhin sich FarmerBoy ganz trotzig gab und für fünf Minuten erstmal gar nichts mehr sagte, und anschließend kurz ins "Blau" hinüberging, um dort ein Frustbier zu trinken und in Mannheim endlich einmal anzukommen, wie er sich später ausdrückte.
Als er wieder zurückkehrte, waren H. und T. ebenfalls erschienen, die alle damit schockierten, dass sie nun doch zusammen ziehen mochten und sogar Nachwuchs eingeplant war. FarmerBoy, mittlerweile ein paar Bier reicher, konnte das so gar nicht richtig fassen und hakte an dieser Stelle einmal genau nach, was unter anderem die Frage beinhaltete, ob man sich denn im Klaren darüber sei, was diese hieße und ob man denn gedenke, sich nun vollends aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzuziehen. Das hatte er in aufrichtiger Neugierde gefragt, und wie er glaubte, auch höflich, aber das kam offensichtlich nicht so höflich herüber, so dass man ihm mitzuteilen bemüht war, wenn gesellschaftliches Leben bedeute, sich allabendlich volllaufen zu lassen, dann könne man auch getrost darauf verzichten und so weiter.
Glücklicherweise betraten in diesem Moment die Quasselstrippen aus dem Laboratorium den Raum, so dass FarmerBoy ein anderes Objekt zum Lästern gefunden hatte und sich das Gesprächsthema damit erledigt hatte. Als die mit Lästereien bedachte Gruppe dies mitbekam und FarmerBoy als deren Urheber ausmachte, gab es erst einmal einen handfesten Streit mit allem Pipapo, so dass sich die Gastgeber genötigt sahen, dem einen Riegel vorzuschieben, woraufhin sich die Streithähne vor der verriegelten Türe wiederfanden und irgendwie alle auf allen herumhackten, viel mehr aber auf FarmerBoy, der sich abermals für's "Blau" entschied und die anderen, inklusive Quasselstrippen, sich ihm anschlossen, nicht ohne zu betonen, dass es für offensichtliche Alkoholprobleme eine Hilfe gäbe.
Da hatte FarmerBoy fast schon wieder genug, aber dann kam schon ein neues Bier, bevor ihm endgültig der Kragen platzen konnte. Dermaßen besänftigt prostete er allen einmal zu und wurde endgültig zu einem glücklichen Menschen an diesem Abend. Denn Provokationen, wie er noch betonte, dienen auch dazu, andere aus ihrer Reserve zu locken und damit eine Verständnisgrundlage zu schaffen, wie es die sonst gängige Ignoranz niemals hinbekäme. Diesbezüglich wollte er das "super-laut-klatschen" einmal üben und bekam eine klare Anweisung, und es dauerte nicht lange, bis die ganze Casual-Crew mitklatschte und so im Begriff war, sich im "Blau" eine gänzlich neue Verständnisgrundlage mit allen anderen Gästen zu erarbeiten.
Donnerstag, 15. Januar 2009
Herr Hacke vs. FarmerBoy! Showdown in der Feuerwache!
Es war mal wieder wie verhext: Als sich FarmerBoy nun schon zum hundertsten Mal auf dem Weg aus der Neckarstadt zum Atelier H7/15 verlaufen hatte, kam es dann doch noch zu einem verspäteten Treffen mit dem Künstler Holger Endres, der ihm gehörig den Kopf wusch, nachdem er sich über FarmerBoys Orientierungssinn lustig gemacht hatte. Denn FarmerBoy hatte sich anlässlich einer Ausstellungsparty nicht nur abfällig über die Photographien eines Künstlers geäußert, sondern auch, um seine Meinung zu untermauern, unbedingt die Aussage einer kunststudierten Freundin mit hineinbringen müssen.
Das war selbstverständlich nicht ganz koscher, so dass FarmerBoy dem Künstler Holger Endres versprochen hatte, dass so was in Zukunft nicht wieder vorkommen solle, er sich aber nicht für seine eigene Meinung über die Photographien entschuldigen wolle, was für den Künstler Holger Endres vollkommen okay gewesen war. Danach trank man zusammen noch einige Weissweinschorle und rauchte selbst gedrehte Zigaretten von auf der Party liegen gelassenem Tabak.
