Dienstag, 17. Juli 2012

Von Gott persönlich gehijackt? Eine Ode an den Joybringer "Vorhaut"!

Die Banane fühlt sich zurecht bedroht!
Wer sie hat, der gibt sie nur ungern her! Sie ist einfach herrlich: Man zieht sie vor und zurück und vor und zurück, und jedesmal ist es ein wunderbares Gefühl prickelnder Autoerotik. Dazu der leicht aufdringliche Duft nach Schafbock, der, bei geigneter Pflege und in Zusammenspiel mit dezentem Schweißgeruch (Moschus), aphrodisierend wirkt. Doch auch beim Geschlechtsverkehr ist sie ein toller Kumpan: In Verbindung mit einem Kondom verdoppelt sich der Spaß sogar, wenn Latex, Hautgewebe und Schleimhäute die Eichel in wildem Kontraspiel umschmeicheln. Dazu schützt sie den Penis vor natürlicher Unbill, wenn wir dereinst wieder nackig durch die Wälder der Postapokalypse streichen müssen, um unseren Nährbedarf zu decken. Wer da keine Vorhaut mehr hat, wird sie vermissen. Denn tatsächlich ist die Vorhaut ein sehr empfindlicher Teil des Organs namens Haut und gilt damit als Joybringer!

Wer das nicht kennt, weil er seit seiner Kindheit keine mehr hat, weiß nicht, was ihm fehlt. Es verhält sich wie mit dem Essen: Wer Knäckebrot nicht kennt, hat auch kein Verlangen danach. Deswegen gibt es auch keine Opferverbände, die das Urteil aus Köln zur strafrechtlichen Relevanz religiöser Beschneidungen stützen würden. Dagegen stehen Feuilletonisten, Schriftsteller, Politiker und dergleichen fest hinter den erwartbaren Protesten der beschneidenden Religionsgemeinschaften. Was sind schon Persönlichkeitsrechte von Kindern gegen die Religionsfreiheit? fragen sie und behaupten, es sei schon nicht so schlimm, wenn Kindern die Vorhaut abgezuppelt wird. Das sei ein verwindbarer Verlust. Wenn es so larifari und unbedeutend ist, dann sollen sie sich doch selbst ihrer Vorhaut entledigen. Doof geschwafelt ist schnell!

Beschneidung gab es auch im späteren, prüderen Christentum, vorwiegend, um masturbierende Knaben von ihrem schändlichen Tun abzuhalten. Tatsächlich hat das Masturbieren an der offenen Eichel etwas dezidiert Pornographisches, sogar machohaft Unsinnliches: Man muss sich zuerst die Eichel mit ausreichend Speichel befeuchten und dann das durch Freilegung nervlich abgestumpfte Gewebe massieren. Sollte Mann der Vorhaut bezüglich einer Phimose verlustig gegangen sein, war auch das nur ein Vorwand: Es wäre zwar nicht nötig gewesen, doch aus angeblich hygienischen Gründen wurde die Vorhaut entfernt.

Dabei ist es wohl kein Zufall, dass die jahrtausendealte Tradition der Beschneidung aus sonnenreichen und wasserarmen Gegenden stammt. Wo Wasser ein rares Gut darstellt, gilt es wohl als sträflich, dieses  für die Reinigung von Genitialien zu benutzen. Also weg mit der Vorhaut. Rabiat, aber notwendig, möchte man meinen. Dass dieses urzeitliche, von der Natur bestimmte Stammesverhalten aber heute noch relevant ist für die Zugehörigkeit zu gleich zwei Religionen (dazu noch verfeindeten), hat etwas mit einer unflexiblen Interpretation von Schriften zu tun, die deren Gott nicht selber geschieben hat und daher die Interpretation einer Übersetzung einer Interpretation ist

Sämtliche Religionen beziehen sich dabei auf metaphysische Wesen, deren Existenzen nicht beweisbar sind. Träfe ein Gläubiger auf einen außerirdischen Psychiater, auf dessen Heimatplaneten Götter und Religionen schlichtweg unbekannt sind, würde er wohl seine geistige Gesundheit schwer behaupten können. Doch dies ist tatsächlich beobachtbar: Religion und Gottesglaube stiftet keinen Frieden. Deshalb, so glauben die Gläubigen, müsse eine Religion die Vorherrschaft gewinnen, dann herrsche Frieden. Genau so wie in den USA, in Afghanistan oder im Iran. Es muss alles wohl erstmal schlechter werden, bevor es besser wird! Aber dann, ja dann... hrrmpf!

