Montag, 29. Juni 2009

An der Quelle der Konjunktur! Narcissus versus Neckermann!

Also ist Quelle vorerst mal gerettet. In einem halben Jahr sehen wir weiter, dann ist Weihnachten und man wird wissen, ob der Millionenkredit sich pulverisiert hat oder nicht. Meine Prognose: Die Millionen sind verplempert, die sehen wir nie wieder! Mein Vorschlag: Mir geht es finanziell auch nicht gut, und meine Bank möchte mir keinen Kredit mehr geben. Statt 50Mio. möchte ich denn auch nur 5.Mio Öcken Kredit haben.

Gut, dieses Geld wird ebenfalls auf Nimmerwiedersehen verschwinden, aber dafür geht es mir dann auch mehr als nur ein halbes Jahr gut. Ich würde sogar behaupten: Das reicht bis zu dem Tag, an dem Gevatter Tod an meine eichengetäfelte Tür klopfen mag und mich mit sich nehmen möchte. Endlich mal eine sinnvolle Investition! Leider ist Gevatter Staat nur für sinnlose Investitionen zuständig wie für Energieparks in der Sahara, Konjunkturprogramme, Rolltreppen ins Nichts und Ministerien aus purem Gold.

"Quelle" ist übrigens ein super Name. "Quelle" ist die Quelle vielerlei Konsumgüter, der Ursprung von Träumen und Phantastereien. Ich habe dort ein Bett und eine Waschmaschine bestellt, sogar bezahlt. Und auch bekommen! Die Quelle, Schicksalsort für Narcissus, ein Spiegeltrug. Geburtsort der Kentauren, wenn ich mich nicht irre. Verwandt mit dem Füllhorn. Der Quelle klares Wasser.

Doch was verspricht der Konkurrent Neckermann? Der ist noch nicht einmal in der Lage, auch nur irgendwas Banales wie Kleidung ohne Vorkasse anzuliefern. Der Name klingt denn auch nach Biedermann, nach spießbürgerlichem Misstrauen, nach deutschem Mief der 50er Jahre und nach Pauschalurlauben in Hotelwüsten, wo Meernähe allenfalls bedeuten mag, dass das Land überhaupt ans Meer grenzt, nicht aber die Residenz oder die Stadt. Sogar die idyllischen Fischerdörfer, so darf man sicher sein, liegen im Landesinnern. Das bedeutet "Neckermann".

Und dass dies das erfolgreichere Versandhaus ist, spricht für eine Bevölkerung, die selber voller Misstrauen und Missgunst ist, die ihr Geld für Pauschalreisen ausgibt und streikende ArbeitnehmerInnen ärger beargwöhnt als es deren Lehnsherren - Verzeihung! - Dienstherren tun. Am Streik der ErzieherInnen an den Kindertagesstätten wird es wieder deutlich: Streik ja, aber es darf halt niemand merken. Ein Streik darf nichts und niemanden belasten.

Und da ist es, das Dilemma, in dem ArbeitnehmerInnen innerhalb der sozialen und gesundheitlichen Berufe sich befinden: Der Streik geht immer zulasten der Armen und Kranken, der Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen, den Kindern und deren Eltern! Eine LeserIn der Frankfurter Rundschau findet es zwar richtig, das ErzieherInnen mehr verdienen müssten, aber das ihre Kinder nun frühmorgens Trillerpfeifenkonzerten und Sprechchören ausgesetzt seien, wirke doch nur verstörend!

Mal abgesehen davon, dass man diese hochsensiblen, ihre ErzieherInnen krankmachenden, Kinder von jedem Fasching oder anderem Volksgedöns fernhalten müsste, was ja die eben gleiche Verstörung bei ihnen hervorrufen würde: Immer "das Wohl der Kinder" hervorzukramen, wenn es mal ungemütlich wird, ist ja wohl das Hinterletzte! Nehmt Eure Kinder doch mit zu Eurem heißgeliebten Arbeitsplatz. Dann werdet Ihr schon sehen, was Ihr Euren Chefs wert seid und wie flexibel die sind. Aber nein: Lieber werden "Notgruppen" eingerichtet, und die Streiks im Sommer ausgesetzt - damit es nicht so weh tut!

Streik, liebe Streikende, ist die reine Erpressung! Anders macht das alles keinen Sinn. Wer kuscheln will, soll in die Kuschelgruppe. Und Solidarität, liebe Streikbetroffene, hört nicht da auf, wo es persönlich ungemütlich wird! So erreicht am Ende niemand was, wenn jeder nur vor sich selbst hinwurschtelt. Wenn die Fleischfachverkäuferin streikt, dann braucht sie auch Unterstützung von dem Mythenwesen "Opelaner", der Krankenpflegerin, dem Studenten und dem Fachwirt für Abfallwirtschaft. Wenn sie diese Unterstützung nicht bekommt, dann hat sie umsonst gestreikt!

Aber so sind sie, die Bundesrepublikaner: keine Ahnung von Nichts, und den Rest lassen sie sich von denen erklären, die für ihre missliche Lage verantwortlich sind. Schön blöd! Dabei ist selber denken doch so einfach: Man braucht bloß den Kopf einmal zu öffnen und frische Luft ans Hirn lassen. Ach geht ja nicht, wegen der Kinder und dem Job und dem ganzen Stress! Noch 'ne Idee, was man mit 50Mio. Euro anfangen kann? Wäre ein guter Grundstock, um mal so eine richtige Bildungsoffensive zu starten. Womöglich werden die Kinder ihrer Eltern dann zu klug für die Neckermänner dieser Welt?

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