Wer den neuen Tarantino "Inglourious Basterds" schon gesehen hat, darf sich getrost fragen, ob er ihn gerne weiter empfehlen würde. ER ist bewusst gewählt, so scheint es doch sehr unwahrscheinlich, dass SIE ihn sich anschauen mag - ist der Film doch eher ein JungsDing!
Zunächst fällt auf, in einem Mannheimer Kino: Kaum einer nutzt um 18Uhr die vollklimatisierten Kinosäle, um der brütenden Hitze zu entkommen. Ferner ergibt es sich, dass sich unter den 20 anwesenden Personen mindestens 17 Studienanfänger befinden. Aufgrund mental mitgeschnittener Gespräche und einer gewissen Pauschalisierung kann kaum behauptet werden, dass sich hier eine geistige Elite bildet.
Einerseits dialektale Entgleisungen - geschenkt! Gerade in Mannheim dürfte es schwer sein, einen fränkischen, hessischen oder wie auch immer gearteten Sprachfehler zu korrigieren. Sei's also drum. Um ein Vielfaches beklemmender ist jedoch die Strunzblödigkeit, vom Namen einer Person auf dessen Herkunft zu schließen.
Obskure Szenen: So spielten mehrere deutsche Landser im Film eine Variante des Bierdeckelspiels. Es dürfte bekannt sein, dass man durch viel Fragerei den von anderen ausgedachten Namen erraten muss, der einem mittels Bierdeckel auf der Stirne haftet. August Diehl als Nazi erkannte, dass das in Ketten in die USA zu Ausstellungszwecken verbrachte Subjekt entweder ein "Neger" sein müsse - haha - oder eben "King Kong".
Ein anderer Protagonist - war es Till Schweiger? - hatte den schönen Namen "Pola Negri" auf der Stirne pappen, und Achtung, jetzt kommt's: Durch PopCorngeknurpse ward genuschelt in der Reihe hinter mir folgender, denkwürdiger Satz: "Hmm, Negri - das ist glaube ich auch so ein Neger!" Ja klar, wenn's schon im Namen steht, dann muss es wohl so sein! Und dass der Saudepp auch noch "Neger" sagte, lässt daran zweifeln, ob er im richtigen Film gewesen ist.
Man muss noch nicht einmal wissen, wer Pola Negri war. Wer es trotzdem wissen will: Sie war ein bleichgesichtiger Stummfilmstar der 20er Jahre und versuchte sich auch im Tonfilm im Deutschland der 30er. Sie war hübsch und hatte schwarze Haare (deshalb wohl der Name). So, das wäre dies! Und noch einmal zurück zu den Studenten: Bitte bitte bitte, von wegen 12jähriges Abitur, lasst das mal lieber! Bringt den Leuten einfach was bei, egal wie lange es dauert. Und dass man nicht mehr "Neger" sagt, sollte mittlerweile auch in Gymnasien vermittelt werden können.
P.S. Wenn der Film auch nicht wirklich guten Gewissens zu empfehlen ist, dann aber wenigstens Christoph Waltz: Der Mann, der ist gut - richtig gut!
Freitag, 21. August 2009
Blog zieht um! Lot's in Mannheim!
Aus gegebenem Anlass eröffne ich zwei neue Blogs und werde diesen hier derweil schließen. Möge er ein abschreckendes Exempel sein für Menschen, die es nach Mannheim zieht. Mag er dennoch irgendwie erheiternd sein!
Wer nun trotzdem noch etwas Lust verspürt, die äußerst fluffigen Texte meiner Wenigkeit zu verfolgen, kann dies hier tun:
embedded textsprengsel - mehr der Kunst fröhnende Texte
berlin g. plant - mehr ein Exponat alltagsbeobachtender Texte, wie lost in mannheim, nur ohne Mannheim (oder nur ganz wenig davon).
Also, man sieht sich wohl wieder, oder auch nicht! Freuen tät' es mich zwar, aber wer bin ich denn mir dies zu wünschen?
Wer nun trotzdem noch etwas Lust verspürt, die äußerst fluffigen Texte meiner Wenigkeit zu verfolgen, kann dies hier tun:
embedded textsprengsel - mehr der Kunst fröhnende Texte
berlin g. plant - mehr ein Exponat alltagsbeobachtender Texte, wie lost in mannheim, nur ohne Mannheim (oder nur ganz wenig davon).
Also, man sieht sich wohl wieder, oder auch nicht! Freuen tät' es mich zwar, aber wer bin ich denn mir dies zu wünschen?
Eine Alternative, ein Königreich für eine Alternative!
Wahlen 2009/1.
Eine zukünftige Regierung hat den unmittelbaren Interessen der Bevölkerung zu dienen, und nicht denen einer Wirtschaft, von der wenige viel und viele wenig profitieren. Da können die Richtlinien auch ruhig einmal wirtschaftsfeindlich sein, zumal eine wirtschaftsfreundliche Politik ohnehin fast ausschließlich der Großindustrie zugute kam.
Der Mittelstand und all die kleinen Unternehmen hätten ja durchaus das Potenzial, die durch die Großindustrie wegfallenden Arbeitsplätze zu kompensieren, würden sie nur einmal anständig gefördert. Nun kann man aber mit hundert kleinen Betrieben weniger Aufsehen erregen als mit einem großen, auch wenn der an den Bedürfnissen des Konsumenten vorbeiproduziert (s. Opel).
Da folgt die Politik ganz dem unguten Impuls, dem auch eine Organisation wie Greenpeace folgen muss: Der Eisbär ist, wenn er noch klein ist, einfach viel knuddeliger als die Amöbe. Will Greenpeace erfolgreich Unterstützer sammeln, dann setzt man dort - logisch - auf den Eisbären. (Am Rande: Eisbären fressen keine Pinguine, weil diese am Südpol leben. Wäre es da nicht sinnvoll, die am Nordpol lebenden Eisbären in die Antarktis umzusiedeln? Da gibt es noch Eis und lecker Geflügel.)
Zurück zur Sache: Förderte man also kleinere Betriebe und behandelte die Großindustrie (zggm. schwammige Begrifflichkeit) endlich wie "Erwachsene", könnte zwar eine Abwanderung in "Billiglohnländer" stattfinden, aber: Erstens mal, welches Land hat denn noch billigere Löhne als Deutschland? Und zweitens: Wer glaubt denn wirklich, dass die Konzerne allein aus sozialen Gründen in D. verweilen? Eben! Die fühlen sich doch hier wohl!
