Montag, 16. Mai 2011

Alles geben und Zeit sparen: Multitasking ist die Mutter der Zerstreutheit!

Bevor ich mich nun an meine letztjährige Steuererklärung mache und mein Talent dazu vergeude, letzten Endes Geld an den Staat zu überweisen (es trifft ja die FDP- Agenda zu, dass jene, die keine Leistungsträger im FDP- Sinne sind, für ihren Arbeitsaufwand zu zahlen haben, damit jene, die arbeiten lassen, angemessen vergütet werden können), muss ich ein paar Takte zum Thema "Multitasking" sagen.

Meine ehemaligen Kolleginnen in meinen Ex-Jobs mussten ja immer darauf hinweisen, dass es ihnen sozusagen in beide X- Chromosomen eingeschrieben ist, viele Dinge auf einmal tun zu können, mindestens aber zwei, ohne dass die Qualität dieser Dinge leidet. Da kann ich als genauer Beobachter und Zuhörer nicht zustimmen: Wer gleichzeitig viele Rechenoperationen am Start hat, kann sich logischerweise nicht mit voller Konzentration vielen Einzelprozessen widmen - und die Qualität leidet!

Der Mensch hat eine bedingte Kapazität, und neben laufenden Körperfunktionen, die schon einen Gutteil der Energie absaugen, muss er die Restkapazität sorgsam aufteilen. Wer nur Kuchen isst, der widmet eben volle 100% dieser ausfüllenden Tätigkeit, wer dazu noch einen Kaffee trinkt, der benötigt anteilig jeweils 50% Aufmerksamkeit pro Einzelprozess. Und wer sich dazu noch mit einem Menschen unterhält, dem zerfällt die Konzentration zu drei mehr oder weniger gleichgroßen Teilen.

Ich merke, dass Multitasking nur unkonzentrierte Vieltuerei ist, daran, dass sich jemand am Telefon NICHT voll auf ein Gespräch konzentrieren kann, wenn er oder sie gleichzeitig das Kind füttert, im Internet herumstöbert und/ oder eine SMS ließt bzw. beantwortet. Diese Gleichzeitigkeit verschiedener Tätigkeiten ist schlicht nicht möglich! Wenn ein Gesprächspartner zu mir spricht, ist vielleicht das, was er sagt, reiner Konzentration gedankt. Sobald ich aber zu einer Replik aushole, konzentriert sich mein Gegenüber auf ganz andere Sachen und bucht nebenbei ein Gästezimmer für den Urlaub.

Im alltäglichen Leben gibt es diese Situationen ständig: Fahrrad fahrende Telefonistinnen, einkaufende, an der Kasse stehende Telefonistinnen, babywickelnde, kaffeetrinkende Telefonistinnen, sich mit FreundInnen am Tisch unterhaltende Telefonistinnen, mit dem Hund spielende Telefonistinnen usw usf. Dabei fällt mir auf, dass dieses Multitasking, dem Frauen so gerne und kompetent frönen, immer irgend etwas mit Telefonieren und mindestens einer zusätzlichen Tätigkeit zu tun hat.

Selbstredend schreibe ich hier von geschlechtsspezifischen Besonderheiten, die sich das weibliche Geschlecht selbst zuschreibt, als eine Form von internem, selbstbezichtigendem Sexismus. Dass ich nun explizit das Verhalten des weiblichen Menschen beschreibe, liegt einfach daran, dass mir noch kein menschliches Männchen begegnet ist, der von sich behauptet, er könne bewusst zwei Dinge gleichzeitig mit voller Konzentration steuern, sozusagen zu 200% (die Prozentzahl erhöht sich mit der Anzahl der Prozesse um jeweils 100%).

Schließlich wissen wir: Auch ein Herr Strauss-Kahn kann nicht gleichzeitig IWF- Chef sein und ein Vergewaltiger. Hintereinander, im Wechsel also, jedoch schon. Der IWF hingegen, als juristische Person, kann multitasken: Er kann Volkswirtschaften retten UND gleichzeitig ruinieren. Doch dies ist ist eine völlig andere Geschichte und verdient eine eigenständige Aufarbeitung.

