Dienstag, 11. September 2007

Intelligente Selbstverteidigung! Und: Frauen an den Herd!

Zugegeben: Manchmal muss man sich gegen körperliche Angriffe durch die böswilligere Sorte Menschen wehren, die einem überall in der Stadt auflauern können. Viele Kampfsportstudios bieten deshalb Kurse zur Selbstverteidigung an, wie jenes, das mit hier gezeigtem Plakat auf sich aufmerksam macht.

Die "intelligente Selbstverteidigung" richtet sich ganz offenbar an Männer, die völlig unerwartet von rabiaten Frauen in die Knie gezwungen werden. Doch was kann man als Mann noch tun, wenn die Familienjuwelen durch ein weibliches Knie beschädigt werden?

Man(n) kann sich nur noch auf dem Boden liegend vor Schmerzen winden und um Gnade flehen, würde ich da sagen. Außerdem verbietet es sich ob unserer geschlechterdifferenzierten Erziehung, der angreifenden Frau entsprechend Paroli zu bieten. Wer Frauen schlägt, verlässt den Bereich des gesellschaftlichen Kompromisses.

Die Frage nach der entsprechenden Strategie muss also erörtert werden. Ein Anruf beim Veranstalter reicht aus, um herauszufinden, dass sich das Angebot selbstverständlich nicht an Männer richtet, die von Frauenbanden überfallen werden. Sondern an Frauen, die sich die Opferrolle nicht mehr länger gönnen und deshalb sozusagen selber Hand bzw. Knie anlegen wollen.

Den meisten Frauen traue ich allerdings zu, gerade diesen bereits erwähnten Kniff der Selbstverteidigung auch ohne Training zu beherrschen. Was kann man also in einem Selbstverteidigungskurs noch lernen? Man kann z.B. lernen, seinem Angreifer selbstbewusst in die Leistengegend zu zwacken. Sonst könnten falsche Skrupel den Verteidigungsaspekt möglicherweise mindern.

Andere Frauen erwehren sich der patriarchal- strukturellen Gewalt durch den Rückzug in das Matriarchat. Eine bekannte Vertreterin dieser Gesinnung ist Eva Herman, eine (nun) ehemalige Nachrichtensprecherin. Sie hat als Karrieristin beschlossen, dass die Bestimmung der Frau doch eher im häuslichen Bereich liegt: Kinderaufzucht, Haushalt und die Reproduktion männlicher Energiereserven.

Warum sie diesen Schluss nicht allein für sich vollzieht, sondern mit ihrem Sendungsbewusstsein auch andere Frauen erreichen will, mag schleierhaft sein. Denn schliesslich hat auch heute nicht jede Frau in 'tschland die Möglichkeit, sich zwischen Karriere und Haushalt zu entscheiden. Außerdem beginnt man sich zu fragen, warum Frau Herman nicht selbst endlich ernst macht und sich fortan nur noch Haushalt, Kind und Mann widmet, statt Bücher zu schreiben und in Talkshows aufzutreten.

In denen sie zudem die These vertritt, nach der die Frau schon zu Anbeginn aller Zeiten in der Höhle saß und den Getreidebrei für die Kleinen zubereitete. Doch ab und an verließ sie wohl doch mal die Feuerstelle, um mit den anderen Frauen gemeinsam Früchte zu sammeln. Wenn ihnen auf ihren kilometerweiten Wanderungen ein Wildschwein begegnete, lief eine der Frauen zurück, um die Männer zu holen. Denn nur diese konnten schliesslich ein Wildschwein erlegen.

Wäre es dermaßen unflexibel zugegangen, hätte die Menschheit wohl kaum überlebt. Der Frau traute man stattdessen noch bis zum 18. Jahrhundert viel mehr zu, als nur zu kochen: Sie galt als ein körperlich zwar nicht voll ausgebildeter Mann, der (die) aber im Ernstfall alles zum Überleben notwendige managen konnte. Die endgültige Version der Frau gibt es erst seit dem Zeitalter der Industrialisierung, als die Gesellschaft arbeitsteilig wurde.

Danach wurde die Frau zum Heimchen, das sehnsüchtig auf seinen arbeitstätigen Mann wartete und dessen geistiger Horizont von kleinkindlichen Erlebnissphären eingeengt wurde. Erst der real existierende Sozialismus räumte mit dieser Vorstellung auf, und nach der "Übernahme" der DDR gelang es, wenigstens einige Impulse von dort zu übernehmen. Soviel zur soziologischen wie auch biologischen Bestimmung der Frau.

