Sonntag, 26. Oktober 2008

Kulturhauptstadt werden wollen! Aber Schiller aus der Stadt buhen!


So so, Mannheim will also "Kulturhauptstadt Europas" des Jahres 2020 werden? Na, da ist es ja noch ein bisschen hin, was? Kann sich noch was tun, hmm? Denn was Mannheim zur Zeit nun ganz genau mit Kultur zu tun hat, ist nicht restlos geklärt! Mal überlegen: Es gibt ein Nationaltheater, eine Oper, zwei bis drei Museen und drei Kulturfestivals, wovon eines Mannheim nicht alleine gehört: Die lange Nacht der Museen nämlich. Dann gibt es ja noch die privaten Stiftungen und einige Galerien. Ist ja schon was! Kostenpflichtig immerhin, aber was soll's!

Nun, Mannheim hat ja ein besonderes Verhältnis zur Kunst. Immerhin brachte die Stadt das Kunststück fertig, Genies wie Schiller aus der Stadt zu buhen, nur um ihn sich später im Rahmen der Schillertage wieder einzuverleiben. Was wäre Mannheim ohne Schiller? Eine Stadt ohne Bedeutung! Was wäre Schiller ohne Mannheim gewesen? Ein glücklicherer Mensch, könnte man denken!

Sobald man den Kulturbegriff etwas erweitert, also der oben genannten Hochkultur etwas hinzufügt, wird es schnell eng. Klar, Popmusik hat hier Tradition, freie KünstlerInnen und Kunstvereine (die sich überwiegend selber finanzieren) gibt es auch ein paar. Das alles, nennen wir es prekäre Kunst, wird allerdings auf ein paar Wochenenden im Jahr reduziert und zusammengepackt, wie neulich der "Nachtwandel" im Jungbusch, sozusagen in einem Abwasch erledigt. Aber: Was passt ihm denn sonst noch nicht in den Kram, dem Herrn Karst?

Also, wenn Sie mich so fragen, lieber Text: Mir passt es ganz und gar nicht, dass die Kultur hier noch dazu so teuer ist. Das ganze Jahr lang jammert man über das Prekariat und seine Kinder, weil die dauernd vorm Fernseher sitzen und in ihre Kissen pupsen, statt dass sie am kulturellen Leben teilhaben. Und dann sollen sie noch ordentlich Asche dafür abdrücken. Ein Sozialticket gibt es ja nicht, nur die Alten und die ganz Jungen dürfen allerhöchstens mal vergünstigt irgendwo rein - was offenbar aber immer noch zu teuer zu sein scheint!

Insbesondere ist die Engelhorn-Reiss-Stiftung nicht zu verstehen, wenn sie überhaupt Eintrittsgelder verlangt. Ist es der Zweck dieser Stiftung, ausschließlich ihrer betuchten Kundschaft etwas zurückzugeben, und die pekuniär und sozial Benachteiligten drücken sich die Nasen platt? Und ist es nicht die Aufgabe von Staat und Kommune, von den eingenommenen Steuergeldern kulturelle Vielfalt zur Verfügung zu stellen, und zwar umsonst für jedermann? Wie war das nochmal mit dem Bildungsstandort Deutschland?

Das Einzige, was sich in Deutschland bildet, ist eine Zwei-Klassengesellschaft: eine, die Zugang zu Bildung und Kultur hat, und die andere mit den 128 TV-Kanälen und Multifunktions-Fernbedienung. Ausgerechnet die Deutsche Bahn hat's vorausgeseh'n und schon 1964 ein Zweiklassensystem eingeführt - freilich nur, um die dritte und vierte Klasse abzuschaffen. Damit hat die Bahn, diese Schlawinerin, jahrzehntelang geschickt ihre Rolle im Dritten Reich vergesssen lassen.