Einer der Weissweinschorle muss schlecht gemischt gewesen sein, denn FarmerBoy ging es am Tag darauf gar nicht gut. So jammerte er den lieben langen Tag über dies und jenes, dass es in Mannheim sowieso nie etwas zu lachen gebe, man ihn, FarmerBoy, nicht verstünde und auch gar nicht verstehen wolle, auch kulturell verhielte es sich hier wie im Wildpark und obendrein seien die Leute hier auch noch garstig und unfreundlich. Außerdem sei es ja wohl ein ganz verhagelter Jahresanfang gewesen, mit Kälte, Schnee und Seuchen und all dem unnötigen Kroppzeugs.
Da hatte CountryGirl eigentlich auch schon genug von dem Gejammer und entschloss sich kurzerhand dazu, zwei Karten für die Lesung von Axel Hacke, nicht zu verwechseln mit Alex Hacke von den Einstürzenden Neubauten, zu besorgen, damit das mal ein Ende habe. Wer ihn nicht kennt: Axel Hacke kann schreiben und hat sogar schon Bücher verkauft. Damit das so bleibt, gibt er Lesungen und liest dort laut aus seinen eigenen Büchern vor. Das ist lustig, und, wie FarmerBoys zuweilen unsichtbarer Freund MetroBoy bemerkte, auch etwas trivial. Doch da FarmerBoy ja sonst nichts zu lachen gehabt hatte, fand er sich zusammen mit CountryGirl in der Feuerwache ein, um dem Herrn Hacke zu lauschen.
Da haben sich die beiden ganz vortrefflich amüsiert, bis der Herr Hacke zu monieren anfing, dass es gewisse Leute gäbe, die ja so sehr der deutschen Sprache verschrieben seien, dass sie ganz unbedingt ganz alte Worte wie zum Beispiel „Backfisch“ reanimieren müssten, er aber leider diese Menschen in die gleiche Ecke stieß wie diesen Verein zur Pflege der deutschen Sprache, die aus Notebooks gerne Klapprechner machen wollen.
Denn mit diesen Leuten, die mit ihrer Sprache Inzucht treiben, hat FarmerBoy ja rein gar nichts am Hut, wohingegen er sehr gerne alte Worte wieder beleben möchte, die schon in Vergessenheit geraten scheinen. Denn der Alltagssprache, so FarmerBoy, fehle es ohnehin an Poesie, besonders in Mannheim, wo man sich ja angeblich aus Zeitgründen das andernorts geläufige „Bitte“, „Danke“ und „Bitteschön“ längst abgewöhnt habe und man diesen pseudo-turbokapitalistischen Neusprech, denn man daraufhin pflege, auch noch irgendwie „cool“ fände. Cool sei jedoch nur, wem das „Cool-Sein“ von vornherein egal sei und der sich noch dazu die Zeit für solche altbackenen Floskeln nehme, obwohl (!) er es eilig habe. Alle anderen seien eben nicht cool, sondern ganz arme, gehetzte, oberflächliche Seelen. Punkt!
Jedenfalls war FarmerBoy in Folge etwas grantig geworden und brummelte absichtlich wohlklingende, beinahe vergessene Worte in seinen Bart hinein, mitunter fielen solche wie „zum Behufe von“ und „Mumpitz“, und dann fielen ihm irgendwann nämlich gar keine mehr ein, obwohl er gerne noch etwas weiter gemacht hätte, gerade weil die Sitznachbarn ihn schon böse angefunkelt hatten. Doch da schlug ihm CountryGirl auch schon mit der flachen Hand auf den Hinterkopf und schickte ihn zum Bier holen, woraufhin FarmerBoy einfach an der Theke stehen geblieben war, den Kopf auf Beulen abtastete und die paar Bier eben dort trank, wo er ob der vorgelesenen Texte zuerst sogar einmal richtig Lachen musste, dann zweimal leicht geprustet hatte und sich am Ende voll der Heiterkeit hingeben musste, obwohl er das ja gar nicht mehr so richtig wollte.
Mittwoch, 7. Januar 2009
Lokführer sind manchmal die wahren Verlierer! Es leiden jedenfalls immer die selben!