Während ich dies geschrieben habe, habe ich übrigens: eine Überweisung falsch getätigt, meine Steuererklärung versehentlich gelöscht und ein guter Freund wird mich wohl nicht mehr anrufen, wenn er meinen Rat braucht:
Um seine Freundin zurückzugewinnen, habe ich ihm empfohlen, er solle ihr seine Kontonummer geben und dem Finanzamt mitteilen, dass das wohl nichts mehr wird mit ihm, zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. Aber dass er sie trotzdem liebt und sie ihm bitte das Geld zurück überweisen soll. Ich habe alles gegeben: 100 Prozent!

Samstag, 14. Mai 2011

Ein Reiseführer durch Sardinien (Teil 2): Flaschenpost von Silvio Berlusconi

Wozu sich so eine große Insel wie Sardinien alles eignet, kann man kaum in einen kleinen Post hineinschreiben. Es gibt viele Berge und Täler, und um die Insel herum befindet sich klarstes Meerwasser, dass in seiner Durchsichtigkeit beinahe an karibische Qualitäten heranreicht.

Viel Wald gibt es nicht mehr: Laut Reiseführer ist Sardinien nur noch auf ca. 13% der Gesamtfläche bewaldet. Den Rest bilden kleinere Städte, europäisch finanzierte Straßen mit aus geschichtlichen Gewogenheiten unaussprechlichen Bezeichnungen (z.B. SS 125) und die Macchia, eine Heidelandschaft. Dass dies trotzdem alles recht heimelig anmutet und die Insel weitgehend naturbelassen wirkt, ist ein Trost für Naturschützer und eine Freude für Touristen.

Wenn es dann doch einmal unwettert, dann sieht der ansonsten astrein weiße Sandstrand aus wie eine Müllkippe: Seegras, Bambus, Styroporverpackungen, Getränkedosen (Pfand ist ja eine rein bundesdeutsche Erfindung), Orangen, Warmwasserboiler und eine Vielzahl anderer Dinge. Ein Rätsel gaben mir jedoch die Glasflaschen auf, die man am Strand andauernd finden konnte. Wurden sie von Strandhockern liegen gelassen oder wurden sie als Flaschenpost angeschwemmt, sozusagen als nautische SMS- Vorlage (Ich bin gleich da, wo bist DU?) ohne jede inhaltliche Aussage?

Die oben abgebildete Flasche enthielt übrigens eine Nachricht. Dem Papier beigefügt war ein kleines, schweres Stückchen Erz, das in der Flasche herum kullerte. Auf dem Papier stand Folgendes geschrieben:
Ciao, lieber Finder!

Jeden Menschen und jede Frau möchte ich mit dieser Flaschenpost recht herzlich grüßen. Wie geht es Ihnen? Mir geht es sehr gut. Oder doch nicht so ganz, denn leider habe ich ein klitzekleines Problem: Ich weiß nämlich nicht wohin mit all dem Müll aus unseren CO²- neutralen, atombetriebenen Energiegewinnungsanlagen. Deswegen bin ich auf Ihre Hilfe angewiesen.
Vielleicht landet diese Flaschenpost auf einer hübschen Insel mit viel Natur und wenig Arbeit. Dann kann ich Ihnen folgendes Angebot machen:
Ich baue auf Ihrer Insel ein Atomendlager und lagere dort im Folgenden viele viele klitzekleine Stückchen Plutonium (siehe Anlage). Dafür bekommen Sie irgendeine finanzielle Unterstützung und gelegentlich eine Einladung zu einer meiner Partys.
Anbei eine weitere, kleine Anfrage: Ein kleines Flüchtlingsendlager macht auch nicht so viel Arbeit, wie man gemeinhin denken könnte. Doch Lampedusa ist viel zu klein für alle Flüchtlinge. Ihre Insel hingegen... und wenn man das Atomendlager dazu denkt...?  Die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten...? Und die Kollegialität unter Insulanern...? Ich möchte hier nicht allzu deutlich werden. Aber: Denken Sie mal darüber nach.

Mit vielen vielen Grüßen, und vielen Dank im Voraus,

Ihr Silvio Berlusconi

P.S. Als Regierungschef habe ich Anspruch auf die 10 schönsten Jungfrauen einer jeden Insel. Bildvorschläge bitte an: silvio.berlusconi@freenet.de

Mittwoch, 11. Mai 2011

Ein kleiner Reiseführer durch Sardinien (Teil 1): Die Brandrede von Tortolì!