Wem- immer- auch- sei- Dank wurde Frau Herman neulich vom NDR entlassen, weil ihre Gesinnung deutlich wurde, als sie ein wenig die "Idealvorstellungen" des 3. Reiches verherrlichte (hier...). Nun muss sich nur noch ihr Verlag von ihr distanzieren, und Ruhe ist im Karton.

Ich möchte nun ganz gewagt den Bogen zum Anfang dieses Textes spannen: Die selbstbewußte Selbstverteidigung der Frau ist wohl nicht nur im Kampfsport vonnöten! Und jetzt schiesse ich einen Pfeil ab: Als Mann möchte ich eine Frau um mich herum haben, die auf ihren eigenen Füßen steht und mich nicht in die Ernährerrolle drängt. Wer wen ernährt oder wer Kinder erzieht, ist keine biologische, sondern eine soziale Frage, die auf der Idee der Gleichberechtigung basiert.

Montag, 10. September 2007

Was sind schon 30 Minuten! Verkehr geht anders!

Man kennt das ja: Es ist später Abend, sagen wir mal sonntags um 21Uhr, man steht am Hauptbahnhof in Mannheim und möchte einfach nur nach Hause. Es gibt 3 Möglichkeiten: Man geht zu Fuß, man nimmt ein Taxi oder man wartet auf die nächste Bahn.

Die nächste Bahn kommt aber erst in 20 Minuten? Na, dann bleiben immer noch 2 Möglichkeiten: Man fährt mit dem Taxi oder geht zu Fuß. Doch das Taxi ist viel zu teuer? Man kann es sich als Bohemian nicht leisten, von seinesgleichen befördert zu werden?

Es bleibt die Möglichkeit, zu Fuß zu gehen, mit etwas Glück ist man so schneller zu Hause als mit der Straßenbahn. Immerhin spart man dabei eine große Strecke im Vergleich zur Bahn, die ja immer auch irgendwie nochmal kurz überall vorbei muss.

Ich persönlich bin am liebster per pedes. Ist es beispielsweise kalt, muss man nicht an ungemütlichen Haltestellen frieren. Die Bewegung hält einen warm. Begegnet man auf dem Heimweg doch noch der zuständigen Straßenbahn, ist man wirklich froh, sich nicht mit den anderen Fahrgästen darin stapeln zu müssen.

In meiner Schulzeit war es üblich, mit dem Sammelbus in die Schule verbracht zu werden. Die Eltern bezahlten einen monatlichen Beitrag zur Fahrkarte, die zum Teil von der Kommune gesponsert war. Die Busgesellschaft war stets der Meinung, dass ein Bus für die Schüler von 5 Gemeinden reichen müsse. Spätestens ab der letzten Haltestelle konnte man ein physikalisches Prinzip hautnah erleben:

Das Prinzip der Verdrängung, nachdem 2 Körper sich nicht zur gleichen Zeit am gleichen Ort aufhalten können. Wir sind trotzdem alle in die Schule gekommen, das hat immer funktioniert. Rätselhafterweise gelang der Weg nach Hause nicht immer. Zumal der Busfahrer ab und an beschied, dass der Bus nun voll sei und keine Fahrgäste mehr aufnehmen könne. Die Eltern murrten zwar, doch holten sie uns arme, schmachvolle Würstchen stets ab.

Ähnliches konnte ich heute beobachten: Die Straßenbahn war gerammelt voll, und ein Mann mit Zwillingskinderwagen begehrte Einlass. Er wurde ihm zwangsläufig verweigert. Und da die MVV- AG davon auszugehen scheint, dass die Zeit ihrer Passagiere weniger wert ist als ihre Rendite, bleibt es wohl bei dieser sehr ungünstigen Taktung der Züge. "Warten sie halt nochmal 30 Minuten, vielleicht ist die nächste Bahn ja nicht so voll."

Der 10- Minuten- Takt unter der Woche mag noch angehen, doch die Taktung am Wochenende ist schlicht unmenschlich. Liebe MVV- AG: Wochenends gibt es viele Reisende, Rastlose und Heim- oder Umkehrer. Ist es da nicht etwas blödsinnig, gerade hier weniger Züge einzusetzen? Böse Zungen könnten diesbezüglich von Profitgier sprechen!