Sonst bringen sich ja eher zukünftige Arbeitssuchende um, wenn ihre kleinen Träume zerplatzen. Und was ein HartzIV-Empfänger so an Zumutungen und Einschränkungen tagtäglich erlebt, hätte ein Herr Merckle nie am eigenen Leib erfahren müssen. Sozusagen war dessen Kränkung eine Luxuskränkung, wenn diese wirklich ausschlaggebend für seinen Freitod gewesen sein sollte.
Über die Toten auch Gutes: Adolf Merckle war Mäzen für Wissenschaft und Kunst und sowieso verdienstvoll für die BRD und das Ländle. Noch nicht einmal der MiPrä von BaWü, Günther "Altnazi-Seligsprecher" Oettinger kann ihm durch die Zurschaustellung seiner Betroffenheit noch einen Schaden zufügen: Adolf Merckle war schlicht zu jung, um ein Naziverbrecher gewesen sein zu können. Skrupellose Geldvermehrer waren ja irgendwie dafür anfällig, doch hier stimmt's nicht.
Es wird sich eher der Mythos vom hart arbeitenden Menschen herausbilden, der große persönliche Entbehrungen in Kauf nahm und ein väterlicher Ansprechpartner für seine Angestellten war. Der stets gut war und edel, dem selbst ungute persönliche Makel nachgesehen werden, weil er so karitativ veranlagt war. Dem in schwerer Stunde jedoch keiner zur Seite stand in seiner Not usw. usf.
Wahrscheinlicher ist es allerdings, dass Kapitalisten und (legale) Steuertrickser wie Merckle einfach ein viel zu großes Ego besitzen, um verlässliche Bünde schmieden und Vertrauen in andere setzen zu können. Vor allem, wenn selbst Familienmitglieder gnadenlos gefeuert werden, sobald die Bilanzen mal nicht stimmen. Am Ende hat sich Adolf Merckle gleich selbst wegen Misswirtschaft gefeuert und war sich nicht zu gut dafür, noch jemanden mitzunehmen, wenn auch nicht letal.
Mein ganzes Mitgefühl gilt dem Lokführer, vor dessen Zug sich der Kapitalist Merckle geworfen hat. Man stelle sich vor, dass ein Selbstmörder uns einfach zur Tötungswaffe degradiert, ohne unser Zutun und unsere Zustimmung. Die psychischen Verheerungen für die solcherweise Betroffenen müssen groß sein. Gerade in diesem Fall: Nicht selten sind Lokführer hernach unfähig, ihren Beruf weiter auszuüben.
So tat Adolf Merckle am Ende das, was eine große Schwäche von vielen Führungskräften ist: Die aus borniertem Handeln und falschem Stolz resultierenden Konsequenzen in letzter Instanz doch noch anderen zu überantworten: Dem Staat, der die angeschlagenen Unternehmen mit 400Millionen Euro unterstützt, seiner Familie, die den Verlust nun tragen muss und dem Lokführer, dem hoffentlich therapeutische Hilfe zur Verfügung steht.
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Mittwoch, 31. Dezember 2008
Mannheimer Abstürze! H7/12 und die Frechheit der Fotographie!
Da war er also wieder, der MannheimBlues, dessen Strophen ein kärgliches Nachtleben umfing und im Mittelteil ein JammerSolo sondersgleichen enthalten sollte, das Schmacht, Trauer und auch etwas Todessehnsucht mitschwingen ließ. Daraufhin tranken K. und MetroBoy noch etliche Biere und begaben sich dann auf eine Ausstellung in H7/12, wo er für die Musik zuständig sein sollte und diesbezüglich sein NoteBook bestückt hatte mit Musik ausschließlich brillanter Natur. MetroBoy verdankte diesen Auftritt einer offensichtlichen Fehlinformation, in der kolportiert wurde, er habe einst regelmäßig in einem PrenzlBerger Club aufgelegt und dort ordentlich Meriten gesammelt.
MetroBoy indes tat niemals etwas dazu, diese Information zu belegen, und zum Ausgleich dazu tat er auch nichts, um sie jetzt zu widerlegen. Wozu auch? Solange seine Person noch den BerlinBonus hatte, wollte er doch den Teufel tun und in die Mittelmäßigkeit abtauchen. Außerdem würde das Partyvolk es selber merken, welche Pfeife respektive welches Genie die Datenbank zum kochen bringen würde. Zumindest aber wäre diese Pfeife/ dieses Genie in Berlin bekannt und somit würde man sicherheitshalber und zum Beweis der eigenen Hipness alles gut finden müssen, was aus der Festplatte kommt. Sonst käme man eventuell in den Ruf, ein Bauerntölpel ohne jede Großstadterfahrung zu sein.