Und da war ja noch der wunderschöne Urlaub auf Sardinien, der auf wundersame Art und Weise verhindert hat, meine Leserinnen und Leser zu penetrieren - zwei Wochen lang und länger! Aber ich kann das alles nachholen und werde auch den ein oder anderen Post dem Umstand des gemeinsam mit C. verbrachten Urlaubs widmen. Bin Laden wurde erschossen und ins Meer geworfen? Wen interessiert's?

Wo ich doch Augenzeuge eines glanzvollen Auftritts der CGIL (Confederazione Generale Italia del Lavoro), DER sozialistisch/ nationalen Arbeitergewerkschaft Italiens, werden durfte. Und das in Tortoli, der Hauptstadt der Provinz Ogliastra. Wow! Am Liebsten hätte ich mich dazugestellt, doch dann wäre mein Cafe Americano kalt geworden. Außerdem bin ich der italienischen Sprache nicht mächtig, der sardischen Ausprägung sowieso nicht.

Trotzdem kein Grund, abseits zu stehen. Ich hatte einige Tage zuvor, in Caghliari, einem indischen Rosenverkäufer teils aus Mitleid, teils aus einer Notwendigkeit heraus, ein Feuerzeug abgekauft und mich danach der unerfreulichen Aussicht hingegeben, besagtes Feuerzeug sei ein Merchandise-Artikel eines lokalen Ableger der ultrarechten Partei Forza Italia: Forza Roma. Das es sich dabei um einen römischen Fußballclub und nicht unbedingt um eine Nazipartei handelt, ist mir tatsächlich erst eben klar geworden, so dass jetzt meine geplante Glosse leidlich baden geht.

Denn ich stellte mir vor, mit diesem Feuerzeug in der Hand eine Rede als vermeintlicher Genosse aus dem bundesdeutschen Ausland zu halten, in Verkennung der Tatsache, dass es sich um eine Versammlung sozialistischer, wenn auch nationaler Gewerkschafter handelt, bei der ich ganz tolle Phrasen in gebrochenem Englisch dreschen würde und dann zum Zeichen der Solidarität das Forza-Roma-Feuerzeug in die Luft hielte und es entzünde. Zuerst hätte man mich noch beklatscht, doch am Ende wohl eher gelyncht (obwohl die Sarden wirklich kaum Englisch können).

Die kurze Rede habe ich mir noch am Platz aufgeschrieben, und Sie ging so:

Ich trete, nach einer kurzen, einleitenden Ansprache des Genossen Vorsitzenden, auf die Bühne, das Mikrofon pfeift, während ich die Höhe verstelle - nach oben, versteht sich. Verhaltener Applaus, dann Totenstille. Ich spreche ein deutlich teutonisch klingendes Englisch, mit rollendem R und dem bekannten Tonfall, der das englische Wort "eyes" wie "ice" klingen lässt. 
Dear Compagnas, dear Compagnos,
I'm happy to have the chance to talk to my Italian friends. We're all friends, Krauts and you guys, I'd like to call  you Spaghettifresser, if it is okay.
But let us look into a future, were all of european streets will be painted in black, red and golden colours. I have a dream: All houses will be owned by the tennants and the schools of all countries will teach free love. Everyone should have children with each others, and it should be our duty to practice homosexual love.
We're really brothers in arms, if this is the right term. I mean the extremities of our bodies. Not the brothers, the arms, you know?
Anyhow: Our police should give out money all the time for we are not tempted to steal some. That's real crime prevention, dear compagnas and compagnos.
I want to stop talking now by demanding you on this: Let's all practice hardcore sex right on this place. El viva socialiste, el viva fasciste! Stay connected. Thank you very much!
Ich trete vom Mikrofon, fordere die ZuhörerInnen mit einem Griff an die Genitalien und einem provokanten Hüftschwung noch einmal zur sofortigen, freien Liebe auf. Erstes Hüsteln ist hörbar. Gemurmel und kleiner Unterhaltungen. Plötzlich ein Ruf auf italienisch. Klingt aggressiv. Anschwellende Empörung. Ein Pulk Menschen rückt auf zur Bühne. Ich bin wohl zu weit gegangen.
 
Aber am Ende ist es doch nicht die nationalistische Brandrede geworden wie eigentlich geplant. Macht aber nichts, und am Ende war ich froh, die Rede doch nicht gehalten zu haben. Manchmal hat Feigheit ja auch was Gutes! Fragt mich nicht, warum ich auf sowas komme...