Die Börse ist halt ein ganz schlechter Ort für den Erhalt von Infrastruktur. Mannheim könnte diesbezüglich eine Negativfolie für den Börsengang der Deutschen Bahn sein. Hoffentlich! Denn aus den Folgen der Privatisierung bzw. Teilprivatisierung öffentlicher Aufgaben hat man ja bis jetzt offenbar noch nichts gelernt.

"Britannia rules the world!", möchte man rufen. Oder besser noch "400 Jahre Mannheim, 20 Jahre Stadtplanung", wie ein Plakat prahlerisch, aber dabei völlig unbeabsichtigt auch verleumderisch, Mannheims Verdienste rühmt.

Samstag, 8. September 2007

Deutsches Gemüse für deutsche Deppen! Sonst Vielfalt für den Arsch!

Ich finde, dass sog. "Volksdeutsche", die meinen, das "Deutschland den Deutschen" gehöre und sonst niemandem, auch konsequent in ihrer Ernährung sein sollten.

Nein, ich rede nicht nur davon, dass sie statt Döner Bratwurst essen sollen, sondern ich möchte da noch einen Schritt weiter gehen: Ich rede von volksdeutschem Gemüse für volksdeutsches Gemüse. Ich rede von Kohl und Rüben in allen Varianten, auf dass die Doofmullen an ihren Ausdünstungen frühzeitig zu erkennen sind.

Vorbei ist's mit der Tomate und der Kartoffel. Sie kommt nämlich gar nicht aus deutschen Landen! Vorbei ist es auch mit den Zucchini, Auberginen und Brokkoli. Letzteres wurde sogar von einem Amerikaner "gezüchtet", und das geht in "Neudeutsch" ja gar nicht.

Die Mandarinen, sowieso alle Zitrusfrüchte, und auch die Banane sind keine mitteleuropäischen Produkte. Auch das Hühnchen wäre tabu, ist es doch ein Import aus Indien. Und Nudeln oder Reis könnt ihr euch auch bitteschön verkneifen.

Ja, so soll es sein, liebe Nazis: Ihr müsst das urdeutsche Zeug solange essen, bis euch euer Deutschland wieder aus den Ohren heraus kommt. Bis ihr kotzen müsst vor lauter Volkstum. Und vielleicht redet ihr euch dabei endlich mal die Wahrheit ein:

Dass es sowas wie ein deutsches Volk oder eine arische Landmasse nämlich gar nicht geben kann. Das sind willkürlich vergebene Namen für zufällig Anwesende in zufällig abgesteckten Grenzen. Manchmal sind's nur ein paar Meter und man ist dann zufällig z.B. ein Holländer.

Und so kann man allenfalls froh sein, in Deutschland geboren zu sein. Und man kann froh darüber sein, das uns Menschen aus aller Welt mit ihren Leckereien beliefern und manche sogar bei uns wohnen wollen. Denn alleine mit euch Doofmullen ist es hier ja gar nicht auszuhalten, ihr lieben Nazis.

Freitag, 7. September 2007

Eine kurze Kulturgeschichte des Mobilfunkgerätes! GPS und Dr. Seltsam!

Erinnert sich eigentlich noch jemand an die Zeit, bevor Mobilfunktelefone die Herrschaft über unser Leben übernommen haben? Heute ist es doch kaum mehr denkbar, ohne ein ordentliches Handy auszukommen. Ich erinnere mich nur daran, weil ich heute einen Film aus dem Jahr 1990 gesehen habe, in dem sich die Leute zum Telefonieren verabredeten.

Damals hat man sich tatsächlich noch persönlich getroffen, und wenn man miteinander nochmal telefonieren wollte, hat man extra einen Termin dafür ausgemacht: "Also bei mir geht es donnerstag Abend und freitag Vormittag gar nicht, aber sonst jederzeit! Außerdem habe ich ja einen AB!"

Mit dem Handy ist man aber für jedermann jederzeit erreichbar, kann zur Freude unseres Innenministers Dr. Seltsam durch GPS überall geortet werden und zur Not direkt von ferngelenkten Missiles angesteuert werden. Und sogar unser lieber Arbeitgeber forscht uns nach unserer Mobilfunknummer aus. Denn man weiss ja nie, ob es nicht irgendwann mal dringend sein könnte!

