Montag, 16. Mai 2011

Alles geben und Zeit sparen: Multitasking ist die Mutter der Zerstreutheit!

Bevor ich mich nun an meine letztjährige Steuererklärung mache und mein Talent dazu vergeude, letzten Endes Geld an den Staat zu überweisen (es trifft ja die FDP- Agenda zu, dass jene, die keine Leistungsträger im FDP- Sinne sind, für ihren Arbeitsaufwand zu zahlen haben, damit jene, die arbeiten lassen, angemessen vergütet werden können), muss ich ein paar Takte zum Thema "Multitasking" sagen.

Meine ehemaligen Kolleginnen in meinen Ex-Jobs mussten ja immer darauf hinweisen, dass es ihnen sozusagen in beide X- Chromosomen eingeschrieben ist, viele Dinge auf einmal tun zu können, mindestens aber zwei, ohne dass die Qualität dieser Dinge leidet. Da kann ich als genauer Beobachter und Zuhörer nicht zustimmen: Wer gleichzeitig viele Rechenoperationen am Start hat, kann sich logischerweise nicht mit voller Konzentration vielen Einzelprozessen widmen - und die Qualität leidet!

Der Mensch hat eine bedingte Kapazität, und neben laufenden Körperfunktionen, die schon einen Gutteil der Energie absaugen, muss er die Restkapazität sorgsam aufteilen. Wer nur Kuchen isst, der widmet eben volle 100% dieser ausfüllenden Tätigkeit, wer dazu noch einen Kaffee trinkt, der benötigt anteilig jeweils 50% Aufmerksamkeit pro Einzelprozess. Und wer sich dazu noch mit einem Menschen unterhält, dem zerfällt die Konzentration zu drei mehr oder weniger gleichgroßen Teilen.

Ich merke, dass Multitasking nur unkonzentrierte Vieltuerei ist, daran, dass sich jemand am Telefon NICHT voll auf ein Gespräch konzentrieren kann, wenn er oder sie gleichzeitig das Kind füttert, im Internet herumstöbert und/ oder eine SMS ließt bzw. beantwortet. Diese Gleichzeitigkeit verschiedener Tätigkeiten ist schlicht nicht möglich! Wenn ein Gesprächspartner zu mir spricht, ist vielleicht das, was er sagt, reiner Konzentration gedankt. Sobald ich aber zu einer Replik aushole, konzentriert sich mein Gegenüber auf ganz andere Sachen und bucht nebenbei ein Gästezimmer für den Urlaub.

Im alltäglichen Leben gibt es diese Situationen ständig: Fahrrad fahrende Telefonistinnen, einkaufende, an der Kasse stehende Telefonistinnen, babywickelnde, kaffeetrinkende Telefonistinnen, sich mit FreundInnen am Tisch unterhaltende Telefonistinnen, mit dem Hund spielende Telefonistinnen usw usf. Dabei fällt mir auf, dass dieses Multitasking, dem Frauen so gerne und kompetent frönen, immer irgend etwas mit Telefonieren und mindestens einer zusätzlichen Tätigkeit zu tun hat.

Selbstredend schreibe ich hier von geschlechtsspezifischen Besonderheiten, die sich das weibliche Geschlecht selbst zuschreibt, als eine Form von internem, selbstbezichtigendem Sexismus. Dass ich nun explizit das Verhalten des weiblichen Menschen beschreibe, liegt einfach daran, dass mir noch kein menschliches Männchen begegnet ist, der von sich behauptet, er könne bewusst zwei Dinge gleichzeitig mit voller Konzentration steuern, sozusagen zu 200% (die Prozentzahl erhöht sich mit der Anzahl der Prozesse um jeweils 100%).

Schließlich wissen wir: Auch ein Herr Strauss-Kahn kann nicht gleichzeitig IWF- Chef sein und ein Vergewaltiger. Hintereinander, im Wechsel also, jedoch schon. Der IWF hingegen, als juristische Person, kann multitasken: Er kann Volkswirtschaften retten UND gleichzeitig ruinieren. Doch dies ist ist eine völlig andere Geschichte und verdient eine eigenständige Aufarbeitung.

Während ich dies geschrieben habe, habe ich übrigens: eine Überweisung falsch getätigt, meine Steuererklärung versehentlich gelöscht und ein guter Freund wird mich wohl nicht mehr anrufen, wenn er meinen Rat braucht:
Um seine Freundin zurückzugewinnen, habe ich ihm empfohlen, er solle ihr seine Kontonummer geben und dem Finanzamt mitteilen, dass das wohl nichts mehr wird mit ihm, zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. Aber dass er sie trotzdem liebt und sie ihm bitte das Geld zurück überweisen soll. Ich habe alles gegeben: 100 Prozent!

3 Kommentare:

mrs.hands hat gesagt…

du bist ja nur neidisch ^

holz e. von bald hat gesagt…

Ich und neidisch? Niemals! Manchmal... Jedenfalls: wenn ich auf "weibliche" Kompetenzen neidisch bin, dann auf gar keinen Fall auf Multitasking ;-) Aber eigentlich glaube ich gar nicht so recht an biosoziale Unterschiede: Was Vatikan kann Mutti auch!

mrs.hands hat gesagt…

nö, so pauschal entscheid ich da auch nicht: "ui, das hat keine titten, das kann das nicht." aber es gibt unweigerlich dinge, die der betittete teil der menschheit im grossen und ganzen (mehrheitsprozentzahlen!) besser kann und andersrum. wobei man sich da auch fragen muss: angeboren oder sozial anerzogen?

is mir persönlich auch wurscht. is alles ne temperamentsfrage. ein arbeitskollege meinte ja letztens auch zu mir, dass man(n) in schweden ja so schön angeln könne, aber das sei ja wohl nichts für mich (mit blick auf meine möpse). huhuhu... allein im boot mitten aufm wasser, kein mensch weit und breit, selige stille... alles, wo mir niemand auf die eier geht, ist toll. ^^