Montag, 25. April 2011

Endlich nutzlos! Mein vorläufiges Leben Afterwork!

Nun ist es bald soweit: Ab 1. Mai (dem Tag der Arbeit - ausgerechnet) bin ich völlig nutzlos für unsere Gesellschaft, ach was, die Weltgesellschaft. Ich leiste dann keinerlei Beitrag zum Wirtschaftswachstum - vorläufig zumindest. Ich ruhe mich auf den Alimenten aus, welche die Gesellschaft für Leute wie mich angehäuft haben.

Früher, da dachten die Menschen noch: Ich habe ja auch schon so und so viele Jahre eine so und so hohe Summe einbezahlt, dann ist nur gut und billig, wenn ich mir das wieder zurückhole und ein bezahltes Sabbatjahr einlege.

So viel anders dachte der Arbeitsmüde damals nicht, wie es der Fleißarbeiter heute tut, wenn er an seine Rente denkt: Ich habe ja so und so viele Jahre eine so und so hohe Summe einbezahlt, dann will ich auch so und soviel wieder heraus bekommen, wenn ich alt bin. Da meckerst ja auch niemand herum und sagt: Das steht Dir nicht zu!

Doch die Zeiten haben sich geändert: Unser Sozialsystem geht nicht nur von einer Lebensleistung (beinahe hätte ich "Restlaufzeit" geschrieben) aus, sondern auch davon, welchen Wert (Gehalt) diese Lebensleistung erzielt hat und dementsprechend Beiträge geleistet hat.

In diesem Sinne bin ich gleich doppelt nutzlos: Ich bin nicht nur ab 1. Mai arbeitsuchend, wie es in Neusprech heißt, sondern habe wegen eines geringen Einkommens auch nur einen geringen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Damit bin ich noch nicht einmal einem konsumistischen Markt von Wert.

Wer bis hierhin gedacht hat, ich sei ein gechasster Politiker oder Bundesbanker, sieht sich hier eines Besseren belehrt: Ich bin anders nutzlos! Immerhin habe ich schon mal selber Geld erwirtschaftet und habe nicht ausschließlich auf Staatskosten gelebt. Irgendwie aber bekommt man es immer so gedreht, als haben die ehemaligen und die bestehenden Politiker und Bundesbanker bislang Wertvolleres geleistet als ich.

Sie schaffen eben Werte, die nicht mit normalen Leistungskriterien messbar sind. Deswegen ist z. B. ein Qualitätsmanagement in Politikkreisen nicht exerzierbar: Dies setzt nämlich eine Zielsetzung voraus, und Evaluation findet intern statt und nicht durch, sagen wir mal, ein Institut aus Allensbach.

In meiner Arbeit gibt es hingegen Qualitätsmanagement. Das nutzt nur auch nichts, da sie durch die jeweilige Politik gesteuert wird. Das bedeutet: Man legt einen Maßstab an zur Messbarkeit der Qualität der Arbeit und lässt sich finanzieren von einem Apparat, der sich jeder qualitativen Instanz entzieht und mal so tut und dann wieder ganz anders. Im Grunde produziert man dann nur noch Papier, damit Leute, die Kwalitet nicht mal buchstabieren können, so tun dürfen als würden sie wissen, was ich zu tun hätte.

Das ist unendlich blöd nämlich! Da kann man doch nur Konsequenzen für sich ziehen und sagen: Ich stehe Ihnen nicht mehr zur Verfügung! Denn das ist ein qualitativ messbarer Schritt: Das Ziel der freiwilligen Kündigung ist eine qualitative Verbesserung mentaler Zustände unter Inkaufnahme einer Verschlechterung des materiellen Zustands. Die Evaluation findet ab sofort statt.

Ich kann jetzt schon sagen: Mir geht es schon viel besser, danke. Seit langem fühle ich mich in so einem liberalen Sinne frei(gestellt). Ich war schon lange nicht mehr so fröhlich und locker als in dem Moment, als ich meine Kündigung abgegeben hatte. Ich habe sogar gepfiffen auf dem Nachhauseweg. Wer pfeift heutzutage noch? Nur Irre und Glückliche!