In Staatsanwaltkreisen handelt es sich neuerdings sogar um ein "konspiratives Treffen", wenn man sein Handy mal nicht dabei hat und sich mit Menschen trifft, die dummerweise unter Beobachtung durch den Staatsschutz stehen (hier...). Aber nun zu den angenehm praktischen Aspekten der Mobilfunktelefonie:

Freunde könnten uns ohne Handy nicht mehr mitteilen, dass sie ihren Aufenthaltsort spontan gewechselt haben oder wegen eines wichtigen Termins gar nicht kommen können: "Ich melde mich später nochmal, muss jetzt aber... also dann!" Beliebt ist auch: "Es wird ungefähr 5 Minuten später..."

Wichtigster Inhalt mobil geführter Gespräche ist laut meiner eigenen Statistik: "Wo bist Du gerade?", dicht gefolgt von: "Welchen Weichspüler meintest Du soll ich mitbringen?" Oder aber man begnügt sich gleich mit der Versendung digitaler Textfragmente, die aufgrund ihres dürftigen Inhalt dennoch telefonisch erörtert werden müssen. Man versuche mal einen Termin durch "simsen" zu vereinbaren. Ich drehe da regelmäßig durch!

Seit Jahren beobachte ich die mentale Abgeschiedenheit meiner Mitmenschen, die verträumt auf der Tastatur ihres Mobilfunktelefons herumhacken oder einfach nur darauf starren. Andere ohne jetztzeitigen Funkkontakt suchen nach dem richtigen Klingelton oder sie spielen lustige Spiele. Sie sind verloren für das direkte Gespräch. Irgendwo habe ich aufgeschnappt, dass manche Frauen gerne so tun als telefonierten sie, damit sie in der U-Bahn nicht angesprochen werden. Verdammte Dinger... (die Handies, nicht die Frauen).

Okay, okay, ich habe auch so ein Ding: Modell Vorkriegszeit mit ausfahrbarer Antenne, so wie man es von den alten Filmen kennt, wenn der General Soundso letzte Befehle in sein babygroßes Feldfunkgerät hinein brüllt. Man kann damit aber auch "simsen", was aber aufgrund motorischer Ungeübtheit meinerseits viel länger dauert, als einen Brief zu schreiben und ihn mit der Post zu verschicken.

Ich weigerte mich jedoch lange, mir ein Handy anzuschaffen: Zu groß die Kosten der Vertragsbindung, zu groß die Kosten der Minuten im Prepaid- Tarif. Irgendwann aber, ich war des öfteren unterwegs für eine Theatergruppe, musste ich mir doch so ein Ding anschaffen. Es war die Zeit, als die öffentlichen Telefone nur noch nackte Säulen im Lärm sein sollten und die Münzschlitze zu Kartenlesegeräten wurden.

Praktisch über Nacht begannen Freunde und Bekannte, mir kurzfristig abzusagen, wo sie sich vorher noch wegen meiner Unerreichbarkeit große Schande eingehandelt hätten, wären sie nicht gekommen. Auch der spontane Ortswechsel wurde vollzogen, wo vorher noch geduldig auf mich gewartet werden musste, weil "der arme Hund doch kein Handy hat!"

Jetzt heißt es nur noch: "Ach Du bist schon in München? Tut mir leid, wir sind gerade unterwegs nach Rostock! Da ist noch 'ne andere Party, München war so öd! Komm doch nach, wird bestimmt lustig!" Wobei man hoffentlich auch heute noch in München auf mich warten würde, weil "der arme Hund doch kein Auto hat!"

Kann sich eigentlich jemand an die Zeit erinnern, als noch nicht jeder ein Auto hatte? Heute ist es kaum mehr denkbar, ohne ein Auto sein Leben fristen zu müssen. Selbst Arbeitgeber verlangen seit einiger Zeit von ihren Angestellten, einen eigenen PKW zu haben, weil man ja nie weiß, ob es nicht irgendwann mal dringend sein könnte. So weit kommt's noch!

Mittwoch, 5. September 2007

Embedded Textsprengsel! Sonst Sommerloch!