Wahlen 2009/2.
Warum eigentlich war es für viele Menschen innerhalb des bundesdeutschen Staatsgebietes eigentlich so viel leichter, für einen amerikanischen Demokraten zu stimmen als für eigene, tatsächlich wählbare Politiker? Polarisiert am Ende doch die unglaublich festgefahrene Zwei-Parteien-Demokratie mehr als die kuntergraue Parteienlandschaft in D.? Man bekommt hier jedenfalls leicht den Eindruck, als sei die Demokratie ausschließlich ein Exportschlager für andere, naivere Länder, aber hier jedoch, da bräuchte man ja eine solche Institution nicht wirklich. Der Kaiser war doch auch irgendwie gut, da war wenigstens mal einer, der gesagt hat, wo es lang geht. Und der danach konnt' es auch, war aber rein menschlich betrachtet daneben.
Wer glaubt noch an die Demokratie? Hände hoch! Was, doch noch so viele? Na, dann geht doch wenigstens einmal wählen, Ihr Furzdeppen! In Afghanistan, im Irak oder im Iran geht zwar nicht alles mit rechten Dingen zu, aber immerhin um die Wurst! Die Leute dort wollen wählen und riskieren dabei, zumindest in A., den tuschierten Finger von gedankenreduzierten Taliban abgeschnitten zu bekommen. Hier aber, in D., läuft man allerhöchstens gefahr, auf dem Weg zum Wahlbüro von einem besonders eiligen Wichtigtuer überfahren zu werden. Doch das kann zu allen anderen Anlässen auch passieren.
Was also ist denn so schwierig, hier zu wählen? Na, weil angeblich fast alle Parteien dasselbe wollen. Was aber ganz und gar nicht das ist, was die WählerInnen wollen. Diese wollen ja nur, dass es ihnen besser oder zumindest nicht schlechter geht. Nun bekommt man aber schon seit 24 Jahren erzählt, dass der Gürtel enger geschnallt werden müsse. Zwischendurch ging es der Wirtschaft dann auch gut, und fast hätte der Arbeitnehmer davon profitiert, ach, wenn nicht die Wirtschaftskrise dazwischen gekommen wäre, so ein Pech aber auch!
Ja dem Herrgott sei Dank (wenn es ihn nur gäbe), dass es noch ein paar findige Politiker gibt, wie den Herrn von und zu Guttenberg, der adlig und gewiss keinem dreigliedrigem Schulsystem unterworfen einen Weg weisen kann, aus dem Sozialstaat hinaus in ein feudalistisches Wirtschaftsystem hinein. Dieser Mann ist derzeit der beliebteste Politiker in D.! Kein Wunder, er ist hochwohlgeboren und weiß darum, wo's lang geht. Mich würde sehr interessieren, was bei einer Umfrage darüber herauskommen würde, wenn es um die Zustimmung ginge, dem Herrn von und zu Guttenberg die Kaiserwürde zu verleihen oder nicht.
Tja, so ist das hier: Wer Geld und Würden besitzt, der muss ja auch was können. Auch erben will schließlich gelernt sein! Es kommt halt drauf an, was man draus macht! So wenig vertraut man also unserem Schulsystem (dass ja soziale Unterschiede geradezu manifestiert), als dass es Politiker hervorbringen würde, die nicht nur das untere Drittel der Gesellschaft verstünden, sondern auch aus ihm hervorgingen. Und deshalb weiß der eine Teil nicht mehr, wen er wählen soll, während der andere Teil nach dem ruft, der alles richtet. Und je mehr Schmerzen er uns dabei zufügt, desto besser muss er ja wohl sein!
Der Wähler in D., ein wahrlich masochistisch veranlagter Depp! Dabei gibt es ja doch Alternativen: Die Linken sind heuer geradezu erfrischend naiv und freundlich, wenn sie einfach nach Gerechtigkeit rufen. Wohlgemerkt nicht mehr ein Ruf nach sozialer Gerechtigkeit, sondern einfach nach: Gerechtigkeit! Ging es denn die ganze Zeit etwa ungerecht zu?
Eine zukünftige Regierung hat den unmittelbaren Interessen der Bevölkerung zu dienen, und nicht denen einer Wirtschaft, von der wenige viel und viele wenig profitieren. Da können die Richtlinien auch ruhig einmal wirtschaftsfeindlich sein, zumal eine wirtschaftsfreundliche Politik ohnehin fast ausschließlich der Großindustrie zugute kam.
Der Mittelstand und all die kleinen Unternehmen hätten ja durchaus das Potenzial, die durch die Großindustrie wegfallenden Arbeitsplätze zu kompensieren, würden sie nur einmal anständig gefördert. Nun kann man aber mit hundert kleinen Betrieben weniger Aufsehen erregen als mit einem großen, auch wenn der an den Bedürfnissen des Konsumenten vorbeiproduziert (s. Opel).
Da folgt die Politik ganz dem unguten Impuls, dem auch eine Organisation wie Greenpeace folgen muss: Der Eisbär ist, wenn er noch klein ist, einfach viel knuddeliger als die Amöbe. Will Greenpeace erfolgreich Unterstützer sammeln, dann setzt man dort - logisch - auf den Eisbären. (Am Rande: Eisbären fressen keine Pinguine, weil diese am Südpol leben. Wäre es da nicht sinnvoll, die am Nordpol lebenden Eisbären in die Antarktis umzusiedeln? Da gibt es noch Eis und lecker Geflügel.)
Zurück zur Sache: Förderte man also kleinere Betriebe und behandelte die Großindustrie (zggm. schwammige Begrifflichkeit) endlich wie "Erwachsene", könnte zwar eine Abwanderung in "Billiglohnländer" stattfinden, aber: Erstens mal, welches Land hat denn noch billigere Löhne als Deutschland? Und zweitens: Wer glaubt denn wirklich, dass die Konzerne allein aus sozialen Gründen in D. verweilen? Eben! Die fühlen sich doch hier wohl!
Wahlen 2009/2.