Ich bin ab jetzt also völlig nutzlos für eine auf materielle Werte ausgerichtete Gesellschaft. Ich bin jedoch auch kein Nutztier, dem Jedermann ein Geschirr umspannen und es über den Acker treiben kann auf das es tiefe Furchen grabe. Eine Gesellschaft, die nur auf diese materielle Wertschöpfung ausgerichtet ist, die umgekehrt keinen ideellen Mehrwert zu kennen scheint und in jedem Menschen nur eine verwertbare Arbeitskraft sieht, ist kalt und grau.

Nun könnte man es so sehen, dass ich durch meinen Weggang einen Arbeitsplatz freigegeben habe, den nun ein ehemaliger Arbeitsuchender, vielleicht sogar gerne, besetzen kann. In quantitativer Hinsicht hat sich also gar nichts verändert. Einer macht nun eine Pause, ein anderer kann seine Pause beenden. Im Grunde habe ich sogar mitgeholfen, einen erstarrten Arbeitsmarkt zirkulieren zu lassen.

Ich bin ein Held der Arbeit! Ich bin wie der Regenwurm, der den Acker durchlüftet, damit dieser fruchtbar bleibt. Ich bin systemimmanent. Diesen Job tue ich gerne. Immer wieder! Nicht, das hier jemand auf die Idee kommt, ich hätte nichts mehr zu tun und würde nur herumlungern. So von wegen: auf dem Bierkasten sitzen und Fern gucken. Ich habe gar keinen Fernseher. Und lieber trinke ich einen guten Wein.

Ich habe jedoch viele bislang ungelesene Bücher im Regal. Ich habe schönes Wetter derzeit. Ich habe viel Zeit und Muse. Ich habe eine wundervolle Frau an meiner Seite und Freunde. Da sind noch unbepinselte Leinwände und viele leere Seiten zu füllen. Mehrere Gigabyte Speicherplatz warten darauf, endlich mit eigener Musik bespielt zu werden. Und dann gibt es noch diese Idee mit dem neuen Blog.

Wann bitte soll ich bei so einem ausgefüllten Tag noch zur Arbeit gehen? Ich bin zwar sowas von nutzlos, und doch fühle ich mich sehr gut dabei. Wie kann denn sowas sein? Das man glücklich ist, indem man tut, was einem Freude bereitet? Indem man hinter sich lässt, was unglücklich macht? Das sind die Auswirkungen spätrömischer Dekadenz! Die grauen Damen und Herren werden dies zu beenden wissen. Bis dahin werde ich es genießen! Bis dahin bin ich unendlich reich!

Freitag, 15. April 2011

Der Wahnsinn in Dosen: Das Himalaya-Kristallsalz!

Als ich kürzlich in einer Küche rosafarbenes Salz gesehen hatte, war ich neugierig. Ich fragte nach: Nun, das habe sie geschenkt bekommen von einer Freundin. Diese meinte, dass jenes Salz viel gesünder sei als das herkömmliche, vor allem weil es kristallin sei und viele Spurenelemente beinhalte. Zudem käme es von den Bergen des Himalaya. Außerdem erfuhr ich, dass es sogar Leute gibt, die nur wegen dieses Salzes einen Bioladen aufsuchen, und wenn sie es nicht finden, ohne einzukaufen wieder verschwinden.

Nun, mein Einwand, dass jedes Salz irgendwie kristallin sei, wurde hingenommen. Meine Freundin ist ja keineswegs dumm. Und ich bezweifle, dass sie selbst jemals genanntes Salz kaufen würde, da es erbärmlich teuer ist: Ein Kilogramm kostet nach Stiftung Warentest schließlich 7 bis 30 Euro und hat übrigens keinerlei ernährungsphysiologische Relevanz. Am Ende ist es doch nur verunreinigtes NaCl. Und dass jene Frau, welche meiner Freundin das Salz geschenkt hat, eine Esoterikerin ist - geschenkt!

Doch nach schon kurzer Nachforschung wird klar, dass hier eine Menge Menschen auf den Arm genommen werden. Niemand konnte mir klar sagen, was es mit dem Himalaya- Salz auf sich hat, außer dass es gut für die Gesundheit sei. Demnächst stelle ich mich auf den Marktplatz, pinkle in eine Flasche Wasser und behaupte, es sei gesund, weil sich darin so viele Spurenelemente befänden. Einen Beweis scheint's braucht es nicht, es reichte alleine, wenn ich etwas mystisch aussähe, irgendwie nach Dalai Lama oder so.