Was ist in Mannheim eigentlich passiert in der Zeit meiner Abwesenheit? Die Suchmaschinen geben da nicht viel mehr her als das Übliche: Kleine Überfälle, kleine Unfälle, große und kleine Festivitäten, wenig Politik, wenig Kultur. Wie denn auch: Ist ja auch Sommerpause! Und doch fand immerhin ein kleines großes Konzertfestival statt.

Die unvermeidliche Band "Wir sind Helden" spielte auf beim Pop- im- Hafen- Festival, und ebenso die äußerst öde Band "Revolverheld" und die auf ewig verpeilten und gar nicht mal so schlechten "2raumwohnung". Ja wie war's denn so? Ich nehme mal an, es war ein großer Spaß?

Man spürt es wohl beim Lesen: Mir selbst scheint es kein großer Verlust zu sein, dieses Festival verpasst zu haben. Obwohl ich wahrscheinlich hingegangen wäre. Es war ja sonst nichts los, und gucken darf man ja schon mal, was der Hype um die deutsche Gitarre so macht.

Allerdings erwog ich schon einmal, gegen die Band "Wir sind Helden" eine Verfügung zu erwirken, da ich mich verfolgt wähnte: Die hübschere Hälfte der Band nämlich bevorzugte ganz bodenständig eben selben alten Berliner Kiez als Flaniermeile, in dem ich meine Morgen-, Mittags- und Abendwalks zu begehen pflegte, als ich noch ein Berliner war und nicht der FarmerBoy in Mannheim.

So war das nämlich: Ging ich eine Riesenpizza essen, waren sie da. Besuchte ich mein Lieblingscafe, um lecker Kaffee zu schlürfen, sah ich sie auch da sitzen. Las ich ein Buch am wunderbaren Paul- Linke- Ufer oder trank ein Bier im Bellmann's, ach Sie wissen schon... Das ist ja eigentlich nicht schlimm, und wer möchte es den Beiden verleiden, sich auf's Heimische zu beziehen?

Doch ständig erinnerte ich mich dieser Ohrwürmer, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen. Schlimm war nur: Ich mag die Musik von "Wir sind Helden" gar nicht, und die vernuschelten Texte habe ich eh noch nie verstehen können. Jetzt stelle man sich vor, man hat im Divenschädel dauernd Musik, die man nicht mag und in die fragmentarische Textsprengsel eingebettet sind, deren Sinn sich nicht erschließen will. Man ruft doch nur verzweifelt nach Hilfe!

Gibt es in Mannheim eigentlich schon eine Band, die "Embedded Textsprengsel" heißt? Wenn nicht: Bitte unbedingt gründen! Das ist ein toller Name und lässt auf ultra- interessante Musik schließen. Vielleicht spielt die Band ja auch Kaufhausmusik- Schleifen und liest darauf z.b. den "Leviathan" von Hobbes? Also mehr kann ich für die Mannheimer Musikszene wirklich nicht tun!

Vorher freue ich mich aber auf das Sulfur- Sonic- Festival. Ich kenne gar zwar keine von den Bands und Interpreten (na ja, außer Schwefel von Anfang der 90er). Und alle meine Bekannten sagen, die Bands seien dort oft anstrengend bis unhörbar. Mich reizt jedoch das Unbekannte, und meine Ohren leiden gerne unter akustischen Experimenten aller Art. Und vielleicht bedeutet "unhörbar" und "anstrengend" ja nur, dass ausnahmsweise mal keine Gitarren-, Schweine- oder Punkrockband dabei sein wird? Surprise, surprise...

Dienstag, 4. September 2007

FarmerBoy und CountryGirl! Back in Town!

So, jetzt also wieder zurück in 'tschland, genauer gesagt in Mannheim, und schwer überrascht vom hiesigen Wetter. Ich war ja der Meinung, die gemeldeten 14°C bezögen sich auf die Nacht. Nun denn, liebe MannheimerInnen, ich möchte Euch Trost spenden: Denn es ist fürwahr keine Freude oder Erlösung, bei 40°C im Schatten vor sich hin zu dämmern wie meine liebe Frau C. und ich es die letzten Tage in der Türkei tun mussten.

Ich möchte hier auf einen entscheidenden Vorteil kühleren Wetters hinweisen: Endlich kann man seine legèren Anzüge auftragen, ohne sofort zu transpirieren. Das ist Chic und es macht Spass, dem hiesigen Gammel- Look mal wieder edle Garderobe entgegenzusetzen. Denn das gehört so: Mein Vater z.B. war als junger Mann ein einfacher Maurer, aber er trug in seiner Freizeit stets maßgeschneiderte Anzüge.