Warum eigentlich war es für viele Menschen innerhalb des bundesdeutschen Staatsgebietes eigentlich so viel leichter, für einen amerikanischen Demokraten zu stimmen als für eigene, tatsächlich wählbare Politiker? Polarisiert am Ende doch die unglaublich festgefahrene Zwei-Parteien-Demokratie mehr als die kuntergraue Parteienlandschaft in D.? Man bekommt hier jedenfalls leicht den Eindruck, als sei die Demokratie ausschließlich ein Exportschlager für andere, naivere Länder, aber hier jedoch, da bräuchte man ja eine solche Institution nicht wirklich. Der Kaiser war doch auch irgendwie gut, da war wenigstens mal einer, der gesagt hat, wo es lang geht. Und der danach konnt' es auch, war aber rein menschlich betrachtet daneben.
Wer glaubt noch an die Demokratie? Hände hoch! Was, doch noch so viele? Na, dann geht doch wenigstens einmal wählen, Ihr Furzdeppen! In Afghanistan, im Irak oder im Iran geht zwar nicht alles mit rechten Dingen zu, aber immerhin um die Wurst! Die Leute dort wollen wählen und riskieren dabei, zumindest in A., den tuschierten Finger von gedankenreduzierten Taliban abgeschnitten zu bekommen. Hier aber, in D., läuft man allerhöchstens gefahr, auf dem Weg zum Wahlbüro von einem besonders eiligen Wichtigtuer überfahren zu werden. Doch das kann zu allen anderen Anlässen auch passieren.
Was also ist denn so schwierig, hier zu wählen? Na, weil angeblich fast alle Parteien dasselbe wollen. Was aber ganz und gar nicht das ist, was die WählerInnen wollen. Diese wollen ja nur, dass es ihnen besser oder zumindest nicht schlechter geht. Nun bekommt man aber schon seit 24 Jahren erzählt, dass der Gürtel enger geschnallt werden müsse. Zwischendurch ging es der Wirtschaft dann auch gut, und fast hätte der Arbeitnehmer davon profitiert, ach, wenn nicht die Wirtschaftskrise dazwischen gekommen wäre, so ein Pech aber auch!
Ja dem Herrgott sei Dank (wenn es ihn nur gäbe), dass es noch ein paar findige Politiker gibt, wie den Herrn von und zu Guttenberg, der adlig und gewiss keinem dreigliedrigem Schulsystem unterworfen einen Weg weisen kann, aus dem Sozialstaat hinaus in ein feudalistisches Wirtschaftsystem hinein. Dieser Mann ist derzeit der beliebteste Politiker in D.! Kein Wunder, er ist hochwohlgeboren und weiß darum, wo's lang geht. Mich würde sehr interessieren, was bei einer Umfrage darüber herauskommen würde, wenn es um die Zustimmung ginge, dem Herrn von und zu Guttenberg die Kaiserwürde zu verleihen oder nicht.
Tja, so ist das hier: Wer Geld und Würden besitzt, der muss ja auch was können. Auch erben will schließlich gelernt sein! Es kommt halt drauf an, was man draus macht! So wenig vertraut man also unserem Schulsystem (dass ja soziale Unterschiede geradezu manifestiert), als dass es Politiker hervorbringen würde, die nicht nur das untere Drittel der Gesellschaft verstünden, sondern auch aus ihm hervorgingen. Und deshalb weiß der eine Teil nicht mehr, wen er wählen soll, während der andere Teil nach dem ruft, der alles richtet. Und je mehr Schmerzen er uns dabei zufügt, desto besser muss er ja wohl sein!
Der Wähler in D., ein wahrlich masochistisch veranlagter Depp! Dabei gibt es ja doch Alternativen: Die Linken sind heuer geradezu erfrischend naiv und freundlich, wenn sie einfach nach Gerechtigkeit rufen. Wohlgemerkt nicht mehr ein Ruf nach sozialer Gerechtigkeit, sondern einfach nach: Gerechtigkeit! Ging es denn die ganze Zeit etwa ungerecht zu?
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Dienstag, 18. August 2009
Sei Arbeit, sei los, sei Berlin! Keine Träne für Mannheim!
Als ich nach Mannheim zog, vor zwei Jahren und acht Monaten, behauptete ein Spaßvogel, dass in Mannheim jeder Fremde zweimal weint: Wenn er kommt und wenn er wieder geht. Wahrscheinlich ist dieser Spruch auf jede andere der piefigeren Sorte Stadt anwendbar, aber er stimmt ganz und gar nicht! Denn das Kommen war eher erfreulich, kam ich doch hierher, um mit meiner damaligen Freundin C. zusammenleben zu können.
Ich betrachtete Mannheim mit neugierigen Augen. Die Stadt, die ich noch von früher als sehr lebendig kannte, konnte mir nichts anhaben. Nun, das war lange her: Mag Mannheim jüngeren Menschen attraktiv erscheinen, so wird die Luft für Mitt- und Enddreissiger doch arg dünn. Bars und Kneipen sind sehr altershomogen besucht, und die "Älteren" trinken ja allerhöchstens noch ein Gläschen überteuerten Weines nach dem Kino.
Ebenfalls feststellen musste ich, wie wenig man in Mannheim an meiner Person interessiert ist. Viel schlimmer fand ich jedoch, wie phantasielos viele Menschen in dieser Stadt ihr Leben fristen, wie wichtig sie sich dabei nehmen und wie verächtlich man über alternative Lebensentwürfe denkt. Mannheim ist die Stadt des Vollzeitjobs, der kapitalgedeckten Altersversorgung und der Abscheu vor einem selbstbestimmten Leben. Da ist kein Platz für Träume!
Der Ton in meinem Blog wurde zunehmend sarkastischer. Zuerst versuchte ich dem anwachsenden Hader in mir mit Humor zu entschärfen, doch fiel mir das zunehmend schwer. Ich möchte nicht vergessen, dass es auch sehr schöne Momente gab, und oft habe ich mich verzweifelt an ihnen festgehalten. Doch es überwog die Isolation innerhalb eines antikreativen Umfelds, so dass ich am Ende schon gar keine Projektvorschläge mehr machen wollte. Ohnehin würden sie auf den Sankt-Nimmerleinstag verschoben werden oder gar verächltich als "schon dagewesen, kenn' ich schon" abgetan.
