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Sonntag, 15. April 2012

Arte sucks! Das schlechte Gewissen ist ein Meister aus Deutschland/ Frankreich!

kriegswichtig: Kultur und Elend bei Arte
Wenn man mal wieder so richtig down sein möchte, wenn man mal wieder unbedingt hören will, wie schlecht alles ist und vor allem, wie sehr man selbst an allem Schlechten auf der Welt schuld ist, dann ist man bei Arte genau richtig: Man kann dort jede Menge Dokumentationen mit Zeigefinger- Appeal sehen wie zum Beispiel:
Blood in the Mobile: Wie im Kongo Kinder und Erwachsene die paar Krümel Seltene Erden für ganz wenig Geld zusammenkratzen, damit wir mit unseren Handys spielen können.

Nepal - mehr Mutter als Schwester: Wie ein Mädchen für die Erziehung und den Haushalt zuständig ist und ganz arm ist wegen der Globalisierung.

Die Straßenkinder von Mumbai: Wie Kinder in Mumbai überleben und warum unser Luxusleben daran schuld ist.

Der Film mit den Windeln (Titel unbekannt): Wie industriell gefertigte Windeln die Müllhalden zum Bersten bringen, weil sie nicht verrotten und die Kinder deswegen noch im Grundschulalter in die Hosen kacken.

Der Film mit dem Wasser (Titel unbekannt): Wie sich böse Konzerne die Wasserversorgung in der Welt aufteilen und wir ausnahmsweise mal nicht selbst mit dran schuld sind. Außer vielleicht, dass wir den doofen Kapitalismus dulden.
Karol - Papst und Mensch: Wie PJPII. den Vatikan erobert hat und dieses Mal der böse Sozialismus dran schuld war. Wie er fast erschossen wurde, aber leider nur fast und wie er den Menschen gesagt hat, dass AIDS Gottes Strafe ist und dann wirklich gestorben ist, vermutlich nicht an AIDS, aber immerhin, wahrscheinlich war die verkommene Menschheit schuld daran, wer weiß. Bei den Katholiken ist doch immer wer selber schuld an irgendwas.
Und viele andere Filme, in denen man entweder direkt oder indirekt für das Elend auf dieser Welt verantwortlich gemacht wird und ein paar wenige, in denen nur gierige Konzerne schuld am Elend tragen, wir aber garantiert nichts dagegen ausrichten können.

Ach, am Besten ist es, man bringt sich gleich um! Aber vorher Arte+7 schauen!

Dienstag, 23. November 2010

JaJa, ein Flop, ich geb's zu: Meine Kidnapping-Umfrage!

Ganze zwei Teilnehmer hatte meine großartige Umfrage zum Thema "Prominentenkidnapping durch eine wiederauferstandene RAF". Die Teilnahme ist sogar so gering ausgefallen, dass NOCH NICHT EINMAL ICH mich traue, sie auszuwerten und die äußerst unräpresentativen Ergebnisse zu veröffentlichen.

Heißt das nun, dass...
  1. ...die Umfrage viel zu beknackt war?
  2. ... die möglichen "Opfer" viel zu beknackt sind, um für eine Entführung in Frage zu kommen?
  3. ...dass meine Leserinnen und Leser von solch brachialen Methoden nichts halten, sich ergo äußerst verfassungskonform verhalten oder auf Versöhnung aus sind?
  4. ...niemand mehr die RAF kennt?
  5. ...man sich fragt, warum die Royal Air Force irgendwelche B-Promis entführen sollte?
  6. ...es wirklich Wichtigeres gibt als sich einen Kopf um irgendwelche B-Promis zu machen?
  7. ... freie Nennung...?
Apropos Listen: Aktuelles aus der Welt!
  1. Es gibt wohl Krieg im geteilten Korea
  2. wir gehen erst mit 70 in Rente
  3. einen (branchenübergreifenden) Mindestlohn wird es niemals nicht geben, NICHT MIT UNS!
  4. es soll demnächst schon wieder schneien, obwohl offiziell noch gar nicht Weihnachten ist
  5. Johannes Heesters wird zum fünften Mal 100
  6. im Mediamarkt gibt es jetzt wieder eine Schallplattenabteilung (das sind die runden, schwarzen Scheiben mit dem Loch in der Mitte und der Auslaufrille)
  7. Prince William und Kate Middleton heiraten
  8. Es gibt keine Krise, und es gab auch nie eine
  9. Griechen singen und tanzen doch nicht den ganzen Tag, aber ihren Müll räumen sie bis auf Weiteres auch nicht mehr weg
  10. Rundfunkgebühren abkassieren UND auf die Quote schielen schließt sich gegenseitig aus (nur nicht bei ARD und ZDF)

Freitag, 15. Oktober 2010

Ich erschieße keine fremde Menschen! Aber wenn die Dummheit siegt?