Die Bahn musste daraufhin unfreiwillig eine Ausstellung über eben diese Rolle über sich ergehen lassen, und das in ihren eigenen Räumen und für umme. Und das ist eben der Punkt: Bildung und Kultur müssen den Staat, die Länder und Kommunen zwar einiges wert sein. Doch darf es niemals vom Portemonnaie abhängig sein, diese Kultur goutieren zu können. Man stelle sich vor: Horden von sonst vor sich hin gammelnden Jugendlichen überwinden ihre Langeweile und besuchen zum Spass und Zeitvertreib ein Museum. Und entdecken dort, ganz ohne Lehrer, eine neue Welt.

Der ALG2- Empfänger, Totalversager vom Dienst und Überlebender von Jobcenters Gnaden, findet endlich etwas Ruhe bei einem Konzert oder bei der Betrachtung eines Gemäldes. In seine Meditation vertieft findet er zwar nicht plötzlich eine Arbeit, doch vielleicht wenigstens etwas Trost und einen Rest von Selbstwert. Welche Menschen sind hart(z)herzig (höhö) genug, ihm das zu neiden?

Tja, vielleicht sollte Mannheim versuchen, "Kulturhauptstadt der Herzen" seiner EinwohnerInnen zu werden. Tatsächlich schafft die Stadt mit dem "Nachtwandel" im Jungbusch oder der "Lichtmeile" in der Neckarstadt ja was ganz besonderes. Und die "Lange Nacht der Museen, nun ja, sie ist vielleicht etwas zu groß geraten mittlerweile: Ein Tag hat ja nur 24 Stunden, wie soll das denn gehen? Im gesamten Delta Kulturgüter betrachten müssen, nur damit sich die 18 Euro Eintritt irgendwie rechnen?

Warum ist die eigentlich nicht umsonst? Mal ehrlich: Die Flyer könnten die beteiligten Städte besorgen, die Rumfahrerei die Verkehrsbetriebe sponsern und die Eintritte könnten die Galerien und Museen übernehmen. Und die lieben Leute von Deltamedien organisieren alles und lassen sich das von ihrem Biersponsor als Entschädigung für ihr miserables Bier entlohnen. Es gilt: Wer will, das Onkel Fritz und der kleine Mahmoud sich auch mal blicken lassen, der darf die Schwelle pekuniär nicht zu hoch hängen. Will man denn?

Lieber wäre es den MannheimerInnen bestimmt, wenn etwas kleinere Aktionen öfter im Jahr stattfänden, statt drei große und unüberschaubare Festivals, zwei davon im Herbst, zu organisieren. Denn was treibt der kulturinteressierte, doch weniger betuchte Teil der Mannheimer in den restlichen 49 Wochen des Jahres? Schon GEZ gezahlt?

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Vitamine sind das Alpha und das Omega! Und Fett hat kein Niveau!

Es ist immer dasselbe: Im Sommer schrumpft man seinen Körper auf Bikiniformat, und im Winter frisst man sich alles wieder drauf. Es ist ja so kalt, man bibbert die ganze Zeit und jede Bewegung macht gleich doppelt müde. Die im Sommer angeeignete Hautfarbe blättert ab wie alter Lack, denn die Sonne strahlt ja nur noch, wenn man irgendwo für wenig Geld arbeiten tut, und das dann auch noch drinnen. Kein Wunder, dass man da alles, was einem in die Quere kommt, in sich rein frisst. Kapitalismus macht halt dick, faul und dumm, wie man ja gerade mal wieder sehen kann.

O. aus B. hat sich extra ein neues Fahrrad gekauft und die Überlegung zum Erwerb einer Monatsfahrkarte verworfen. Im Endeffekt, so sagt er, fuhr ich zwar wieder mehr Fahrrad, bin dann aber mittags so hungrig gewesen, dass ich angefangen hatte, fettiges Zeug in mich hinein zu stopfen. Fett werden trotz bzw. durch Bewegung sei aber so dermaßen frustrierend, dass er sich angewöhnt hat, auf dem Markt eine Schale bereits zugeschnittenes Obst zu erwerben und zu schnabulieren. Vitamine, sagt O., sind das Alpha und sind das Omega!

Wenn ich Obst zum Mittag esse, fängt mein Hunger erst so richtig an. Ich bekomme dann regelrechte Currywurst-Phantasien, feuchte Träume in rot-weiß und einen Schmacht auf Haxe mit Zwiebelringen. Die Gnocchi sind am bitteren Ende wieder mit Käse-Sahne-Sauce statt mit Mehlschwitze, und zum Nachtisch gibt es dann bitte einen Schokoladenpudding. Hmmmmm! JunkFood ist das Beste wo gibt! Allein, der Geist ist willig, doch der Körper schwächelt arg und drängt einem immer dazu, Reserven anzulegen. Und meine Arbeitsumgebung macht es mir nicht gerade leicht, die Fußgängerzone in Ludwigshafen bietet jedenfalls all das auf, was ein Gesundheitsapostel in den Rang der Erbsünde heben würde (siehe oben).

Dabei wäre es ja so einfach, nur für den Hunger und noch dazu gesund zu essen. Ist es aber so lecker wie daheim nur bei Muttern, fällt es eben schwer, einfach so den Suppenlöffel hinzulegen. Am Ende ist im Topf doch nur noch ein ganz klitzekleiner Rest, der ja gar keine volle Mahlzeit mehr ergibt. Den kann ich doch nicht einfach wegwerfen, schließlich ist man ja im Krieg aufgewachsen, solch harte Zeiten vergisst man nicht! Damals wäre man richtig froh gewesen um jeden noch so kleinen Bissen! Also rein damit in die gute Stube, dann isses weg, jawoll!

Auf die Idee allerdings, so zu portionieren, dass das Mahl für zwei Tage reicht, bin ich offensichtlich erst in diesem Moment gekommen. Es ist letzlich albern: Man quillt so lange in die Horizontale, bis die Hosen nicht mehr passen und die Pullover unbequem spannen. Dann werden eben neue Hosen gekauft und auch neue Pullover, schon mal von vornherein ein bisserl größer, gelle? Dann füllt sich aber auch diese Spanne zwischen dem mit dem Daumen weggehaltenen Hosenbund und dem Bauch, und man will auf einmal doch den unschönen Körperspeck loswerden. Das dauert dann wieder ewig, und am Ende hat man nagelneue Klamotten, die an einem herum schlackern und alte, die endlich wieder passen. Was ist das nur für ein Leben?

Montag, 20. Oktober 2008

Wo das Glück wohnt! Eine CurryWurst kurz vor Mannheim!


Nun ist es ja nicht gerade so, als hätte ich mich besonders gefreut darüber, dass unser Urlaub nun zu Ende ist und wir beide - meine liebe Frau C. und ich - nun zurückkehren mussten nach Baden-Württemberg bzw. nach Mannheim. Gut hätte man es sich vorstellen können, einfach noch ein paar Jahre in der Türkei zu bleiben. Allein, man braucht uns hier noch, um uns auszupressen, bis wir alt und grässlich sind und nichts mehr mit uns anzufangen wissen. Rente mit 67? Brrrrr!

Schon als ich den Fehler machte und im wohlverdienten Urlaub in meiner LieblingsWochenzeitung "JungleWorld" blätterte, grauste es mir vor einer Rückkehr: In BaWü schob man kürzlich eine neunköpfige, kurdische Familie ab (siehe hier), u.a. weil eines der acht Kinder straffällig geworden ist. Eines von acht Kindern straffällig, also bitte, das ist ja eine bessere Quote als im Bundesdurchschnitt! Zudem wirft man der Mutter vor, dass sie erst kürzlich angefangen habe, deutsch zu zu lernen. Sie hatte wohl besseres zu tun, z.B. in den vergangenen zwölf Jahren acht Kinder zu erziehen. Und das im Königreich der Erziehungsratgeber!

Da muss ich doch wiederum sehr bitten: Der DurchschnittsSchwabe lebt schon was länger in Deutschland und hat die deutsche Sprache auch noch nicht gelernt! Kokettiert man hierzulande nicht auch mit dem Spruch "Mir könnet alles außer Deutsch"? Ist nicht auch der MiPrä von BaWü, Günther "Die Maske" Oettinger sprachlich, ähemm, etwas eingeschränkt? Außerdem: Welche inneren Prozesse im Hirn eines Menschen begünstigen es, solche Urteile zu fällen: Einfach eine Familie in Sippenhaft zu nehmen und abzuschieben?

Denn irgendwer muss das ja beschlossen haben! Stecken dahinter etwa bösartige Sadisten oder ist es ein ausgeklügeltes, automatisiertes System von (Un)Zuständigkeiten und anonymen Bescheiden? In beiden Fällen darf man ruhig fragen, wie weit sich das eigentlich von den Handlungen der braven Deutschen des 3. Reiches unterscheidet, wo man ja auch nicht anders "konnte", nein sogar "musste". Klingt hart? Ist aber im Prinzip das Gleiche! Das ist zwar jetzt kein spezifisches BaWüProblem, sondern auch ein gesamtdeutsches. Apropos: Die Welt zu Gast bei Freunden? War das etwa limitiert nur auf ein lausiges Jahr?

Wir zu Gast in Stuttgart: Vom Flughafen fuhren wir mit der S-Bahn an den Haupbahnhof, und sollten dort erst einmal fast eine Stunde auf den Anschluss warten. Es kam uns seltsam vor, wieder der deutschen Verkniffenheit zu begegnen, dabei waren wir nur zwei Wochen lang weg. Uns knurrte der Magen und wir froren. Dort im Hauptbahnhof gab es eine Würstchenbude, ich bestellte uns eine CurryWurst (wenn schon, denn schon!) und einen vegetarischen Döner, Cola und Cola Light.

Meine liebe Frau C. aß auf, musste dann noch mal kurz für kleine Mädchen und entschwand in Richtung WC. Ich beendete ebenfalls die Mahlzeit und saß und wartete. Dann kam der Tischsaubermann und verscheuchte mich. Es sei ja schon unverschämt, da noch zu sitzen, wo wir schon aufgegessen haben. Ich solle doch bitte aufstehen und gehen, Platz machen für andere Leute, bellte er. Aber ich warte doch nur kurz auf meine Frau, erwiderte ich. Außerdem sind ja noch alle Tische frei, fügte ich hinzu. Verschwinde Sie, mir brauchet so Leit hier nidda, die nor rumsitze und nix meah esse wollet! schrie er mich an und griff nach der Waffe in seinem Halfter.

Verschüchtert verliess ich diesen Ort, denn mein Revolver war noch ungeladen, wegen der Zollbestimmungen in Deutschland. Ich wartete an anderer Stelle auf meine liebe Frau C., lange Zeit und vergebens. Nirgends war sie zu sehen, und so nahm ich tags darauf unsere Koffer und baute mir aus ihnen ein Haus, das mich wärmen sollte. Aus dem kurdischen Teppich rollte ich einen Aussichtsturm, und seitdem wache ich dort Tag für Tag und Nacht für Nacht.

In den einsamen Stunden denke ich an die gemeinsame Zeit mit meiner Frau. Und auch daran denke ich: Dass es wohl besser gewesen wäre, in der Türkei zu bleiben, ein Geld mit Marzipanzucht zu verdienen. Denn dort ist es warm und gut, und das Glück wohnt im Herzen der Menschen, nicht in ihrer Geldbörse! Doch hier, in meinem Haus aus Koffern, lade ich langsam meinen Revolver, Patrone für Patrone, und sinne auf Rache!

Sonntag, 12. Oktober 2008

Die Hölle, das sind die Anderen! Walgesaenge im Berggedraenge!

Okay, Jörg Haider ist also tot. Darf man sich darüber freuen? Als ich mich einmal freute, weil der Ayatollah Kohmeini gestorben war, schalt mich meine Mutter: Egal wie bescheuert ein Mensch sei, so dürfe man sich nicht über seinen Tod freuen, meinte meine mit einem Mal ach so christlich ambitionierte Gebaererin. Als der Ayatollah bei seiner Beisetzungsprozesion dann noch aus dem Sarg fiel, freute ich mich zwar noch mehr, aber nach innen, und aeusserlich musste ich mich als nicht allzu arg schockiert und mitfühlend zeigen. So bin ich auch nicht sonderlich traurig darüber, dass der Jörg Haider nun tot ist, den ich übrigens überhaupt nicht mit dem Ayatollah Khomeni vergleichen möchte, dies sei hier auf's allerdringlichste vermerkt!

Von der Religion und der İdeologie, beides Wahnmerkmale zutiefst verunsicherter Wesen, einmal abgesehen: Wenn man einmal die Gesaenge der Muezzine in Gömbe, einem Bergdorf im Kaş-Bezirk - dies ein stereophones Wechselspiel, das Naturphaenomen des Echos einbezogen - hören darf, waehrend man in der Höhe des Gebirges eine Rast einlegt und das herrliche Bergpanorama hinter sich weiss, dann könnte man fast eine Spiritualitaet verspüren, den Sinn von Religion sogar beinahe verstehen. Doch nur beinahe!

Es traegt einem Aiolos die schönsten Gesaenge zu, und fast erstarrt man vor Ehrfurcht. Man wünschte sich den Stümper-Muezzin aus Kaş fort, darob er noch einmal in Gömbe zur Lehre ginge. Sein SingSang naemlich klingt arg nach Strafversetzung seinerseits, was einher gehen mag mit einer Bestrafung des doch arg sündigen Volkes hier, verdorben von den Touristİnnen aus aller Herren Laender. Es wird getrunken und gefressen, keiner schert sich einen Deut um Religion, und das Gekreische des sauertöpfischen Muezzins verhallt zwar gehört, doch nicht beachtet. Die Hölle, das sind die Anderen!

Von unserem Balkon aus kann man sie sehen: die in den Berg eingehauenen Fluchtstaetten der frühen Christen. İn der Nacht werden diese übrigens beleuchtet, aus rein touristischen Beweggründen, versteht sich. Sieht recht hübsch aus, und es kommen einem unchristliche Gedanken in den Sinn, etwa in der Art von: Wie waere es, wenn die Christen niemals aus ihren Höhlen herausgekommen waeren, also noch immer Flüchtlinge sein müssten? Waere die Welt ein besserer Ort? Vieles in mir möchte dies denken! Dann gaebe es auch die Hackbratzeninstitution des Papstes gar nicht, wohl auch solch ein Gesocks wie Kardinaele oder Bischöfe nicht.

Überhaupt, woher haben die Christen die Chuzpe, einen Stellvertreter ihres Religionsstifters zu ernennen? İst das nicht irgendwie anmassend? Oder hat Gott persönlich zu den Christen gesprochen und ihnen einen solchen anempfohlen, es ihnen sogar geboten? Eine kleine Stimme in mir sagt, dass dies wohl keineswegs im Sinne eines Jesus' gewesen sein könne, hat der nicht sogar gegen jegliche Autoritaeten gewettert? Und hat derselbe Jesus tatsaechlich Petrus als seinen Nachfolger bestimmt, oder ist das nur wieder eine pseudohistorische Nachdichtung, um das dadurch entstandene Machtgefüge nachtraeglich zu rechtfertigen?

Gaebe es ohne die erstarkten Christen überhaupt Muslime? Mit der sogenannten konstantinischen Wende begann ja überhaupt erst der Siegeszug des Christentums, die ja vorher in ihren Fluchthöhlen überleben mussten, deren niedergebrannten Kirchen hernach aber wieder haben aufgebaut werden dürfen und die es verstunden, ihre Macht auszubauen und jeden Mummenschanz daraufhin anwenden konnten. Haette Mohammed diese Religion zum Vorbild nehmen können, würden deren Protagonisten heute noch in Furcht vor Verfolgung verstreut in den Bergen leben?

So aber wurde Konstantin der Grosse durch die Christen, die Christen durch Konstantin maechtig, und Mohammed mag gedacht haben: WooHaah! Das mit der Religion und dem Staat und die Vergrösserung des Letztgenannten dadurch, dies Potenzial nutze ich allemal. Und schwupps, ist dem Mohammed der Lord persönlich erschienen und hat ihm weise Worte genebelt. Da hatte er dann seinen İslam, das Wort Gottes hat er wiederum höchstselbst im Koran verewigt, und nun versucht er bis heute vergeblich, die arabischen Wurschtelstaaten zu vereinigen zu einem einzigen Staat wie einst der Konstantin. Wer hat's erfund'n? Die Hölle, mein Lieber, das sind wir selbst! Und Menschen wie der Haider oder Khomeini wachsen einfach nach, da hilft die grösste Freude nicht!

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Sozusagen sozialisiert: Sommer, Sonne und Rente! Am Meer, am Meer, da ist's schoen!

Na? Wo ist es jetzt schoen heiss, wo kann man nachts noch draussen sitzen und tagsüber am Strand faulenzen, bei zugegebenermassen starkem Wind, dennoch mit Sonnenbrand brutzelnder Flamme so called Sonne? Soviel sei gesagt: Es ist nicht Mannheim! berhaupt würden sich die Menschen aus Kaş in Mannheim, ach was eigentlich in ganz D'land nicht wohl fühlen. Adnan, unser Wirt, sagt, er sei einmal in Deutschland gewesen und fand es ganz furchtbar: Die Busse und Bahnen waeren überpünktlich gewesen und die Leute haetten es dauernd eilig gehabt, seien gar nicht entspannt gewesen.

İn der Türkei hingegen, zumindest hier, an der lykischen Küste, sei man par naturelle schon mal so was von relaxed, man glaube es gar nicht. Adnan musste zugeben, dass man beispielsweise in Ankara oder İstanbul schon gar nicht mehr so relaxed sei, aber dort ist ja schon irgendwie Europa. Schmaehberufe sind für Adnan Versicherungsangestellte, Bankkaufleute, Beamte und İmmobilienmakler. Seine Familie hat in Demre eine Gemüsefarm, die Tomaten und Gurken haben weltweiten Absatz, auch in Deutschland. Genau genommen koennten die Mannheimer Adnans Gemüse gut kennen.

İm Sommer allerdings, von Maerz bis Ende Oktober, führt Adnan die Meltem-Pansiyonin Kaş. Er verdient nicht viel mit all seinen Bemühungen, aber so wie er sagt: Was brauchst Du mehr? Eine Familie, ein Haus und genug zu Essen! Und eine gute Sozialversicherung! İn der Türkei muss man exakt 25 Jahre in die Sozialkasse einbezahlen, waehrend und nach dieser Zeit sind alle Angehoerigen krankenversichert. Am Ende gibt es noch eine kleine Rente, unabhaengig vom Einkommen, sozusagen sozialisiert. Bis 67 arbeiten? Am Arsch, Alter!

Rente ab 48, das gibt es alles für ca. 150 € im Monat, und wer sich's nicht leisten kann, muss auch nicht darben, ist aber schon etwas angeschissen. Dennoch kann man sich kostenlos vom Arzt behandeln lassen, und eine Minimalrente gibt es auch. Die türkische Regierung hat immer noch einen sozialen Anstrich und behandelt ihre Waehlerİnnen möglicherweise um einiges fairer als es im sogenannten sozialen Europa gaengig ist.

Weswegen nicht alle Türkİnnen glücklich über einen möglichen Beitritt der Türkei zur EU sind. Wer kann es İhnen verdenken? Nicht jeder wünscht es so zugerichtet zu werden wie die Europaer es laengst sind: Als willfaehrige Maschinen, die von Job zu Job hetzen und nicht mehr auf ihren Körper, auf ihren Rythmus zu achten in der Lage sind! Und denen die Arbeit das halbe Leben ist, die andere Haelfte aber ist die Pflicht!

Sonntag, 28. September 2008

Einer dieser Tage! Alle sind krank heutzutage!

Es gibt so genannte Thementage nicht nur im Fernsehen, sondern auch im echten Leben. Das echte Leben lässt sich aber leider nicht so lässig ausknippsen wie die Bildermaschine der elektronischen Art. So ist ein Thementag nicht immer nur ein Thementag, sondern manchmal auch einfach nur "einer von diesen Tagen". Wie neulich, als FarmerBoy mit BionicWoman zusammen war.

Diese klagte über eine ihrer alltäglichen, zuerst sitzplatzfreien, Fahrten mit dem ICE. Denn trotz Montskarte hat man keinerlei Anspruch darauf. Nun ist BionicWoman einigermaßen gewieft und konnte doch noch ein leeres Abteil finden. Dummerweise gesellten sich alsbald zwei mittelalte Damen dazu, die sich als geschwätzige SeniorSportlerinnen entpuppten. BionicWoman ist es generell lästig, wenn sich Menschen allzu lautstark ihrer Umwelt mitteilen, und sei es nur im Zwiegespräch.

Als das Thema aber vom Sport zu Sportverletzungen wechselte, und die darin vorkommenden Stichworte um offene Knochenbrüche, schlecht verheilende Narben und Blutgerinnsel kreisten, wurde es BionicWoman zuviel. Die Gute ist dermaßen empfindlich, dass allein der Gedanke an eine zweckmäßig zur Gesundung nochmals gebrochene Nase sie ohnmächtig im medizinischen Sinne machen kann, Schwindelgefühl und Übelkeit aber auf jeden Fall evoziert.

BionicWoman bat die beiden Frauen, doch bitte bitte das Thema zu wechseln: "Sie wissen schon, mir wird da ganz fahl, knick-knack, zwinkerzwinker, Sie verstehen?". Tatsächlich war für knapp 30 Sekunden Ruhe. Offenbar aber war eine Widerwärtigkeit noch unausgesprochen und musste zur hemmungslosen Prahlerei missbraucht werden. BionicWoman aber konnte nicht anders, als das Abteil zu verlassen und fortan sitzplatzfrei weiter zu reisen. Davon wurde ihr auch nicht besser.

FarmerBoy lud sie daraufhin zum Essen ein, und die Bahnfahrt dahin gestaltete sich nicht besser: Drei junge, Männer unterhielten sich lautstark, jawohl, über ihre diversen Sportverletzungen. Im Restaurant hingegen unterhielt sich das einzige andere anwesende Pärchen nicht über durch Mördersport zugezogene Verletzungen, dort ging es eher um altersbedingte Krankheiten und heilende Operationen an Hüftgelenken und offenen Beinen. Und beim anschließenden Besuch in einer Galerie war ein ähnliches Gespräch zu vernehmen. Dann war aber gut, und das Thema "Krankheit" wurde durch einen Vollrausch zur Seite gedrängt und im Schlaf durch lautes Schnarchen übertönt.

Wie aber kommt es, dass ein Thema an einem besonderen Tag überproportional oft auftaucht? Wurde zuvor eine medizinische Fachtagung abgehalten, welche Interessierte und Betroffene dermaßen beeindruckt hat, dass sie all ihre körperliche Auffälligkeiten noch einmal rekapitulieren mussten? Dagegen spricht, dass es haufenweise öffentlich durchgekaute Themen gibt, die aber niemals im Privaten erörtert werden müssen.

Die weltweite Finanzkrise derzeit sollte doch wohl jeden betreffen, besonders die Besitzer unter uns. Trotzdem ist das für die Menschen in diesen Tagen kein Topthema. Merke: Was sich in den Köpfen der Menschen fest setzt, kann von außen nur schwer gesteuert werden. Und was vom Zuhörer registriert wird, kann auch eine Folge selektiver Wahrnehmung sein. Nehmen wir es also nicht ganz so genau!

Dienstag, 23. September 2008

In der Zwischenzeit! Neues vom Holiday-Park!


Eine Freikarte kann vieles bewirken. Sie schafft es immerhin, dass FarmerBoy Dinge tut, die er sonst nicht tut. Gut, etwas überzeugen musste ihn RJay schon: Immerhin könne er, FarmerBoy, dort etwas erleben, über das er ja später noch schreiben könne. Außerdem habe RJay früher sogar einmal dort gearbeitet.

Dort, das ist der Holiday-Park. Und FarmerBoy hasst Vergnügungsparks. Aber wie gesagt, eine Freikarte verändert den Menschen. Und so begibt sich FarmerBoy auf die Reise nach Hassloch und wartet am dortigen Bahnhof auf RJay. Der Bahnhof in Hassloch ist wohl der langweiligste Ort im Universum. Dort gibt es nichts, außer einer kleinen Bahnhofskneipe. Die Menschen darinnen warten wohl schon seit Jahren auf den Zug, der sie fort trägt aus dieser Stadt.

Hassloch ist bekanntermaßen so durchschnittlich, dass die Menschen dort Testprodukte zu kaufen bekommen. Die Zusammensetzung der Bevölkerung ist repräsentativ und lässt sich auf die Bundesrepublik hochrechnen. Wenn also irgendein probiotischer Joghurt mit 0,01% Fettanteil auf den Markt kommt, dann hat er den Hasslochern geschmeckt.

FarmerBoy bekommt plötzlich große Angst und beruhigt sich erst wieder, als RJay mit dem nächsten Zug ankommt. Beide warten nun auf den Bus, der sie zum Holiday-Park bringen soll. Das dauert ca. 30 Minuten, was ziemlich genau eine halbe Stunde zuviel ist, wenn man sich in Hassloch am Bahnhof aufhalten soll.

Der Vergnügungspark wird von Louis XIV beherrscht. So nennen ihn seine Angestellten hinter vorgehaltener Hand. Mit majestätischer Geste beherrscht er ein Gebiet, in dem das Licht nie ausgehen möchte. Am Ende der Saison schaut er auf sein Volk hinab, das seine saisonal bedingte Arbeitslosigkeit feiern darf. Die Feier geht auf Kosten des Sonnenstaats. Bis dahin wird aber gearbeitet.

Der Sonnenkönig beschäftigt allerlei Personal. Am glücklichsten dürften die StudentInnen sein, die nur ihre Finanzen aufbessern möchten. Weniger glücklich sind die saisonal Angestellten, die ihr Gehalt mit ALG2 aufstocken müssten, wenn sie nicht so viele Überstunden machen würden. Man kann das Personal gut auseinander halten: Jene die lächeln sind die StudentInnen, die anderen lächeln nicht. Trotzdem sind viele zufrieden und stolz. Für sie ist der Park alles.

Der Holiday-Park ist letzten Endes auch eine Single-Börse: Wer auch immer dort arbeitet, dem wird eine Affäre verheißt. So hat der Mitarbeiter Z. dort seine Freundin kennen gelernt. Andere bändeln gerade an. Es lässt sich wohl doch leben in der Armut. Man sollte den MitarbeiterInnen jedenfalls allen Respekt erweisen: Wer es schafft, 10 Stunden an einem Fahrgeschäft zu stehen und die Musik dort ohne seelische Schäden zu ertragen, der ist ein Held der Arbeit. Schade, dass die meist jugendlichen Gäste diesen Respekt nicht gewähren wollen. Doch die seltsam tumbe Masse, die sich durch das Gelände schiebt, ist auch nicht viel freundlicher.

So endet der Tag für FarmerBoy, und er ist RJay dankbar für den gewonnenen Einblick. Zurück am Bahnhof in Hassloch flirten noch ein paar Betrunkene mit Holiday-Park-Mitarbeiterinnen. Der passende Soundtrack dazu ist Arcade Fire, der passende Zug ist der nach Mannheim. FarmerBoy kommt genau rechtzeitig an, um die letzte StraBa zu verpassen. Der Weg nach Hause wird nachdenklich