Es ist immer leicht, dem Umfeld die Schuld für ein Scheitern zu geben. Tatsache ist, dass ich mich in Mannheim nie wohl, nie willkommen gefühlt habe, und jeder Tag dort ein Kampf war. Schützenhilfe gab mir meine liebe Frau C., bis sie dann kürzlich verwundet im Schützengraben lag und mich alleine weiterschickte. Selbst angeschossen schleppte ich mich weiter zu dem Entschluss, dass Mannheim ohne C. nicht mehr auszuhalten ist und eine Versetzung nach Berlin anstünde.
Ab November bin ich also wieder in der Stadt, in der ich leben kann. In der Stadt, in der ich jährlich zwei Ausstellungen hatte, in der begeisterungsfähige, neugierige Menschen leben. In der es noch Menschen gibt die träumen und die an ihren Träumen arbeiten. In der es so viel Armut gibt und auch so viel Wahnsinn, Egozentrik und Soziopathie. In der man kreativ und wach sein muss, will man überleben. Es ist ein enorm anregendes Umfeld. Wenn ich Mannheim verlasse, werde ich nicht weinen!
Blog vorerst geschlossen!
Ich betrachtete Mannheim mit neugierigen Augen. Die Stadt, die ich noch von früher als sehr lebendig kannte, konnte mir nichts anhaben. Nun, das war lange her: Mag Mannheim jüngeren Menschen attraktiv erscheinen, so wird die Luft für Mitt- und Enddreissiger doch arg dünn. Bars und Kneipen sind sehr altershomogen besucht, und die "Älteren" trinken ja allerhöchstens noch ein Gläschen überteuerten Weines nach dem Kino.
Ebenfalls feststellen musste ich, wie wenig man in Mannheim an meiner Person interessiert ist. Viel schlimmer fand ich jedoch, wie phantasielos viele Menschen in dieser Stadt ihr Leben fristen, wie wichtig sie sich dabei nehmen und wie verächtlich man über alternative Lebensentwürfe denkt. Mannheim ist die Stadt des Vollzeitjobs, der kapitalgedeckten Altersversorgung und der Abscheu vor einem selbstbestimmten Leben. Da ist kein Platz für Träume!
Der Ton in meinem Blog wurde zunehmend sarkastischer. Zuerst versuchte ich dem anwachsenden Hader in mir mit Humor zu entschärfen, doch fiel mir das zunehmend schwer. Ich möchte nicht vergessen, dass es auch sehr schöne Momente gab, und oft habe ich mich verzweifelt an ihnen festgehalten. Doch es überwog die Isolation innerhalb eines antikreativen Umfelds, so dass ich am Ende schon gar keine Projektvorschläge mehr machen wollte. Ohnehin würden sie auf den Sankt-Nimmerleinstag verschoben werden oder gar verächltich als "schon dagewesen, kenn' ich schon" abgetan.
Es ist immer leicht, dem Umfeld die Schuld für ein Scheitern zu geben. Tatsache ist, dass ich mich in Mannheim nie wohl, nie willkommen gefühlt habe, und jeder Tag dort ein Kampf war. Schützenhilfe gab mir meine liebe Frau C., bis sie dann kürzlich verwundet im Schützengraben lag und mich alleine weiterschickte. Selbst angeschossen schleppte ich mich weiter zu dem Entschluss, dass Mannheim ohne C. nicht mehr auszuhalten ist und eine Versetzung nach Berlin anstünde.
Ab November bin ich also wieder in der Stadt, in der ich leben kann. In der Stadt, in der ich jährlich zwei Ausstellungen hatte, in der begeisterungsfähige, neugierige Menschen leben. In der es noch Menschen gibt die träumen und die an ihren Träumen arbeiten. In der es so viel Armut gibt und auch so viel Wahnsinn, Egozentrik und Soziopathie. In der man kreativ und wach sein muss, will man überleben. Es ist ein enorm anregendes Umfeld. Wenn ich Mannheim verlasse, werde ich nicht weinen!
Blog vorerst geschlossen!
Donnerstag, 30. Juli 2009
Autos töten Natur und Mensch! Von Alkohol muss man meistens nur kotzen!

Nun hat also das Verwaltungsgericht in Mannheim das Alkoholverbot in der Freiburger Innenstadt gekippt. Geklagt hatte ein Jurastudent, und er hat recht bekommen. Was sonst? Grundsätzlich ist es ja in Frage zu stellen, ob Verbote überhaupt etwas nützen: Gesoffen wird so oder so, dann eben zu Hause oder an nicht gar so öffentlichen Plätzen. Das Problem der Freiburger war denn wohl auch gar keines bezüglich des Suchtverhaltens von Jugendlichen, sondern eines der Sicherheit.
Untereinander gab es offenbar schwere Prügeleien, randaliert wurde sowieso, und auch ansonsten verhielt man sich nicht adäquat an die Regeln beschaulichen Bürgertums. Das fühlte sich mitunter so gestört, dass sich der "anständige" Bürger schon gar nicht mehr in die Innenstadt hinein traute, zumindest abends nicht mehr. Selbst die Stadtsprecherin von Freiburg spricht von ihrer Angst diesbezüglich. Die German Angst vor unordentlichen Verhältnissen, man kennt sie ja.
Nun, wie die Sache mit der Angst funktioniert, sollte ja allen bewusst sein: Da passiert irgendwo, z.B. in einem Stadtpark, irgendetwas. Dieses Erlebnis, was ja immer nur jemand, der jemanden kennt, dem dieses Irgendwas passiert ist, kolportiert, wird dann an phantastische Beinahe-Erlebnisse von irgend jemanden, der jemanden kennt, dem eben beinahe ähnliches passiert sei, wenn nicht der Hund oder der Polizist zugegen gewesen wäre, gereiht. Ächz!
So wird ein verhältnismäßig ruhiger öffentlicher Platz zu einer NoGoArea. Der "anständige" Bürger bleibt ihm fern, der Platz kann jenseits sozialer Kontrolle tatsächlich zum extremen Gefahrenort werden, der nun doppelt gemieden wird. So ist es eben auch mit Innenstädten: Wo das "Normalvolk" sich rar macht, dorthin begeben sich Gruppierungen, die außerhalb der Norm stehen (wollen). Ein Kreislauf, der effektiv nur durchbrochen werden kann, wenn das Mischverhältnis der verschiedensten Gruppen wieder stimmt.