In der Arztpraxis. Ein Pärchen um die 30 betritt den Warteraum und setzt sich. Sie kramt in ihrer Tasche.
Frau: Willst Du die Zeitung?
Mann: Ja, gib her...
Die Frau holt die Zeitung heraus – Berliner Kurier – und teilt sie in der Mitte auf. Dem Mann gibt den Nachrichtenteil, sie selbst behält den Rätselteil. Sofort setzt sie sich an ein Kreuzworträtsel und füllt es aus, während der Mann in der Zeitung blättert und an einem Artikel hängen bleibt.
Mann: Hier steht, dass ein Arbeitsloser 1200 Euro verdienen darf. Also ich verstehe das nicht...
Frau: Was? 1200 Euro? Soviel verdiene ja ich nichtmal. Das ist ja unverschämt, dass die soviel verdienen dürfen.
Mann: Da fragt man sich, wozu man überhaupt noch arbeiten geht...
Frau: Ich versteh' das nicht. Sollen die doch arbeiten gehen...

Und spätestens ab diesem Moment, zuvor hatte ich noch interessiert zugehört (bei Leuten, die den Berliner Kurier, die BZ oder die Bildzeitung „Zeitung“ nennen, höre ich immer genau zu), möchte ich den beiden am liebsten ihre sogenannte Zeitung aus der Hand reißen und sie ihnen um die Ohren hauen. „Na, wer 1200 Euro verdient, der arbeitet doch“ würde ich ihnen am gerne zurufen. „Oder was glaubt ihr, dass da jemand kommt und sagt Ja ihr lieben Arbeitslosen, ihr tut mir so leid und deswegen zahle ich Euch einfach mal, sagen wir 1200 Euro und gut ist?" Ich halte jedoch den Mund und bin schockiert für den Rest des Tages.

In dem Artikel, den der Mann gelesen und offenbar falsch wiedergegeben hat, stand höchst wahrscheinlich etwas zum Thema „Zuverdienst“ für Langzeitarbeitslose. Nach den Plänen der FDP soll sich der Selbstbehalt für Leute, die wenig hinzuverdienen, verringern und sie so animieren, mehr zu verdienen, denn schon ab 400 Euro ist der Selbstbehalt größer. Folglich könnten Arbeitslose bis zu 1200 Euro brutto verdienen, bevor das Arbeitslosengeld voll angerechnet wird bzw. die Leistungen komplett entfallen. Na, so ähnlich - zumindest aus dem Gedächtnis rezitiert. Wahrscheinlich noch nicht einmal der Berliner Kurier wird behauptet haben, dass Hartz IV- Empfänger zusätzlich zu ihrem Bedarf noch 1200 Euro verdienen dürfen.

Also frage ich mich, wie viele Leute nicht einmal in der Lage sind, die recht einfach geschriebenen Artikel der Boulevardpresse zu lesen UND zu verstehen. Hier obläge der Presse die Aufgabe, alles noch einmal ganz genau zu erklären, damit das gering einzuschätzende Text-Lesevermögen der proletarischen Eliten nicht überfordert wird. Da wird doch das gesamte Bildungsdefizit in der Gesellschaft deutlich. Die Leute sind zu Bild um blöd zu lesen (sic!). Aber was soll man auch von einer Presselandschaft halten, in der Zeitungen die Mitteilungen von Bund, Lobbys und Agenturen unkommentiert und nicht mal recherchiert übernehmen? Gibt es das überhaupt noch: Zeitungen? Naja, wollen wir mal nicht unfair sein: Es gibt die Zeit, die Süddeutsche und die Jungle World. Und die haben ja auch ein paar Leser.

Die Lesenation Deutschland. Das ich nicht lache. Es geht doch wohl nicht darum, wieviel eine Bevölkerung liest, sondern darum, was. Mit Blick auf die Auflagenstärke der Zeitungen und die Bestsellerlisten bekommt das doch einen ganz anderen Geschmack: Da reiht sich Boulevard an Schmähliteratur auf Stammtischniveau und poesiefreie Trivialitäten an diverse Ratgeberbücher. Da wollen die Leserinnen und Leser doch lieber leicht Verdauliches in feinen Häppchen zugeführt bekommen. Sich einen Text erarbeiten? Poesie? Um die Ecke denken? Niente, nada! Wozu denn? Alles viel zu anstrengend.

Und so ist es zum Beispiel auch zu erklären, dass großartige Fernsehserien im Quotentief einfach verpuffen. Die Programmchefs reden mittlerweile davon, dass sie ihr Publikum nicht überfordern wollen und dementsprechend wird produziert: Belanglose Soaps, als Werbesendungen getarnte Wissenschaftsmagazine (Galileo und Konsorten) und Real-Life-Formate (Tattoos, Kinder, plastische Chirurgie u.d.m.) sind die Folge. Das Leben ist ja schon hart und anstrengend genug. Da wollen's wir in unserer Freizeit doch kunterbunt und weich haben, nicht wahr? Es ist allerdings kaum anzunehmen, dass solche kritiklosen, ausschließlich konsumierenden Flachzangen eine Bereicherung für die Arbeitswelt sind (egal wie diese organisiert ist).

