Sonntag, 7. Dezember 2008

Dank lästigem Grundgesetz keine Todesstrafe! Ein antifaschistischer Hinweis für Ludwigshafen!


Na gut! Ludwigshafen ist - wie übrigens ganz Rheinland-Pfalz - kein Ort intellektueller Begegnungen. Woher soll das auch kommen? Geschmacksverirrungen wie Fasching werden unter der Rubrik Kultur verbucht und Büttenredner wie Kurt Beck oder den Oggersheimer Dr. Kohl hält man irrtümlich für Politiker. Die Fachhochschulen dienen allein der Reproduktion wirtschaftlicher Wertesysteme und folgerichtig steht Herzensbildung nicht auf der Agenda.

Rheinland-Pfalz besteht aus größeren und kleineren Dörfern. In den kleineren wird gerne geistige und körperliche Inzucht getrieben. In den größeren Dörfern wie zum Beispiel Ludwigshafen tut man wenigstens noch so, als gäbe es eine kulturelle Aufsicht und noch einige gesellschaftliche Tabus. Doch was soll man gegen die renitente Bevölkerung tun?

Auch der Autor schreibt, denkt und sagt gelegentlich Bockmist. Das Geschriebene muss allerdings keiner lesen, das Gedachte bekommt ohnehin keiner mit und das Gesagte, tja... Das wird leise den zugedachten Ohren hinein posaunt und bekommt der Zaungast nur dann mit, wenn es beabsichtigt ist. Anders aber ist der Ludwigshafener: Wenn er spricht, muss alles zuhören, wer sich nicht die Ohren mit Sekundenkleber oder lauter Musik zukleben mag.

Alle Facetten des Lebens werden besprochen: die richtigen Dateiformate für Musik, warum Männer schlecht sind (und zwar allesamt), wen man sich in seinem Bett vorstellen könnte und wen nicht usw. usf. Das ist mündlicher Trash und dient wohl lediglich dem Kommunikationsbedürfnis der Menschen, das dank mangelnder Themenvielfalt intellektuell ausgebremst wird. Das kann auch lustig sein, je nach mentaler Verfassung lacht oder weint man.

Bedrückend wird solcherlei Dreistgeschwätz allerdings, wenn jemand wieder mal für irgend jemanden die Todesstrafe einführen möchte. In der Regel geht es hierbei um Kinderschänder, die ja strukturell bedingt mehr Therapiestunden vom Staat "geschenkt" bekommen als deren Opfer. In der Tat ist dies ein beklagenswerter Zustand, den zu beheben aber die Todesstrafe nicht in der Lage ist, weil sie dem Opfer auch nicht weiter hilft. Außerdem gibt es ja noch so lästige Sachen wie ein Grundgesetz.

Man sollte nämlich noch erwähnen, dass sich zu den jungen Müttern eher bodenständigen Charakters, welche diesen Unsinn verzapften, noch ein älterer Herr der Marke Gewohnheitstrinker gesellte, der lallend bestätigte, dass solche Leute - ob er Kinderschänder, Studenten oder Migranten meinte, war unklar - früher vergast worden seien. Die Mütter waren sichtlich froh, dass endlich jemand ausgesprochen hatte was sie sich offenbar nicht selbst getraut hatten, und nahmen den Herrn freundlich in ihre Gesprächsrunde auf.

Der Mund des Autors stand weit offen, er war so sprachlos wie sonst nur selten. Hier wünscht er sich die Pflichtfächer "Herzensbildung" und "Antifaschismus" in die Schulen. So ist es ja kaum erstaunlich, dass an öffentlichster Stelle seit Wochen ein Hakenkreuz prangen darf, ohne dass es je beseitigt wurde. Und das, obwohl der Verfasser dieser Zeilen diesbezüglich schon einmal bei der Stadtverwaltung angerufen hat, sogar Namen und Telefonnummer dort hinterlassen hat, um etwaigen Nachfragen bezüglich einer Unauffindbarkeit der Örtlichkeit begegnen zu können.

Leider scheint es nicht zu den Prioritäten der Stadt Ludwigshafen zu gehören, Nazi-Schmierereien zu entfernen. Wo aber ungehindert Hakenkreuze wuchern dürfen, da wuchert auch faschistisches Gedankengut. An anderer Stelle nämlich darf Folgendes gekritzelt stehen: "Natzis rein! Albaner, Amerikaner und Araber raus!" Nun, da hat einer Recht: Natzis sollten endlich rein in die Knäste und mal so ordentlich durchalphabetisiert werden. Albaner und Araber allerdings gehören raus aus den Abschiebeknästen! Doch wer sind DIE Amerikaner?

P.S. Liebe Stadt Ludwigshafen: Ein Hakenkreuz samt Bekenner-Tag finden Sie an der Stelle, wo die Berliner Straße unter der Eisenbahnbrücke durchführt, rechterhand gleich am ersten Bogen.

Keine Kommentare: