Dienstag, 23. September 2008

In der Zwischenzeit! Neues vom Holiday-Park!


Eine Freikarte kann vieles bewirken. Sie schafft es immerhin, dass FarmerBoy Dinge tut, die er sonst nicht tut. Gut, etwas überzeugen musste ihn RJay schon: Immerhin könne er, FarmerBoy, dort etwas erleben, über das er ja später noch schreiben könne. Außerdem habe RJay früher sogar einmal dort gearbeitet.

Dort, das ist der Holiday-Park. Und FarmerBoy hasst Vergnügungsparks. Aber wie gesagt, eine Freikarte verändert den Menschen. Und so begibt sich FarmerBoy auf die Reise nach Hassloch und wartet am dortigen Bahnhof auf RJay. Der Bahnhof in Hassloch ist wohl der langweiligste Ort im Universum. Dort gibt es nichts, außer einer kleinen Bahnhofskneipe. Die Menschen darinnen warten wohl schon seit Jahren auf den Zug, der sie fort trägt aus dieser Stadt.

Hassloch ist bekanntermaßen so durchschnittlich, dass die Menschen dort Testprodukte zu kaufen bekommen. Die Zusammensetzung der Bevölkerung ist repräsentativ und lässt sich auf die Bundesrepublik hochrechnen. Wenn also irgendein probiotischer Joghurt mit 0,01% Fettanteil auf den Markt kommt, dann hat er den Hasslochern geschmeckt.

FarmerBoy bekommt plötzlich große Angst und beruhigt sich erst wieder, als RJay mit dem nächsten Zug ankommt. Beide warten nun auf den Bus, der sie zum Holiday-Park bringen soll. Das dauert ca. 30 Minuten, was ziemlich genau eine halbe Stunde zuviel ist, wenn man sich in Hassloch am Bahnhof aufhalten soll.

Der Vergnügungspark wird von Louis XIV beherrscht. So nennen ihn seine Angestellten hinter vorgehaltener Hand. Mit majestätischer Geste beherrscht er ein Gebiet, in dem das Licht nie ausgehen möchte. Am Ende der Saison schaut er auf sein Volk hinab, das seine saisonal bedingte Arbeitslosigkeit feiern darf. Die Feier geht auf Kosten des Sonnenstaats. Bis dahin wird aber gearbeitet.

Der Sonnenkönig beschäftigt allerlei Personal. Am glücklichsten dürften die StudentInnen sein, die nur ihre Finanzen aufbessern möchten. Weniger glücklich sind die saisonal Angestellten, die ihr Gehalt mit ALG2 aufstocken müssten, wenn sie nicht so viele Überstunden machen würden. Man kann das Personal gut auseinander halten: Jene die lächeln sind die StudentInnen, die anderen lächeln nicht. Trotzdem sind viele zufrieden und stolz. Für sie ist der Park alles.

Der Holiday-Park ist letzten Endes auch eine Single-Börse: Wer auch immer dort arbeitet, dem wird eine Affäre verheißt. So hat der Mitarbeiter Z. dort seine Freundin kennen gelernt. Andere bändeln gerade an. Es lässt sich wohl doch leben in der Armut. Man sollte den MitarbeiterInnen jedenfalls allen Respekt erweisen: Wer es schafft, 10 Stunden an einem Fahrgeschäft zu stehen und die Musik dort ohne seelische Schäden zu ertragen, der ist ein Held der Arbeit. Schade, dass die meist jugendlichen Gäste diesen Respekt nicht gewähren wollen. Doch die seltsam tumbe Masse, die sich durch das Gelände schiebt, ist auch nicht viel freundlicher.

So endet der Tag für FarmerBoy, und er ist RJay dankbar für den gewonnenen Einblick. Zurück am Bahnhof in Hassloch flirten noch ein paar Betrunkene mit Holiday-Park-Mitarbeiterinnen. Der passende Soundtrack dazu ist Arcade Fire, der passende Zug ist der nach Mannheim. FarmerBoy kommt genau rechtzeitig an, um die letzte StraBa zu verpassen. Der Weg nach Hause wird nachdenklich

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