Das kann sich heute kaum noch wer leisten, und wer sich wie ich der kapitalistischen Verwertungsmaschine so weit es geht entziehen möchte, der muss auf Stangenware zurückgreifen. Und ist somit wieder Teil einer viel perfideren Verwertungsmaschine, weil sich die produzierenden Kinder und Frauen in ärmeren Ländern ihre Gesundheit für einen Hungerlohn ruinieren müssen. Zu meiner Genugtuung aber werden die hässlichen Camouflage- Hosen unter den gleichen Bedingungen hergestellt. Dann doch lieber stilvoll grausam sein als tumb und doof! Genug des Vorhergehenden.

Erschrocken war ich gestern nicht nur wegen des Wetters. Viel mehr irritierte mich die "Messplatz Arena" am "neuen Alten Messplatz", in dessen unmittelbarer Nachbarschaft ich mich wohnend wähnen darf. Das Motto der Veranstaltung lautet nicht nur "Sport statt Gewalt", nein, das Angebot richtet sich auch noch an lärmende Kinder und Jugendliche. Ja hat man denn nie seine Ruhe? Und wie ist denn bitte das Motto zu verstehen? Sport hat immer auch mit Gewalt zu tun, fragen Sie mal einen Eishockeyspieler.

Zudem wird im Sport auf ewig dem schnelleren, besseren und flexibleren Menschen gehuldigt, und damit werden Leistungsträger für unsere Gesellschaft reproduziert. Sowas können nur Sozialdarwinisten wollen! Der kluge Mensch jedoch entzieht sich unnötiger körperlicher Anstrengung und profitiert von einem langsameren, weit bequemeren Wirtschaftswachstum.

Liebe Kinder von Mannheim: Wie wäre es denn mal mit folgendem Motto? "Denken statt Gewalt" Ach, das ist zu anstrengend, zu abstrakt? Ist klar, Einfalls- und Phantasielosigkeit waren ja schon immer die Garanten für gesellschaftlichen Fortschritt. Viel lieber sieht man die Menschen einem Ball hinterher grunzen als sich im intellektuellen Disput üben.

Täte man jedoch letzteres, würde man die Albernheit der dauernden Anstrengung und des Strebens erkennen: Der "Besssere" wird in der Logik des Kapitalismus nämlich ständig (über)strapaziert, während der "Schlechtere" weitgehend unbehelligt bleibt!

Donnerstag, 30. August 2007

Schnappschüsse! Und ein Düstermonolog!

Vor einer Stunde noch: Am Strand liegen, die dicke Plautze in die Sonne haengen, und das Meer schwappt über wie eine zu stark gerührte Tasse Tee. Der Imam ruft zum Gebet, niemanden hier interessiert es! Angesichts zweier vor der Moschee abgestellter Paar Schuhe verliert sich die Angst vor der İslamisierung der Welt schnell.

6 Jungs steuern unsere einsame Bucht mit dem Tretboot an. Warum bleiben die nicht an İhrem Stück Strand, diese Doofmullen? Der Grund wird sofort nach der Landung klar: Es muss heimlich geraucht werden, in Abwesenheit der Eltern, der aelteren Geschwister. Geraucht wird: eine lange Damenzigarette. Jeder kommt mal dran. Die Zigarette ist bald aufgeraucht, die Jungs verlassen unseren Strandabschnitt genauso geraeuschvoll, wie sie ihn betreten haben.
Wer hat Angst vorm Muselmann,
dass er Nachts nicht schlafen kann?
Das ist es, was ich hier sehe, im Südwesten der tourismusgepraegten Türkei: Eine völlig bekleidete junge Muslima badet zusammen mit ihren weniger- und wenigstbekeideten Freundİnnen. Als sie von einer grösseren Welle umgeworfen wird, haelt sie sich an dem offensichtlich von ihr angebeteten Jüngling fest. Sie bleibt sehr lange an ihm haengen.