Ich spreche hier von denselben Flachzangen, die niemals in ihrem Leben ein Theater von innen gesehen haben und dennoch wissen, dass sie darin das Grauen schlechthin erwartet. Von Menschen, die jeden andersartigen Gedanken mit dem Hinweis: Es ist so, es war schon immer so und es wird auch immer so bleiben, ablehnen (und offensichtlich im Geschichtunterricht gepennt haben), die dementsprechend keinerlei phantastische Energie haben, um eine Utopie zu entwickeln. Ein Pack, dessen größter anzunehmender Traum sich zwischen dem Erwerb eines Neuwagens, einem Plasmafernseher und einem Ferienhäuschen (in einem warmen Land am Meer) bewegt. Idioten, die wirklich glauben, dass eine Gehaltserhöhung mitten im Aufschwung nicht möglich ist (wann denn sonst, Ihr Deppen? In der Rezession?), die wissen, das Streiks der Wirtschaft nur schaden (das ist ja wohl auch der Zweck der Übung) und ein branchenübergreifender Mindestlohn oder gar ein bedingungsloses Grundeinkommen NICHT möglich ist. Dieses Lumpenproletariat misstraut zwar den Arbeitgebern allgemein und der Regierung insbesondere zutiefst, kauft ihnen aber jede ihrer unhaltbaren Behauptungen ab. Noch dazu lässt es sich gegen sozial Schwächere aufhetzen, ohne auch nur einmal zu hinterfragen, wem die Hetze nutzt um wem sie schadet. So eine Bevölkerung wünscht sich doch jedes totalitäre Regime, und für eine demokratisch gewählte Regierung ist das natürlich sowas wie Erdbeerkuchen mit Sahnehäubchen obendrauf.

Wer wagt es also, über den eigenen Tellerrand zu schauen? Mal die eigene Kontextbrille abzusetzen und sein Leben in ein Verhältnis zu anderen zu setzen?
  • Wer macht sich schon Gedanken um Hartz IV Empfänger (um den Bogen wieder zu schließen), die keinen (Vollzeit-) Job bekommen und froh sind um jede Kröte, die sie dazu verdienen können?
  • Wer hat Verständnis für Selbständige, die mal auftragslos durch Monate dümpeln und sich aufstocken lassen, aber dann und wann auch mal einen Treffer landen und vielleicht sogar 1200 Euro verdienen? Arbeiten die deshalb nicht? Haben die kein Recht auf einen halbwegs anständigen Lebensunterhalt?
  • Und wer geht schon davon aus, dass er anderen Menschen den Arbeitsplatz wegnimmt? Und zwar allein aufgrund der Tatsache, dass er eine Stelle wegen eines 30-Minuten-Gesprächs bekommen hat, auf die viele andere sich ebenfalls beworben haben? Und die vielleicht zufällig die falsche Qualifikation, Herkunft, das falsche Geschlecht oder sogar Kinder haben? Die eventuell sogar nicht in der Lage sind, ihre jämmerlichen Skills als hervorragende Leistungen darzustellen und so zu verkaufen wie man selber es tat?
  • Wer vermutet auch nur, dass jene, die für einen kleinen Stundenlohn arbeiten, die Lohnspirale nach unten drehen und andere dadurch unter Druck setzen, für noch weniger Geld zu arbeiten.
  • Oder wer denkt daran, dass jener, der schwarz arbeitet, auch jemanden braucht, der ihn schwarz arbeiten lässt? Und dass deshalb zur Debatte stehen muss, wer da eigentlich „asozial“ ist: Der, der Geld benötigt oder der, der ihn schwarz beschäftigt und so Sozialversicherungsbeiträge spart?
  • Und wer würde in der Sache zustimmen, dass, wie zu Urzeiten, immer noch Dummheit und Gier die Oberhand behalten, während die Vernunft nur der Bremsklotz ist, der die Welt vor dem endgültigen Untergang bewahrt? Würden uns wenigstens mittelgroße Leuchten regieren und einigermaßen intelligente Menschen die Firmen und Konzerne leiten, dann wäre unsere Welt wohl eine bessere. Und etwas Widerstand bitte... hat noch nie geschadet!
  • Und zuletzt: Wer überhaupt stellt denn wenigstens einmal in seinem Leben seine Grundüberzeugungen auf den Prüfstand? Anstatt dauerhaft Dämlichkeiten und Banalitäten von sich zu geben wie verdorbenes Essen? Ich? Kommt schon vor! 
Und macht mich das besser? Ich weiß es nicht! Aber nachdenken hat jedenfalls noch nie geschadet. Träumen auch nicht. Ohne Träume gibt es keine Zukunft. Darüber zu schreiben scheint mir wichtig. Weil mich an manchen Tagen diese unsägliche Borniertheit der Masse wütend macht. So wütend, dass ich am liebsten amok laufen möchte. Ich schieße aber eben nicht auf fremde Menschen, weil mir an besseren Tagen die Tatsache genügt, dass es auch andere Menschen gibt. Wenn auch nicht so viele. Aber es ist ein Anfang. Immerhin!