Ob es nun Jugendliche sind, die saufen und randalieren oder Erwachsene, ist in vielerlei Hinsicht unerheblich. Generell ist der unbehelligte Besuch von Flaniermeilen wünschenswert. Mit Verboten kommt man da nicht weit, viel eher werden daseinsberechtigte Lebens- und Ausdrucksformen verdrängt. Da ist die Forstwirtschaft viel weiter: Mischwälder sind en Vogue, da Monokulturen für Krankheiten anfälliger sind und deshalb zur Verödung führen. In Mischwäldern wird auch einmal ein Baum herausgeschlagen, aber niemals steht nur eine Sorte zur Debatte.
Natürlich ist das ein heftiger Vergleich. Doch letzten Endes funktioniert es nur so: Wer auffallend stört, muss damit rechnen, des Platzes verwiesen zu werden. Da muss jeder Fall einzeln und für sich entschieden werden. Man muss den Handlungsbedarf allerdings der Realität anpassen: Auf den Boden spucken oder ein Bierchen trinken sollte allein kein Grund für einen Platzverweis sein dürfen, Gewaltandrohung oder -ausübung hingegen schon. Es gilt das Gebot des Miteinanders und der Toleranz.
Denn in der Freiburger Innenstadt war ja Alkohol keineswegs verboten. Er durfte nur außerhalb der Lokalitäten nicht konsumiert werden. Wenn mir jemand auf die Fresse haut, ist es mir aber egal, ob er volltrunken aus der Kneipe stürzt oder auf der Straße sitzt. Obwohl: Vor dem solventen Kneipengast und seiner bornierten Phantasielosigkeit fürchte ich mich mehr als vor dem bankrotten Straßensäufer!
Und damit sei ein weiteres Problem angesprochen, dass mir selbst nicht ganz unbekannt ist: Wer kein Geld hat, kann eben gerade nicht teuer Geld für Alkohol ausgeben. "Vorgeglüht" habe auch ich mit Freunden, bevor wir uns einen Club aufsuchten. Und im Krankenhaus war ich deswegen auch schon einmal. Das war vor 15 Jahren so und ist auch heute noch Usus bei jungen Menschen. Nur wird der öffentliche Raum seither viel restriktiver gehandhabt. Der Rest der begehbaren Flächen ist privatisiert, was zur Folge hat, dass schon einfaches Herumlungern vor den Geschäften genügt, um verjagt zu werden.
Wo soll man denn bitteschön hin, wenn man jung ist und kein Geld hat? Was soll man anderes tun, als sich die Birne volllaufen zu lassen? Zumal Alkohol ein anerkanntes Suchtmittel einer Gesellschaft darstellt, in der kein Lokalpolitiker Stimmen sammeln kann, ohne ein Bier- oder Weinfass anzustechen? Mit dem Schoppen in der Hand wird dann ein Bevölkerungsteil des maßlosen Alkoholkonsums bezichtigt, während der andere Teil im Bierzelt zustimmend, aber garantiert besoffen, gröhlt.
Ich möchte hier nichts verharmlosen. Wenn aber einige Jugendliche Alkoholprobleme haben, dann ist dies nicht durch Verbote zu lösen. Dazu bedarf es etwas mehr. Wie wäre es mit einer Perspektive oder wenigstens ein bisschen Verständnis für diese endlose Warteschleife so called "Jugend"? Jugend ist ja nichts anderes als das Warten darauf, als erwachsen angesehen zu werden. Dazu braucht es einen Initiationsritus, und Alkoholgenuss ist einer. In einer auf Leistung ausgerichteten Gesellschaft muss es dann halt viel Alkohol sein, denn nur viel ist gut!
Man könnte also auch einmal ein Gesellschaftsbild neu überdenken. Bis dahin will ich mein Bier auch außerhalb von Lokalitäten genießen dürfen, ohne mit einer Strafe belegt zu werden. Denn das ist die Kehrseite der Medaille: Die "friedlichen Trinker" werden ebenfalls ihrer Möglichkeiten beraubt, wenn man (angeblich) zum Schutze der Jugend Alkoholverbote ausspricht. Dies an die Adresse verbotsgeiler Kommunalpolitiker und geldgeiler Kneipenwirte (0,4l Apfelsaftschorle ist übrigens fast überall immer noch teurer als 0,5l Bier!).
Niemand kommt schließlich auf die Idee, beispielsweise den Straßenverkehr lahmzulegen: Dort gab es 2008 bundesweit immerhin über 400.000 Verletze, dazu ca. 4.500 Tote. Demgegenüber stehen 23.000 Jugendliche, die im selben Jahr wegen übermäßigem Alkoholgenuss behandelt werden mussten. Nur eine handvoll starb daran. Beides ist vollkommen unnötig, weil vermeidbar. Nur gilt das eine als Kollateralschaden, das andere aber als endzeitliches, zivilisationsauslöschendes Desaster. Es ist eine seltsame, fremde Welt!
Donnerstag, 23. Juli 2009
Sinnlose Zerstörung! Alles Schöne kaputt gemacht!

Natürlich müssen es Jugendliche gewesen sein. Sinnlose Zerstörung war's! Gleich drei Mal hintereinander hätten sie ihre Eisdiele am Stadtklinikum verwüstet, und jetzt habe sie einfach keine Lust mehr, den Wagen anständig aufzuhübschen. Nun gäbe es halt EinsZweiDrei-Einbauschränke und einen Kühlschrank, der leider die Sicht auf die Karte mit den Eissorten versperre. Das muss reichen! Die Jugendlichen, so schließt sie, machen einfach alles kaputt, was schön ist. Basta!
Nun, auf diese Diskussion lassen wir uns mit der alten Dame nicht ein. Tapfer erraten wir vier Eissorten, die wir uns auf zwei Waffeln pflanzen lassen und zahlen die sehr jugendgerechten zwei Euro dafür, verlassen aber alsbald die Szenerie, um uns ein paar Meter weiter auf eine der großzügig über die Fläche verteilten Parkbänke zu setzen. Die runden Luftschächte der unterirdischen Parkfläche erinnern uns an die Behausungszustiege der Morlocks aus H.G. Wells "Zeitmaschine".