Dass dies den MannheimerInnen jedoch gar nichts ausmacht, damit hatte FarmerBoy nicht gerechnet. Hip hin oder her, wenn Musik nicht wenigstens 10 Jahre seiner Zeit hinterherhinke, sei es einfach keine Musik, sondern so moderner Kram, den in 10 Jahren keiner mehr hören möchte. Da war er nun wieder, der Kunstbegriff: Musik wird plötzlich zu einer die Ewigkeit überdauernden Kunst erhoben, obwohl Millionen von Daten im wirklichen Leben unaufgerufen und ungehört auf irgendwelchen Festplatten verschimmeln. Andererseits hängen die selben Leute Gemälde in ihrer Wohnung auf, weil sie so hübsch zur Wandfarbe passen und nicht anders herum, die Wandfarbe gemäß gekaufter Kunst gestaltet wird.
Und wo wir gerade mal bei Kunst sind, erboste sich MetroBoy, was hier so ausgestellt würde, sei ja wohl Beweis genug für ein mangelhaft ausgeprägtes Kunstverständnis. Die Ausstellung nämlich beinhaltete einige sorg- und lieblos an die Wand gepinnte Fotografien in den Maßen von ca. 25x40cm, sämtlich ohne Titel und ohne erkennbares Konzept. Der Künstler hätte sich nun wirklich die Mühe geben können, die Fotographien von Campingausflügen und Haushaltsgeräten wenigstens in einen Kontext zu stellen, doch darauf angesprochen winkte er ab und befand, die Bilder müssen alleine für sich sprechen und alles andere sei SchnickSchnack.
Was K., ehemalige Studentin der Fotographie in London, beinahe wütend machte und sie ihm deshalb gewissermaßen unterstellte, er würde sich mit seiner Ausstellung eine große Frechheit leisten, ja sogar eine bodenlose Frechheit, was CountryGirl beifällig abnickte, die sich zuvor zurückhaltend mit einem "naja" über das Dargebotene ausließ, weil die Fotographien ja so gar keine Aussagekraft hätten und wie lieblose Schnappschüsse aussähen. Irgendwie war ab da der Wurm drin, und auch MetroBoys brillante Musiksammlung konnte nicht darüber hinweg helfen.
Er war sowieso schon etwas hinüber, alkoholbedingt. Jedenfalls funktionierte noch sein Verstand, nur leider viel zu langsam, und sein Körper verweigerte ihm in zunehmend rebellischer Weise die Gefolgschaft. Was seltsame Spasmen zur Folge hatte, einhergehend mit groben Patzern in der Bedienung des Notebooks. Sein Verstand dachte sich wunderbare Erklärungen dafür aus, leider waren diese zeitverzögert und aufgrund fehlgeleiteter Zungenmuskulatur auch lallend vorgetragen, so dass der verbal Bedachte nicht umhin kam, Unverständnis und Irritation darüber zu äußern. Am Ende sogar Missmut!
Dennoch wurde am Ende noch getanzt, was wohl dem insgesamt gestiegenen Alkoholkonsum geschuldet war sowie dem Grundbedürfnis des Menschen, sich irgendwann einmal bewegen zu müssen, egal auf welchem Mist hin dies geschieht. Somit ist die These erfolgreich widerlegt, wonach Drogen nicht hülfen, die Widrigkeiten des Lebens zu meistern, dachte MetroBoy bei sich und hätte es gerne laut gerufen, aber vielleicht tat er das ja auch ohne es zu merken? Jedenfalls starrten ihn plötzlich viele Gäste an und er sah sich in einer Ecke stehen und ein Heft in die Höhe halten.