Ich stelle mir vor, das irgend so ein Esoterik-Tourist einen Trip nach Pakistan hatte (von wegen Himalaya, das Zeug kommt aus der Provinz Punjab in Pakistan, manches sogar aus Polen vgl. Wikipedia) und sich erstaunt zeigte wegen der rötlichen Färbung des Salzes, während ein Einheimischer Essen zubereitete. Der witterte ein gutes Geschäft und erzählte etwas von Wunderkräften und heilender Wirkung, woraufhin der Eso-Touri ein Kilogramm zum Jahresgehalt eines Pakistani einkaufte.

Der Pakistani hingegen hatte eine neue Einkunftsquelle entdeckt, reibt sich seitdem die Hände und freut sich über die Dummheit der Leute, die zum Ausgleich für ein ungesundes Leben in Lohnarbeit nun wirkungsfreies, überteuertes Salz schnabulieren. Dazu allerdings braucht es noch einen Vertrieb in Europa: Um die Täuschung perfekt zu machen, schreibt eben jener Held ein Loblied auf das Himalaya-Kristallsalz, der es auch maßgebliche vertreibt: Peter Ferreiras alias Peter Druf, Inhaber der Firma Lichtkraft.

Der also schrieb das gut verkaufte Buch "Wasser und Salz - Urquell des Lebens", in dem das Salz zum Allheilmittel für Zivilisationskrankheiten befördert wird. Als Peter Ferreiras schuf er damit die Nachfrage, die er als Geschäftsmann Druf zu bedienen wusste. Man kann eigentlich nur froh sein, dass das Salz nur 30 statt der behaupteten 84 Elemente aufweist, da einige der Elemente rein rechnerisch für den menschlichen Körper nutzlos bzw. giftig sein müssten.

Natürlich ist meine Recherche hier mindestens genauso unwissenschaftlich wie der Nachweis der Heilkraft besagten Salzes. Was ich nicht von Wikipedia abgeschrieben habe, kommt von den pharma- und marktgläubigen Wissenschaftlern der Stiftung Warentest, die ja auch vor einigen Jahren des Profites Willen bei der Kosmetikserie von Frau Uschi Glas beide Augen zugedrückt hatten. Die mystische Heilkraft des Salzes liegt nämlich vor allem in der alles überwältigenden, heiligen und uralten Essenz des Himalaya-Hochgebirges, dessen Wirkungsmacht so stark ist, dass es sogar in das benachbarte Pakistan ausstrahlt.

Man sollte sich wirtschaftlich auf leichtgläubige, hoffnungsfrohe Menschen konzentrieren. Es gibt wohl keine bessere Gelegenheit, mit so wenig Aufwand so viel Geld zu verdienen. Da fragt man sich doch: Unterscheidet sich homöopathisches bzw. esoterisches Unternehmertum wirklich so sehr von der Pharmaindustrie? Letztere ist doch im Grunde viel ärmer dran: Die muss nämlich erst noch forschen, herstellen und erproben. Bei den Esos hingegen ist immer schon alles vorhanden und durch uraltes Wissen belegt! (wobei ich bezweifeln möchte, dass uraltes Wissen immer auch richtiges Wissen ist)! Was Pharma- und Esoterikindustrie jedoch eint: Profite machen wollen sie allesamt mit den leib- und seelenkranken Menschen und spielen gewissenlos mit deren Hoffnung.

Mittwoch, 13. April 2011

Die Bücher Holz! Ein Religionsstifter spricht, wer folgt?

Holz, 3. Buch Psalm 1: Kurz bevor sich der Himmel verdunkelte und die Apokalypse drohte, als da Scharen von Reitern sich der letzten Menschen entledigte und sie solcherart vor's göttliche Gericht vorluden, während die Übrigen, die es durch Schläue und Wichserei gerade geschafft hatten zu entkommen, waffenstarrend und mit Dreck im Gesicht, vergewaltigend, mordend und raubend durch die Wüstenei zogen, kurz bevor sich dieser Himmel also verdunkelte, da brach sich doch ein Licht seinen Weg durch die graue Wolkendecke und ließ eine zarte Pflanze wachsen.

Holz, 3. Buch Psalm 2: Diese Pflanze ward jedoch mit einem Exoskelett geboren, so dass sie standhaft bleiben könnte vor den Stürmen und Feuern dieser Erde. Sie stand aufrecht da und ließ sich durch nichts zerbrechen und verbiegen. Sie wuchs und gedieh und gebar Ableger, die bald die graue Erde überwucherten mit Frohgemut und Farben. Damit aber war auch die Apokalypse gebannt und die Reiter müssen nun harren auf den Weiden des Nichts, ihre Säbel wetzend!