Seien wir also einmal die oberirdisch lebenden, naiven Eloys und denken einmal in ganz kindgerechter Weise: Die Jugendlichen (wer sind denn überhaupt DIE JUGENDLICHEN?) machen also alles kaputt, was schön ist? Nun, woher kommt denn überhaupt ein Schönheitsbegriff, von wem wird er definiert und wie wird er vermittelt? Schönheit an sich ist eine individuell auf den Charakter angepasste Behauptung, um den Dingen zum materiellen noch einen ideellen Wert hinzuzufügen. So kann ein Gartenzwerg durchaus den Wert eines Gartens erhöhen - zumindest für den Eigentümer oder Besitzer.
DIE JUGENDLICHEN (die ja keineswegs individuelle Charaktere und deswegen ALLE gleich sind) finden andere Dinge schön, welche für DIE ERWACHSENEN oder DIE AUTOFAHRER oder DIE AUSLÄNDER überhaupt keinen ästhetischen Wert besitzen. Wenn DER JUGENDLICHE also etwas zerstört, dann weil er es wahrscheinlich gar nicht selber SCHÖN findet, und noch dazu weiß, dass ANDERE es SCHÖN finden und es genau deshalb zerstört werden müsse, zumindest aber zerstört werden könne. Das ist keine ästhetische Frage, sondern eine des gegenseitigen Respekts.
Von der Schönheit der Dinge
Natürlich würden DIE JUGENDLICHEN gar nicht zugeben wollen, etwas sei schön - denn dann wäre ja alles, was man gut findet, auch irgendwie schwul. Schwul sein aber ist nicht schön, sondern gilt in der sexuell noch nicht gefestigten Welt eines Teenagers (und auch bei vielen Erwachsenen) als KRANK oder einfach: SCHWUL! Woher mag das nur kommen? Es folgt ein kleiner Erklärungsversuch:
In der westlichen Hemisphäre wird der Wert des Materiellen über den ästhetischen gestellt. Ein gutes Beispiel hierfür sind Wohnanlagen, die überall in Europa gebaut wurden und werden: Sie sind nicht schön, aber bewohnbar (in den Augen der Bauherren), ergo garantieren sie zwar Profit, verursachen aber bei genauerer Betrachtung Übelkeit. Dieselben Bauherren leben aber keineswegs in den von ihnen hingeschluderten Bauwerken (zumindest jene nicht, welche sich einen Sinn für Ästhetik leisten können).
Die Auffassung nun, der Mensch solle sich um den Beruf, die Familie und das Eigenheim kümmern, ist einzig und allein diesem Profitgedanken geschuldet: Was bringt mir etwas ein? Eine bange Frage. Kulturleistungen sind darin nicht formuliert. Erstaunlicherweise war uns der sogenannte "Urmensch" da sogar überlegen: Für ihn gab es keine Probleme, existenzielle Gegebenheiten mit Kulturleistungen zu verbinden. Die Pfeilspitze war idolisiertes Werkzeug und Kunst(Handwerk) zugleich, dessen Herstellung erlernt werden musste. Kultur ist hierbei der Motor der menschlichen Entwicklung gewesen. Einfache Reproduktion hingegen macht nur satt, lässt aber den Motor der geistigen Entwicklung im Leerlauf brummen.
Heute haben die Menschen TV zum Behufe der kulturellen Erbauung, das muss reichen. Die tatsächlich geleistete Arbeit ist weitgehend davon befreit, einen weiteren Wert als den der Beschäftigung um der Beschäftigung willens darzustellen, ist eine abstrakte Tätigkeit, mit der ein notwendiges Einkommen simuliert wird, das aber auch anderweitig zu erlangen wäre. Das ist kompliziert ausgedrückt, einfach gesagt ist dies so: Arbeit ist stupide und kein Mensch weiß genau, was er da überhaupt macht und wozu er es tut!
In einer solchen Welt ist kein Platz für Schönheit, und wo kein Platz für Schönheit ist, da ist auch keiner für Respekt. Es ist das pure Überleben in einer ansonsten nutzlosen, weil ausschließlich ressourcenverschleudernden Gemeinschaft. Sie produziert nichts von Wert, zerstört den Wert der Dinge sogar, da sie konsumierbar gemacht werden, nicht aber erlebbar. Ein Gegenstand ohne ideellen Wert ist ein toter Gegenstand, kalt und austauschbar. Der Konsument verliert den Respekt davor.
Fordert man bei DEN JUGENDLICHEN also einen Respekt vor DEM SCHÖNEN ein, dann fordert man etwas, was gar nicht gefördert wird. Der Sinn für Schönheit ist unterentwickelt, und wer als Kind noch Schönes produziert (Bilder, Blumensträuße etc.), der erntet zwar Dankbarkeit, eventuell aber auch Belustigung und den Hinweis, dass Beverly-Anne oder Paul-Eugen vielleicht trotz ihrer ästhetischen Weichlichkeit noch in ein Berufsleben hineinpassen mögen: Denn erst kommt die Arbeit, und dann das Hobby!
Alles, was also schön ist, ist nur ein schwules Hobby, das hoffentlich irgendwann einmal zugunsten einer SINNVOLLEN Tätigkeit aufgegeben wird. Bestenfalls wird Kreativität in der Kunst als Softskill für die Erwerbstätigkeit betrachtet. Wenn dem so ist, wird das sehr gerne gefördert. Man sieht sie vor sich, die Akademikereltern, wie sie ihre Kinder frühfördern, damit aus ihnen einmal voll verwertbare Leistungsträger für die Gesellschaft werden.
DIE JUGENDLICHEN indes sind ja nicht dumm und bemerken die Kälte und die Berechnung, und sie spüren auch, dass ihre Eltern tatsächlich aus einer anderen Zeit, aus einer anderen Welt kommen. Sie merken, dass sie selbst nicht mehr gebraucht werden von dieser Gesellschaft, auch wenn sie ständig darauf vorbereitet und damit einsetzbar gehalten werden: Je weniger Jugendliche ausgebildet werden, desto mehr Berufsorientierungsmaßnahmen gibt es. Je kleiner die Perspektive, ein eigenständiges Leben führen zu können, jenseits staatlicher Gängelung, desto mehr Gängelung gibt es und desto mehr steigt der Leistungsdruck.