Da fiel es ihm wieder ein: Das gemeinsam mit dem Künstler H. erstellte Kunst- und Kulturmagazin Holgér & Holgér musste noch an diesem Abend verkauft werden, doch weder H. noch MetroBoy hatten an adäquate Marketingstrategien gedacht, und so beschied letzterer in seiner betrunkenen Hilflosigkeit, das Geschäft aussehen zu lassen wie bei den Zeugen Jehovas. H.'s Einwand, dass auch die Zeugen Jehovas ihre Zeitschriften nicht losbekämen, half in MetroBoys besoffenem Zustand wenig. Zum Glück fiel er kurz darauf mit dem Kopf vornüber und delirierte heftig, was E. zum Anlass nahm, die Magazine an sich zu nehmen und sie einfach zu verkaufen, indem er die Gäste ganz klassisch in Verkäufermanier in Gewissensgewahrsam nahm.
Als MetroBoy wieder zu sich kam, befand er sich zusammen mit zwei anderen, unbekannten Herren in einem Bett mit Stofftieren. Glücklicherweise war er nicht nackt, und daher gab es wohl zumindest keine sexuelle Entgleisung zu beichten, wenn er später hündisch darnieder blickend vor CountryGirls Haustür stehen sollte. Doch erst einmal lag er in besagtem Bett mit Leidensgenossen und war voller unguter Energie. Er hatte einmal davon gehört, dass einige Menschen Geld in Stofftieren verstecken und es stand in der Tat einmal an, den Beweis dafür anzutreten. Die Leidensgenossen waren nur zu bereit, ihrem empirischen Drang nachzugeben, und was soll man sagen: Geld sieht anders aus!
Enttäuscht hinterließen die Leidensgenossen entstandenes Ungemach und begaben sich auf den Weg zu ihren Wohnungen. MetroBoy übte sich unterwegs noch im hündisch dreinblicken, was ihm aber Aussagen seiner Begleiter zufolge nicht gelang, ihn also dazu bewog, doch lieber nicht in CountryGirls Wohnung einzutreten, sondern eher noch davor zu nächtigen, bis der Tag anbräche und er den hündischen Blick endlich perfektioniert habe.
Mittwoch, 17. Dezember 2008
Operation gelungen, Patient tot! Fahrplanumstellung in Mannheim und Ludwigshafen!
Doch auch vom sogenannten Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN oder rnv? Was fährt denn hier wo und wie heißt das denn jetzt richtig? Häh?) kann man lernen. In Mannheim zeichnet sich der Gasmonopolist MVV GmbH für den Nahverkehr zuständig, nennt sich hierfür aber MVV Verkehr AG und ist demnach eine Aktiengesellschaft und naturgemäß profitorientiert. Anders lässt sich das Debakel ja kaum noch erklären.
Nun war es ja noch nie besonders angenehm, in Mannheim und Ludwigshafen auf Busse und Bahnen angewiesen zu sein. FarmerBoy freut sich jedenfalls sehr, wenn die Kälte nicht mehr ganz so klirrend ist und man wieder weitere Strecken innerhalb der Großwaben LU/MA mit dem Fahrrad fahren kann. Denn das Preis-Leistungsverhältnis war immer schon lausig: Die Bahnen fahren viel zu selten, brauchen dafür aber extra lange für eine lächerliche Strecke und tuckern unglaublich umständliche Wege ab.
Eigentlich sollte mit der Fahrplanumstellung seit Montag einiges besser werden, und man dürfte dem VRN auch gerne noch etwas Zeit einräumen, etwaige Probleme in der Umsetzung zu beheben. Aber wer möchte einem profitorientierten Unternehmen seine eigene Zeit schenken und dafür noch Geld bezahlen? Wenn man sich ein Auto kauft, möchte man doch auch, dass es fährt und hat dann wenig Verständnis für technische Probleme wie z.B. dass es dauernd stehen bleibt oder sogar ganz ausfällt. Dafür gibt es u.a. die Geld-zurück-Garantie!
Seit Montag benötigt FarmerBoy für die einfache Strecke von Mannheim-Neckarstadt bis nach Ludwigshafen-Mitte ca. 40Minuten. Sonst dauerte das nur 20Minuten, doch nun fährt ja nur noch eine Straßenbahn üwwer de Brigg, und beinahe jede zweite Bahn fällt aus. Dabei kann es sich zwar um ein Einzelschicksal handeln, aber gerade Einzelschicksale können so dermaßen frustrierend sein. Da muss sich doch auch mal Wut entladen?