Holz, 4. Buch Exodus, Brief an die Primaten: Tja, Freund und Kupferstecher, beinahe hätte ich mich bewaffnen und wild um mich herum schießen müssen. Ich spürte bereits, wie mein Rückgrat seinen Platz verlassen und mit einem kräftigen Schiss durch die Toilette entkommen wollte, wusste auch, dass da ganz und gar was nicht stimmt. Da wollte ich nur wild um mich schießen, auf meinen Schatten, auf Dich, auf mich. Ich hatte die Karte verloren, den Weg vergessen und blind dergestalt folgte ich bald mehr einem Ruf als meinem Pfad. Doch dieser Ruf war falsch!

Holz, 4. Buch Exodus, zweiter Brief an die Primaten: 18 Monate Marsch durch die Wüstenei, und mir hungerte und mir dürstete. Doch die Wüste gab mir wenig zu Essen und nichts zu trinken. Da verdorrte mir die Seele. Sie ließ die Sonne auf mich niederbrennen und den Staub meine Lunge füllen. Da barst mein Verstand. Als da aber sich die Wüstenei mir in Form eines zerbrochenen Gartenzwergs offenbarte, der da in der Ödnis lag und halb von Sand bedeckt war und halb nicht, so schutzlos und zerbrochen, da entleerte ich ihr den verstaubten Rest meiner dürstenden Seele und sprach endlich Wahrheit!

Holz, 4. Buch Exodus, Spruch der Weisen: Wer bist Du mir vorschreiben zu wollen, wer ich bin und was ich tun muss, Zwerg? Ich bin ein Mensch und als solcher grundsätzlich frei zu tun was ihm beliebt und guttut! Und ich sage Dir eins, Zwerg: Mir beliebt es, meine Kraft den Dingen zu widmen, die mir liegen und die mir guttun. Doch Du verlangst das Gegenteil von alledem und lachst mich aus. Ich jedoch lasse mein Rückgrat nachwachsen und werde nun aufrecht davongehen. Ich werde die Dürre zu überwinden wissen. Die Sperre vom Arbeitsamt ist mir dabei völlig egal!

Holz, 4. Buch Exodus, Offenbarung: Ach Mist, der Zwerg bin ja ich...

Freitag, 1. April 2011

KT zu Guttenberg bald rehabilitiert? Nominierung für den Friedensnobelpreis!

Jetzt scheint es wieder aufwärts zu gehen für den ehemaligen Verteidigungsminister: Das Stockholmer Komitee schlug Karl- Theodor zu Guttenberg für den Friedensnobelpreis vor. In seiner knapp zehnseitigen Begründung für die Nominierung wurde unter anderem sein friedensstiftender Einsatz in Afghanistan hervorgehoben, aber auch die Abschaffung der Wehrpflicht in der Bundesrepublik Deutschland.

Das Komitee lobte zudem den friedlichen Rücktritt als Verteidigungsminister und den Verzicht auf den Einsatz seiner Truppen zur Wahrung ureigenster Interessen. Sollte zu Guttenberg tatsächlich Träger des Friedensnobelpreises werden, dürfte er sich auch politisch rehabilitiert haben. Man denke nur an Anwar as-Sadat im Jahre 1978 oder auch Jassir Arafat im Jahre 1994, die auf diesem Wege auf internationalem Parkett reüssierten und so zu geschätzten Weltpolitikern und Talkshow-Gästen avancierten.

KT zu Guttenberg, der zuletzt in einen Skandal um seine Dissertation verwickelt war und deshalb von seinem Amt zurücktreten musste, halten bis heute 80 Prozent der Bürger die Treue. Mittels dieser Zustimmung könnte er sich in Deutschland unter Mithilfe der Wehrmacht an die Macht putschen und den immer unbeliebteren Wankelkurs der derzeitigen Regierungskoalition beenden.

Doch ist das Volk tatsächlich bereit für das 4. Reich? Heißt es bald wieder: Führer, wir folgen Dir? Noch ist das 1000jährige Reich in Gefahr, denn schon regt sich Widerstand gegen die Nominierung. Es bleibt spannend!