Gestern noch: Eine Fahrt nach Kekova, 'the sunken city'! Zuvor besuchten wir den von den Antalya- Russen bevorzugten Wallfahrtsort Myrna nahe der Agrarstadt Demre: Dort liegt angeblich der Schutzpatron der russisch- orthodoxen Kirche, naemlich Santa Claus oder der für Christen heilige Sankt Nikolaus begraben. An den zahllosen Staenden: Reliquien und Devotionalien.

Die Russen hier sind eine besondere Merkwürdigkeit. Fast hat man den Eindruck, dass der durch den Verkauf der DDR gewonnene Erlös ausnahmslos den Falschen zugute gekommen ist:

Fette, schwitzende Patriarchen, die mit kolonialer Haerte und Haeme um Tand feilschen, im Verbund mit ihren Mamutschkas, den feisten Söhnen und ihren kaum bekleideten Töchtern. Letztere tragen bis in die Farblosigkeit gebleichtes Haar und Pirellireifen (tm) statt Lippen im Gesicht. İhr in engste Hotpants gezwaengtes Geschlecht wirft lange Schatten auf den Boden.

İn der Auswahl meiner Reiseklamotte habe ich auch als Mann der Etikette halber der Bedecktheit gefrönt. Überall auf der Welt soll man den Touristen an seinen kurzen Hosen und der Schlabbermütze bzw. BaseCap erkennen. İmmerhin traegt auch der Türke mittlerweile knielange Shorts, und mich aergert mein vorauseilender Gehorsam ein wenig, denn ich schwitze wie ein landestypisch unreines Tier.

Man klettert hier übrigens gerne über Absperrungen, um die Graeber von innen zu besichtigen. Da es dort aber nichts zu sehen gibt, scharrt man mit den Füssen den Boden auf. İch selbst habe kaum Respekt vor Absperrungen, wohl aber vor den Lebenden und den Toten - und seien sie noch so lange tot! İst es die Aehnlichkeit zu den deutschen Unzulaenglichkeiten, die mich hier so schreckt? Bin ich etwa altmodisch?

Nur einen Mausklick weiter - 'tschland: İnteressieren die Übergriffe auf Fremde in Deutschland nach einer Woche überhaupt noch? Einen Moment, ich schau mal nach... Naja, Top- Thema ist es nicht gerade! Man wirft ja der Ministerin von der Leyen Versagen vor: Zu ihrem Ministerialgebiet gehört nun auch mal die Jugend. Welche Werte werden denen aber gegenwaertig vermittelt? Humanistische Grundwerte doch ganz bestimmt nicht!

Apropos ostdeutsche Nazis: İch kann mich noch sehr gut an die akzeptierende Jugendarbeit erinnern, die man vorzugsweise jungen Rechtsradikalen angedeihen liess: Man müsse den fehlgeleiteten Jugendlichen nur ein kuscheliges Zuhause bereiten, dann integrierten sie sich schon und trügen den türkischen, phillipinischen und vietnamesischen Mamis die Einkaufstüten heim.

Dazu nur noch eines: Mache ich es den Schaben und Maden in meiner Wohnung kuschelig, dann fühlen die sich wohl und vermehren sich geschwind. Aber sie bleiben vor allen Dingen eines: Schaben und Maden! Die nur um wenige Grade höhere İntelligenz der Rechtsradikalen liess allerdings nicht nur wohliges Schnurren verlauten, sondern auch handfeste Strukturen entstehen. Und diese gehören zerschlagen mit aller Gewalt! Übrigens nicht nur in Ostdeutschland!

Wenn eine Ministerin aber nichts anderes vor hat, als ein paar Akademikerinnen zur Aufzucht einer deutschen Brut zu bewegen, und diese wiederum nichts anderes schaerfen lernen soll als den ureigenen İnstinkt der sozialen Selektion, dann passiert ebendies: Kaum dass die Brut dem Mutterkreuz - pardon - Mutterherz entwachsen ist, wendet sie das Erlernte an.

Diese Jungen können entweder diesseits der markierten Linie funktionieren oder jenseits derer die benagelten Knüppel schwingen und auf die noch Kleineren dreinhauen. Es sind die zwei Seiten ein und derselben Münze. Die Münze heisst: Kapitalistisch- liberale Wertegemeinschaft! Und der fehlt zudem die humanistische Praegung!

Schade, 'tschland haette naemlich das Zeug dazu gehabt, sich in eine andere Richtung zu entwickeln. So aber bleibt es ein Land wie jedes andere auch: Klein, schaebig und doof!