Dass jetzt hiesige Religionsgemeinschaften versuchen, ein Urteil in Diskredit zu bringen, indem sie "ihm" Ausländer- und Religionsfeindlichkeit sowie Antisemitsmus bzw. -islamismus unterstellen, ist dagegen reiner Nonsens. Schließlich besitzen viele Juden und Muslime die deutsche Staatsbürgerschaft. Das Urteil ist auch nicht religionsfeindlich, höchstens vielleicht religionskritisch. Es ist verfassungsgemäß und gut begründet. Es stellt zudem die Frage in den Fokus, ob es wirklich notwendig ist, unmündige Knaben der Prozedur der Beschneidung auszusetzen, um ihnen die Religionszugehörigkeit zu ermöglichen. Sollten sie tatsächlich dazu gezwungen sein, dann muss daraus das Selbstverständliche folgen:

Mit Beginn der Volljährigkeit darf der Adoleszent sämtliche Alkoholika genießen, er unterliegt keinerlei arbeitsrechtlichen Einschränkung mehr, er darf von Erwachsenen gevögelt werden, ohne dass ein Staatsanwalt im Schlafzimmer lauert und er gilt als voll straf- und geschäftsfähig. Dies ist eine wunderbare Zeit voller Entscheidungen. Lassen wir doch den Adoleszenten selbst darüber entscheiden, welcher Religion er zugehören mag oder ob er sich den Religionen völlig verweigert. Das wäre eine bewusste, gottgefällige oder agnostische Entscheidung, ohne jeden Ruch, quasi von Gottesanbetern gehijackt worden zu sein. Solange kann man ja wohl warten. Ein Gott, der Kinder straft, weil sie noch keiner Religion zugehören, und Eltern straffrei lässt, die ihren Kindern Gewalt antun (lassen), gehört eh abgeschafft!

Haben die Religionsvertreter Angst, dass sich der junge Mann für seine mittlerweile liebgewonnene Vorhaut und gegen Dogmen entscheidet? Haben sie Angst vor freien Geistern? Heulen sie deshalb so auf und wehren sich durch Stimmungmache und Beeinflussung von Politik und Medien? Gottlob, dieses Paradoxon sei mir zugestanden, leben wir in einem säkulären Staat, dessen Gewalten voneinander getrennt sind. Da mag der Politiker noch so zetern, er hat keinen Einfluss auf eine richterliche Entscheidung. Das Anliegen jedoch, die Gesellschaft gegen das Grundgesetz in Stellung zu bringen, ist nicht nur verwerflich, es ist auch antidemokratisch.

Will sagen: Wenn mir ein Urteil nicht passt, dann muss ich halt dagegen klagen und mich damit gezwungenermaßen der Argumentationslinie auch der anderen Seite aussetzen. Nicht umsonst nennt man einen Prozess auch eine Verhandlung. Es geht nicht nur darum, das Recht des Einen durchzusetzen, sondern auch Verständnis für die Gegenseite zu schaffen. Verbohrte Rechthaber sind geduldet, werden aber nicht bevorzugt. Zumindest sollte dies in einem demokratischen Musterstaat so sein. Und die "verfeindeten" Religionen könnten händchenhaltend für "ihre Sache" kämpfen. So könnte ein Urteil auch Frieden stiften. Obwohl: Das Kruzifix- Urteil hat auch nicht für Frieden gesorgt, und katholische Taliban wettern heute noch dagegen.

1 Kommentar:

RonJustice hat gesagt…

Ich mag Bananen eigentlich eher wenn die Schale noch grün ist, aber - bevor dies hier noch falsch interpretiert wird - zu einem Satz des Fraktionsvorsitzenden der SPD Frank-Walter Steinmeier, entnommen der Süddeutschen Zeitung vom 17.Juli 2012: "DAS PARLAMENT MUSS SEINEN GESTALTUNGSSPIELRAUM NUTZEN, UM....DIE AUSÜBUNG JAHRHUNDERTEALTER RELIGIÖSER RITEN WEITERHIN ZU ERMÖGLICHEN..."
An welche zusätzlichen Riten denkt der Mann denn noch...???