Mittwoch, 7. Januar 2009

Lokführer sind manchmal die wahren Verlierer! Es leiden jedenfalls immer die selben!

Meine Güte: Wie steht es eigentlich um die bundesdeutsche Wirtschaft bestellt, wenn sich Unternehmer wie der 74jährige Adolf Merckle vor den Zug werfen? Und das nur, weil er sich verspekuliert hatte und sich einige (!) seiner Firmen in arger Finanznot befanden? Hatte der Milliardär das wirklich nötig?

Sonst bringen sich ja eher zukünftige Arbeitssuchende um, wenn ihre kleinen Träume zerplatzen. Und was ein HartzIV-Empfänger so an Zumutungen und Einschränkungen tagtäglich erlebt, hätte ein Herr Merckle nie am eigenen Leib erfahren müssen. Sozusagen war dessen Kränkung eine Luxuskränkung, wenn diese wirklich ausschlaggebend für seinen Freitod gewesen sein sollte.

Über die Toten auch Gutes: Adolf Merckle war Mäzen für Wissenschaft und Kunst und sowieso verdienstvoll für die BRD und das Ländle. Noch nicht einmal der MiPrä von BaWü, Günther "Altnazi-Seligsprecher" Oettinger kann ihm durch die Zurschaustellung seiner Betroffenheit noch einen Schaden zufügen: Adolf Merckle war schlicht zu jung, um ein Naziverbrecher gewesen sein zu können. Skrupellose Geldvermehrer waren ja irgendwie dafür anfällig, doch hier stimmt's nicht.

Es wird sich eher der Mythos vom hart arbeitenden Menschen herausbilden, der große persönliche Entbehrungen in Kauf nahm und ein väterlicher Ansprechpartner für seine Angestellten war. Der stets gut war und edel, dem selbst ungute persönliche Makel nachgesehen werden, weil er so karitativ veranlagt war. Dem in schwerer Stunde jedoch keiner zur Seite stand in seiner Not usw. usf.

Wahrscheinlicher ist es allerdings, dass Kapitalisten und (legale) Steuertrickser wie Merckle einfach ein viel zu großes Ego besitzen, um verlässliche Bünde schmieden und Vertrauen in andere setzen zu können. Vor allem, wenn selbst Familienmitglieder gnadenlos gefeuert werden, sobald die Bilanzen mal nicht stimmen. Am Ende hat sich Adolf Merckle gleich selbst wegen Misswirtschaft gefeuert und war sich nicht zu gut dafür, noch jemanden mitzunehmen, wenn auch nicht letal.

Mein ganzes Mitgefühl gilt dem Lokführer, vor dessen Zug sich der Kapitalist Merckle geworfen hat. Man stelle sich vor, dass ein Selbstmörder uns einfach zur Tötungswaffe degradiert, ohne unser Zutun und unsere Zustimmung. Die psychischen Verheerungen für die solcherweise Betroffenen müssen groß sein. Gerade in diesem Fall: Nicht selten sind Lokführer hernach unfähig, ihren Beruf weiter auszuüben.

So tat Adolf Merckle am Ende das, was eine große Schwäche von vielen Führungskräften ist: Die aus borniertem Handeln und falschem Stolz resultierenden Konsequenzen in letzter Instanz doch noch anderen zu überantworten: Dem Staat, der die angeschlagenen Unternehmen mit 400Millionen Euro unterstützt, seiner Familie, die den Verlust nun tragen muss und dem Lokführer, dem hoffentlich therapeutische Hilfe zur Verfügung steht.

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