Die Mannheimer und Ludwigshafener nehmen das allerdings sehr gelassen, und FarmerBoy fragt sich schon, ob er diese Gelassenheit eher zu einer allgegenwärtigen Apathie verklären soll. Es kommt ihm nämlich so vor, als befänden sich die Menschen hier in einer Art Duldungsstarre. Beinahe wünscht er sich deshalb griechische Verhältnisse her. Oder wenigstens die seit der Finanzkrise wieder topmodische Verstaatlichung. Seltsam: Der Staat stand sonst eher im Verdacht der Trägheit und der Inkompetenz. Seit man aber entdeckt hat, dass die sogenannte "freie Marktwirtschaft" ähnliche Defizite aufweist, weiß man ja gar nicht mehr, wo einem der Kopf steht.
Aus rein jounalistischem Interesse hat es FarmerBoy gewagt, einen Mitarbeiter des VRN darüber zu befragen, wie lange es wohl dauern mag, bis die chaotischen Zustände sich aufgelöst haben. Drei bis sechs Wochen, beschied man ihm. Und für Beschwerden solle er in Zukunft gefälligst die zuständige Hotline nerven. FarmerBoy weiß, dass die armen Mitarbeiter nicht für entstandenes Ungemach verantwortlich sind. Er hat aber auch schon einmal in einem Callcenter gearbeitet und weiß daher, dass diese keine Problemlösungen anbieten, sondern nur eine beruhigende Funktion haben sollen. FarmerBoy will sich aber gar nicht beruhigen lassen, er will einfach nur irgendwann einmal nach Hause kommen.
Er möchte manchmal eben lieber den totalen Verkehrskollaps, verursacht durch umgestürzte, brennende Straßenbahnen und Busse. Dazu braucht es aber einen aufgebrachten Mob und keine lethargischen MitbürgerInnen. Gäbe es diesen Mob, man darf ja mal träumen, würde die Stadt einfach planiert, es würden U-Bahnschächte unten und oben drüber dann wieder Häuser gebaut, vielleicht dieses Mal ein paar schöne? Denn in Mannheim lässt sich einfach kein vernünftiger Verkehr planen. Es gibt kein richtiges Fahren im Falschen! Oder: Einen toten Patienten kann man zwar noch operieren, aber nützen tut es nichts! Gewaltphantasien aber leider auch nicht!
Montag, 15. Dezember 2008
Die Geschichte des O.! Frankenthal, Mannheim, Weinheim: Die Achse der Prostitution!
Oder der Ehevertrag? Ich lernte mal einen Künstler aus Frankenthal kennen, der weibliche Skulpturen in seinem Garten ausstellte. In die Skulpturen waren Löcher hinein gebohrt, und in diese legte er Münzen hinein. Er befand, dass die Ehe nichts weiter sei als die in die Legalität erhobene Hure-Freier-Beziehung früherer Zeiten. Als Beispiel führte er einen "verdienten" Politiker aus Frankenthal an, der ihm einst beichtete, seine Frau ließe ihn nur "ran", wenn er ihr vorher einen Fünfziger unter das Kissen lege. Dann aber Zacki!
Die Lupinenstraße hat einem, sagen wir mal Freund, der aber nicht ich war, geholfen, seine Jungfräulichkeit zu überwinden. Dieser Freund, nennen wir ihn O., hatte nach einem Besuch im Tanzlokal Genesis und einem gastronomischen Erlebnis die Muse verspürt, mit dem stets grantigen A. und mir besagten Sexualbetrieb aufzusuchen, nur mal eben so. Nur mal eben so schlichen wir uns ins Hurenghetto und drückten die Nasen an den Scheiben platt. Unseren jungen Gemütern schienen die Frauen dort viel hübscher als wir sie uns vorgestellt hatten, und da wir unsererseits kürzlich erst die Aknepickel abgelegt hatten, waren wir wohl auch ein klein wenig begehrenswert.
Zumindest ließen die Damen das durchblicken, und es traf ja auch zu: Zumindest O. und ich sahen damals noch ausgezeichnet aus, und wie ich mit etwas Stolz vermerken darf, bin ich immer noch ... ähemmm, Sie wissen schon! Nun hatte ich mich im Angesicht der sich räkelnden Frauen dazu entschieden, niemals Geld für Sex auszugeben, was mir noch ein paar laaaange sexfreie Jahre bescheren sollte. A. fand ohnehin, dass die Frauen bestimmt keinen guten Musikgeschmack haben könnten und O. war sichtlich überfordert, mit schnellen Schritten verliessen wir den Sperrbezirk also wieder und giggelten dabei wie Babyschlümpfe beim Blumenpieksen.