Schlaue Kinder entziehen sich dem und sind dabei viel realistischer als ihre Alten. Sie wissen: Selbst wenn wir alle gute Noten haben und ahnen, welchen Beruf wir ausüben möchten, gibt es längst nicht genug Platz für alle von uns. Wir müssten uns also gegenseitig Konkurrenz machen. Lieber aber hocken wir beisammen und vertreiben uns die Zeit. Das ist sozial! Manche von uns zerstören etwas, aber dies ist keine SINNLOSE ZERSTÖRUNG. Es ist Zerstörung, welche durchaus einen Sinn hat: Wir bauen damit unseren Frust ab! Dies tun wir, indem wir die Werte unserer Alten in Stücke hauen! Denn wir haben den Respekt vor ihnen längst verloren!
worte die fallen
Arbeit,
Ästhetik,
Erwerbstätigkeit,
Hobby,
Jugendliche,
Kultur,
Kunst
Sonntag, 12. Juli 2009
Mannheim ist keine Kulturstadt! Vom sozialdemokratischen Verständnis der Kunst!
Meine liebe Frau C. hat mich wieder mit Neid erfüllt: Sie war kürzlich in Frankfurt zu besuch bei einer Kollegin, und nach eingehenden Tapas-Studien traf sie andere KollegInnen und einen alten, in die Mainmetropole umgezogenen, Freund, die gerade auf dem Weg zu einem Konzert waren. Nun hatte meine liebe Frau C. an diesem Abend alles: gutes Essen, Freunde und ein CasualConcert.
Nun ist NoMeansNo nicht unbedingt mein TopFavorit, wenn es um musikalische Ereignisse geht. Doch leider muss ich sagen, dass es tatsächlich eines der Interessanteren in letzter Zeit gewesen wäre, und ich mich hier in Mannheim schon seit längerem nach einem Konzert, das der Rede wert wäre, sehne! Denn fassen wir einmal ins Auge, was denn hier so ansteht: Ach nein, ist mir doch zu doof und viel zu traurig! Langeweile steht an, und zwar bis Dezember - und das ist nicht gelogen!
Wenn schon ein Auftritt von Andreas Vollenweider & Friends im September das erträglichste Event darstellt, dann liegt es mit der hiesigen musikalischen Erbauung im Argen. Selbigen hatte ich in den 80ern einmal in einer seriösen Musiksendung gesehen. Seine albernen Verrenkungen an der Harfe stießen mich zwar ab, doch die Musik tat ihr Übriges: Nun ja, zu der Zeit fand ich auch Mike Oldfield gut! In den Zeiten vor gigantischen MP3Sammlungen gab es eben auch nicht so viel Musik wie heute - da durfte man nicht wählerisch sein.
Soviel zu den faulen Ausreden! Bleibt aber eines festzustellen: Mannheim ist kein Ort gehobenen (Pop)Musikgeschmacks! Lärmten vor Jahrzehnten noch die Einstürzenden Neubauten durch den Rosengarten oder John Cale im Capitol, ist heute Tristesse angesagt. Das nun wohl jährlich stattfindende Festival im Schlosshof bietet - mit Verlaub gesagt - abgestandenen PopRock, wobei Pink im letzten Jahr tatsächlich noch etwas wie Glamour geboten haben mochte (Superstardom eben), aber am Samstag mit Raemonn (OneHitWonder/ öd) und Silbermond (Deutschrock/ brav) definitiv in den Niederungen seichter Unterhaltung angelangt ist.
Für eine Stadt, die sich rühmt eine PopAkademie zu haben, bietet Mannheim recht wenig. Einzig positiv mag man den Feuerwachenableger "Brandherd" werten, hier organisieren Kenner inmitten von Banausen recht nette Konzerte. Aber schon die Feuerwache nimmt einfach, was überhaupt nach Mannheim kommen will (na gut, Wire und Notwist waren sich nicht völlig zu schade, mussten ihre Konzerte leider aber inmitten meines MaltaTrips verlegen). Die SAP-Arena muss allerdings so wirtschaftlich sein, dass sie gar kein Risiko eingehen kann.
Mein Physiotherapeut klagt über mangelnde Auftrittsgelegenheiten für seine Band: Es gäbe in M. wirklich kaum Orte, an denen man zu fairen Konditionen auftreten könne. Man ist es ja gewohnt, dass alternative Musikformen Schwierigkeiten haben, ein Forum zu finden. Aber dass selbst Heavyrocker das nicht hinbekommen, spricht Bände (mich würde nun das Bild interessieren, dass Ihnen jetzt als adäquate Beschreibung meines PT durch den Kopf geistert).
Wenn aber nun selbst die PopAkademie für ihre Bands kaum andere Auftrittsgelegenheiten hat als in den eigenen Räumen, dann beweist das doch, wie halbherzig die ganze Sache angelegt ist: Der Mannheimer möchte abends Totenstille haben, aber trotzdem stolz darauf sein dürfen, dass sein provinzielles Kaff irgendwas mit Kultur zu tun hat! Dieses Missverhältnis ist geradezu lächerlich!
Wie möchte unser aller liebster OB denn bitte seine vielbeschworene Kreativwirtschaft anziehen, wenn Kreativität im Ansatz schon erstickt wird? Das ist nun wiederum keine Frage nur von PopMusik, sondern betrifft das ganze, sozialdemokratische Verständnis von Kunst und Kultur. Da ist es dann ganz natürlich, dass Künstler genauso viel Ladenmiete entrichten müssen wie kommerzielle Unternehmungen. Dafür gibt es doch Kulturförderung?
Tja, die armen Schweine (siehe Kunstladen) müssen dafür aber Integrationsarbeit im Stadtteil leisten - Kunst im Auftrag der Politik. Das ist, einfach gesagt, eine große Scheiße! Wiederum andere können Projektgelder beantragen, müssen aber 75% der geförderten Summe gegenfinanzieren. Wer von der Stadt 1000 Euro erhält, muss dann 3000 Euro entweder einnehmen oder diese Summe investieren. Künstler können das: Die schwimmen in Geld und verkaufen ihre Kunst im Dutzend!
