Montag, 15. Dezember 2008

Die Geschichte des O.! Frankenthal, Mannheim, Weinheim: Die Achse der Prostitution!

Bordelle und Sperrbezirke sind ja nicht nur Ärgernisse in den Augen sinnesfeindlicher Menschen, sondern können auch nützlich sein. Einerseits bieten sie den Prostituierten Schutz vor kriminellen Zuhältern und Schleppern, da hier regelmäßig staatliche Kontrollen stattfinden. Hand auf's Herz: Prostitution lässt sich durch Verbote nicht aufhalten, nur illegalisieren. Andererseits machen Prostituierte ganz offiziell, was sonst zwar üblich, aber leider tabuisiert ist: Wenn man mit Prostitution nämlich meint, seinen Leib anderen zeitweise für Geld zu überantworten (lat. pro-stituere, u.a. preisgeben), was ist dann erst bezahlte Arbeit?

Oder der Ehevertrag? Ich lernte mal einen Künstler aus Frankenthal kennen, der weibliche Skulpturen in seinem Garten ausstellte. In die Skulpturen waren Löcher hinein gebohrt, und in diese legte er Münzen hinein. Er befand, dass die Ehe nichts weiter sei als die in die Legalität erhobene Hure-Freier-Beziehung früherer Zeiten. Als Beispiel führte er einen "verdienten" Politiker aus Frankenthal an, der ihm einst beichtete, seine Frau ließe ihn nur "ran", wenn er ihr vorher einen Fünfziger unter das Kissen lege. Dann aber Zacki!

Die Lupinenstraße hat einem, sagen wir mal Freund, der aber nicht ich war, geholfen, seine Jungfräulichkeit zu überwinden. Dieser Freund, nennen wir ihn O., hatte nach einem Besuch im Tanzlokal Genesis und einem gastronomischen Erlebnis die Muse verspürt, mit dem stets grantigen A. und mir besagten Sexualbetrieb aufzusuchen, nur mal eben so. Nur mal eben so schlichen wir uns ins Hurenghetto und drückten die Nasen an den Scheiben platt. Unseren jungen Gemütern schienen die Frauen dort viel hübscher als wir sie uns vorgestellt hatten, und da wir unsererseits kürzlich erst die Aknepickel abgelegt hatten, waren wir wohl auch ein klein wenig begehrenswert.

Zumindest ließen die Damen das durchblicken, und es traf ja auch zu: Zumindest O. und ich sahen damals noch ausgezeichnet aus, und wie ich mit etwas Stolz vermerken darf, bin ich immer noch ... ähemmm, Sie wissen schon! Nun hatte ich mich im Angesicht der sich räkelnden Frauen dazu entschieden, niemals Geld für Sex auszugeben, was mir noch ein paar laaaange sexfreie Jahre bescheren sollte. A. fand ohnehin, dass die Frauen bestimmt keinen guten Musikgeschmack haben könnten und O. war sichtlich überfordert, mit schnellen Schritten verliessen wir den Sperrbezirk also wieder und giggelten dabei wie Babyschlümpfe beim Blumenpieksen.

Wir saßen schon im Wagen, da packte O. der wilde Trieb des Noch-Teenagers. Er wollte es nun doch wissen und beschied uns anzuhalten. Wir warteten auf O. keine zwanzig Minuten, da kam er wieder, kreidebleich. Offenbar reichte sein Taschengeld nur für einen HandJob, doch schon die Waschung am Anfang setzte ihm zu. Man weiß bis heute nicht, ob die durch bayerischen Katholizismus antrainierte Scham, Versagen vor dem Weib oder die bezahlte Würgung der Liebesschlange O.s Larynx kollabieren und dessen Mageninhalt über meine Zebrabezüge verteilen liess.

Ich weiß wiederum nicht, ob die daraufhin meinen Wagen dominerenden Duftbäume oder die Ehrfurcht vor dem offenbar ganz grauenhaften Erlebnis "Sex" für meine lange, unbefriedigte Jugend verantwortlich waren. Bei O. war es jedenfalls Letzteres, und man fürchtete lange Zeit, er könne ein gestörtes Verhältnis zu Frauen entwickeln. Okay, so nützlich sind Puffs bei nahem besehen doch nicht, wie ich während meiner fluffigen Schreibe konstatieren muss. Trotzdem kein Grund, gleich Bürgerproteste zu organisieren wie in Weinheim neuerdings.

Ich hätte es nicht gedacht bis heute, dass Weinheim als "Sex-Eldorado" gilt. Ich dachte immer, dies seien die Prachtstraßen an den Grenzübergängen in dem sich stetig nach Osten verschiebenden Osten Europas. Doch die heißen, ich habe es eben gerade erfunden und darum ist es wahr: "Truckers Glück"! In dem von Prostitution schier überlaufen(d)en Weinheim also soll in einer alten Fabrikruine - die Rote Mühle - ein neues Bordell entstehen, der Arbeitstitel lautet passenderweise "Moulin Rouge", wenn das nicht der Hammer ist?

Was aber zuviel ist, ist zuviel, und so sprechen sich pelzbemützte, ältere Herren in ehelicher Frauenbegleitung und Wagenladungen von Bürgermeistern vor laufenden Fernsehkameras vehement gegen das Etablissement aus. Jetzt sage ich mal so salopp, dass in Städten, in denen die Prostitution ohnehin blüht, grundsätzlich ein Bedarf bestehen mag. Möglicherweise gerade dort, wo die Bevölkerung nach außen hin etwas piefig wirkt und die Beischlafdecke (die mit dem Schlitz in der Mitte) noch eine gewisse sexuelle Relevanz hat. Was soll also die Bigotterie, wenn ich fragen darf?

Besser wäre es, wenn sich Weinheim endlich mal darum kümmern könnte, dass auch noch nach 24Uhr eine Bahn fährt. Es ist nämlich eine Schande, dass man zwar rund um die Uhr für teuer Geld überall Sex jeglicher Natur kaufen kann, aber nach einem Konzert im Cafe Central nicht mehr nach Hause kommt. Hat man etwa Angst davor, dass bahnfahrender Pöbel aus dem Umland Sextourismus betreibt? Das allerdings könnte Weinheims große Chance sein: Sex ist und bleibt ein Verkaufsschlager und könnte dem Städtchen etwas Bedeutung beimessen.

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