Wir saßen schon im Wagen, da packte O. der wilde Trieb des Noch-Teenagers. Er wollte es nun doch wissen und beschied uns anzuhalten. Wir warteten auf O. keine zwanzig Minuten, da kam er wieder, kreidebleich. Offenbar reichte sein Taschengeld nur für einen HandJob, doch schon die Waschung am Anfang setzte ihm zu. Man weiß bis heute nicht, ob die durch bayerischen Katholizismus antrainierte Scham, Versagen vor dem Weib oder die bezahlte Würgung der Liebesschlange O.s Larynx kollabieren und dessen Mageninhalt über meine Zebrabezüge verteilen liess.
Ich weiß wiederum nicht, ob die daraufhin meinen Wagen dominerenden Duftbäume oder die Ehrfurcht vor dem offenbar ganz grauenhaften Erlebnis "Sex" für meine lange, unbefriedigte Jugend verantwortlich waren. Bei O. war es jedenfalls Letzteres, und man fürchtete lange Zeit, er könne ein gestörtes Verhältnis zu Frauen entwickeln. Okay, so nützlich sind Puffs bei nahem besehen doch nicht, wie ich während meiner fluffigen Schreibe konstatieren muss. Trotzdem kein Grund, gleich Bürgerproteste zu organisieren wie in Weinheim neuerdings.
Ich hätte es nicht gedacht bis heute, dass Weinheim als "Sex-Eldorado" gilt. Ich dachte immer, dies seien die Prachtstraßen an den Grenzübergängen in dem sich stetig nach Osten verschiebenden Osten Europas. Doch die heißen, ich habe es eben gerade erfunden und darum ist es wahr: "Truckers Glück"! In dem von Prostitution schier überlaufen(d)en Weinheim also soll in einer alten Fabrikruine - die Rote Mühle - ein neues Bordell entstehen, der Arbeitstitel lautet passenderweise "Moulin Rouge", wenn das nicht der Hammer ist?
Was aber zuviel ist, ist zuviel, und so sprechen sich pelzbemützte, ältere Herren in ehelicher Frauenbegleitung und Wagenladungen von Bürgermeistern vor laufenden Fernsehkameras vehement gegen das Etablissement aus. Jetzt sage ich mal so salopp, dass in Städten, in denen die Prostitution ohnehin blüht, grundsätzlich ein Bedarf bestehen mag. Möglicherweise gerade dort, wo die Bevölkerung nach außen hin etwas piefig wirkt und die Beischlafdecke (die mit dem Schlitz in der Mitte) noch eine gewisse sexuelle Relevanz hat. Was soll also die Bigotterie, wenn ich fragen darf?
Besser wäre es, wenn sich Weinheim endlich mal darum kümmern könnte, dass auch noch nach 24Uhr eine Bahn fährt. Es ist nämlich eine Schande, dass man zwar rund um die Uhr für teuer Geld überall Sex jeglicher Natur kaufen kann, aber nach einem Konzert im Cafe Central nicht mehr nach Hause kommt. Hat man etwa Angst davor, dass bahnfahrender Pöbel aus dem Umland Sextourismus betreibt? Das allerdings könnte Weinheims große Chance sein: Sex ist und bleibt ein Verkaufsschlager und könnte dem Städtchen etwas Bedeutung beimessen.
Sonntag, 7. Dezember 2008
Dank lästigem Grundgesetz keine Todesstrafe! Ein antifaschistischer Hinweis für Ludwigshafen!

Na gut! Ludwigshafen ist - wie übrigens ganz Rheinland-Pfalz - kein Ort intellektueller Begegnungen. Woher soll das auch kommen? Geschmacksverirrungen wie Fasching werden unter der Rubrik Kultur verbucht und Büttenredner wie Kurt Beck oder den Oggersheimer Dr. Kohl hält man irrtümlich für Politiker. Die Fachhochschulen dienen allein der Reproduktion wirtschaftlicher Wertesysteme und folgerichtig steht Herzensbildung nicht auf der Agenda.
Rheinland-Pfalz besteht aus größeren und kleineren Dörfern. In den kleineren wird gerne geistige und körperliche Inzucht getrieben. In den größeren Dörfern wie zum Beispiel Ludwigshafen tut man wenigstens noch so, als gäbe es eine kulturelle Aufsicht und noch einige gesellschaftliche Tabus. Doch was soll man gegen die renitente Bevölkerung tun?
Auch der Autor schreibt, denkt und sagt gelegentlich Bockmist. Das Geschriebene muss allerdings keiner lesen, das Gedachte bekommt ohnehin keiner mit und das Gesagte, tja... Das wird leise den zugedachten Ohren hinein posaunt und bekommt der Zaungast nur dann mit, wenn es beabsichtigt ist. Anders aber ist der Ludwigshafener: Wenn er spricht, muss alles zuhören, wer sich nicht die Ohren mit Sekundenkleber oder lauter Musik zukleben mag.
Alle Facetten des Lebens werden besprochen: die richtigen Dateiformate für Musik, warum Männer schlecht sind (und zwar allesamt), wen man sich in seinem Bett vorstellen könnte und wen nicht usw. usf. Das ist mündlicher Trash und dient wohl lediglich dem Kommunikationsbedürfnis der Menschen, das dank mangelnder Themenvielfalt intellektuell ausgebremst wird. Das kann auch lustig sein, je nach mentaler Verfassung lacht oder weint man.
Bedrückend wird solcherlei Dreistgeschwätz allerdings, wenn jemand wieder mal für irgend jemanden die Todesstrafe einführen möchte. In der Regel geht es hierbei um Kinderschänder, die ja strukturell bedingt mehr Therapiestunden vom Staat "geschenkt" bekommen als deren Opfer. In der Tat ist dies ein beklagenswerter Zustand, den zu beheben aber die Todesstrafe nicht in der Lage ist, weil sie dem Opfer auch nicht weiter hilft. Außerdem gibt es ja noch so lästige Sachen wie ein Grundgesetz.
Man sollte nämlich noch erwähnen, dass sich zu den jungen Müttern eher bodenständigen Charakters, welche diesen Unsinn verzapften, noch ein älterer Herr der Marke Gewohnheitstrinker gesellte, der lallend bestätigte, dass solche Leute - ob er Kinderschänder, Studenten oder Migranten meinte, war unklar - früher vergast worden seien. Die Mütter waren sichtlich froh, dass endlich jemand ausgesprochen hatte was sie sich offenbar nicht selbst getraut hatten, und nahmen den Herrn freundlich in ihre Gesprächsrunde auf.
Der Mund des Autors stand weit offen, er war so sprachlos wie sonst nur selten. Hier wünscht er sich die Pflichtfächer "Herzensbildung" und "Antifaschismus" in die Schulen. So ist es ja kaum erstaunlich, dass an öffentlichster Stelle seit Wochen ein Hakenkreuz prangen darf, ohne dass es je beseitigt wurde. Und das, obwohl der Verfasser dieser Zeilen diesbezüglich schon einmal bei der Stadtverwaltung angerufen hat, sogar Namen und Telefonnummer dort hinterlassen hat, um etwaigen Nachfragen bezüglich einer Unauffindbarkeit der Örtlichkeit begegnen zu können.
Leider scheint es nicht zu den Prioritäten der Stadt Ludwigshafen zu gehören, Nazi-Schmierereien zu entfernen. Wo aber ungehindert Hakenkreuze wuchern dürfen, da wuchert auch faschistisches Gedankengut. An anderer Stelle nämlich darf Folgendes gekritzelt stehen: "Natzis rein! Albaner, Amerikaner und Araber raus!" Nun, da hat einer Recht: Natzis sollten endlich rein in die Knäste und mal so ordentlich durchalphabetisiert werden. Albaner und Araber allerdings gehören raus aus den Abschiebeknästen! Doch wer sind DIE Amerikaner?
P.S. Liebe Stadt Ludwigshafen: Ein Hakenkreuz samt Bekenner-Tag finden Sie an der Stelle, wo die Berliner Straße unter der Eisenbahnbrücke durchführt, rechterhand gleich am ersten Bogen.