Das alles könnte so einfach sein: Leerstand gibt es schließlich genug, da sei einmal das Stichwort "Zwischennutzung" genannt. Dann wäre einmal über eine sinnvolle Kunstförderung nachzudenken - schließlich kommt Kreativwirtschaft dahin, wo Kreativität auch eine Basis hat, nicht umgekehrt! Ich jedenfalls biete mich der Stadt Mannheim als Kulturbotschafter an - und das für ein lächerliches, jährliches Salär von nur 50.000 Euro und einem Etat von 70.000 Euro. Das ganze wäre auf fünf Jahre angelegt und brächte der Stadt mehr ein als nur leeres Geschwätz und irgendwelche verzweifelten PrestigeFestivals!
Solange muss ich aber warten, bis wenigstens eine Band wie NoMeansNo nach Mannheim kommt. Ganz ehrlich: Ich selber wollte dort auch nicht spielen!
Nun ist NoMeansNo nicht unbedingt mein TopFavorit, wenn es um musikalische Ereignisse geht. Doch leider muss ich sagen, dass es tatsächlich eines der Interessanteren in letzter Zeit gewesen wäre, und ich mich hier in Mannheim schon seit längerem nach einem Konzert, das der Rede wert wäre, sehne! Denn fassen wir einmal ins Auge, was denn hier so ansteht: Ach nein, ist mir doch zu doof und viel zu traurig! Langeweile steht an, und zwar bis Dezember - und das ist nicht gelogen!
Wenn schon ein Auftritt von Andreas Vollenweider & Friends im September das erträglichste Event darstellt, dann liegt es mit der hiesigen musikalischen Erbauung im Argen. Selbigen hatte ich in den 80ern einmal in einer seriösen Musiksendung gesehen. Seine albernen Verrenkungen an der Harfe stießen mich zwar ab, doch die Musik tat ihr Übriges: Nun ja, zu der Zeit fand ich auch Mike Oldfield gut! In den Zeiten vor gigantischen MP3Sammlungen gab es eben auch nicht so viel Musik wie heute - da durfte man nicht wählerisch sein.
Soviel zu den faulen Ausreden! Bleibt aber eines festzustellen: Mannheim ist kein Ort gehobenen (Pop)Musikgeschmacks! Lärmten vor Jahrzehnten noch die Einstürzenden Neubauten durch den Rosengarten oder John Cale im Capitol, ist heute Tristesse angesagt. Das nun wohl jährlich stattfindende Festival im Schlosshof bietet - mit Verlaub gesagt - abgestandenen PopRock, wobei Pink im letzten Jahr tatsächlich noch etwas wie Glamour geboten haben mochte (Superstardom eben), aber am Samstag mit Raemonn (OneHitWonder/ öd) und Silbermond (Deutschrock/ brav) definitiv in den Niederungen seichter Unterhaltung angelangt ist.
Für eine Stadt, die sich rühmt eine PopAkademie zu haben, bietet Mannheim recht wenig. Einzig positiv mag man den Feuerwachenableger "Brandherd" werten, hier organisieren Kenner inmitten von Banausen recht nette Konzerte. Aber schon die Feuerwache nimmt einfach, was überhaupt nach Mannheim kommen will (na gut, Wire und Notwist waren sich nicht völlig zu schade, mussten ihre Konzerte leider aber inmitten meines MaltaTrips verlegen). Die SAP-Arena muss allerdings so wirtschaftlich sein, dass sie gar kein Risiko eingehen kann.
Mein Physiotherapeut klagt über mangelnde Auftrittsgelegenheiten für seine Band: Es gäbe in M. wirklich kaum Orte, an denen man zu fairen Konditionen auftreten könne. Man ist es ja gewohnt, dass alternative Musikformen Schwierigkeiten haben, ein Forum zu finden. Aber dass selbst Heavyrocker das nicht hinbekommen, spricht Bände (mich würde nun das Bild interessieren, dass Ihnen jetzt als adäquate Beschreibung meines PT durch den Kopf geistert).
Wenn aber nun selbst die PopAkademie für ihre Bands kaum andere Auftrittsgelegenheiten hat als in den eigenen Räumen, dann beweist das doch, wie halbherzig die ganze Sache angelegt ist: Der Mannheimer möchte abends Totenstille haben, aber trotzdem stolz darauf sein dürfen, dass sein provinzielles Kaff irgendwas mit Kultur zu tun hat! Dieses Missverhältnis ist geradezu lächerlich!
Wie möchte unser aller liebster OB denn bitte seine vielbeschworene Kreativwirtschaft anziehen, wenn Kreativität im Ansatz schon erstickt wird? Das ist nun wiederum keine Frage nur von PopMusik, sondern betrifft das ganze, sozialdemokratische Verständnis von Kunst und Kultur. Da ist es dann ganz natürlich, dass Künstler genauso viel Ladenmiete entrichten müssen wie kommerzielle Unternehmungen. Dafür gibt es doch Kulturförderung?
Tja, die armen Schweine (siehe Kunstladen) müssen dafür aber Integrationsarbeit im Stadtteil leisten - Kunst im Auftrag der Politik. Das ist, einfach gesagt, eine große Scheiße! Wiederum andere können Projektgelder beantragen, müssen aber 75% der geförderten Summe gegenfinanzieren. Wer von der Stadt 1000 Euro erhält, muss dann 3000 Euro entweder einnehmen oder diese Summe investieren. Künstler können das: Die schwimmen in Geld und verkaufen ihre Kunst im Dutzend!
Das alles könnte so einfach sein: Leerstand gibt es schließlich genug, da sei einmal das Stichwort "Zwischennutzung" genannt. Dann wäre einmal über eine sinnvolle Kunstförderung nachzudenken - schließlich kommt Kreativwirtschaft dahin, wo Kreativität auch eine Basis hat, nicht umgekehrt! Ich jedenfalls biete mich der Stadt Mannheim als Kulturbotschafter an - und das für ein lächerliches, jährliches Salär von nur 50.000 Euro und einem Etat von 70.000 Euro. Das ganze wäre auf fünf Jahre angelegt und brächte der Stadt mehr ein als nur leeres Geschwätz und irgendwelche verzweifelten PrestigeFestivals!
Solange muss ich aber warten, bis wenigstens eine Band wie NoMeansNo nach Mannheim kommt. Ganz ehrlich: Ich selber wollte dort auch nicht spielen!
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