Mittwoch, 19. März 2008

Milde Winter! Wenn Jesus hasst!

Die kleine Stadt Göttingen beherbergt ja sage und schreibe 47 Kirchen, die alle zur gleichen Zeit bimmeln. In Aschaffenburg läuten die Glocken sogar ständig Evergreens wie den Beatles- Schlager „Revolution No.9“ oder „HellsBells“ von den NoAngels. Doch das ist gar nichts gegen Mannheim: Dort kann der gläubige Christ jeden Tag in eine andere Kirche gehen, vorausgesetzt freilich, dass sich Katholiken und Protestanten vertragen. Denn in Mannheim stehen und läuten insgesamt 365 Kirchen.

Dieses Jahr wird es allerdings knapp, denn der römisch-katholische Kalender sieht kein Schaltjahr vor. Doch gestern erst hat unser aller OB Kurz angekündigt, für die 366ste Gebetssitzung am 31.12.2008 einfach das Rathaus zur Verfügung zu stellen. Zum einen, weil dort sowieso niemand arbeitet, und zum anderen, weil die zuvor geefragten Moslems den guten Christen in der Moschee ein MoonBoots- Verbot aufgedrückt hätten. So ist er, der Moslem: Von hohen Türmchen aus Drehspiesse herunterleiern, aber dem IM Schäuble noch nicht einmal eine behindertengerechte Rampe bauen, geschweige denn, neuartige, christliche Modeersscheinungen zu tolerieren.

Einige meiner Bekannten dulden schon seit langer Zeit keine nichtchristlichen Gebetshäuser mehr in ihrer Nähe und hängen ihre alten MoonBoots demonstrativ aus dem Fenster. Sie sollen an die westliche Freiheit erinnern und islamische Glaubensfanatiker zu mehr Toleranz ermahnen. Ich weiss nicht, ob das funktioniert, habe berechtigte Zweifel diesbezüglich und ohnehin alle Kontakte zu derlei Menschen abgebrochen, nachdem die herausgefunden haben, dass ich gar keine MoonBoots besitze und zudem noch für einen islamischen Kulturverein arbeite. Ich finde MoonBoots nun mal nicht hübsch und begehrenswert.

Ich finde aber die Art des muslimischen Gottesdienstes super, denn dort hat man es nicht nötig, mit viel Gelärm auf sich aufmerksam zu machen. Die Kirchen hingegen bimmeln erst stundenlang vor sich hin, dann kommt man rein, und dann wird schon wieder gebimmelt, und man möchte fast schon wieder gehen, weil man denkt, es sei jetzt vorbei, doch das war dann nur das Zwischenbimmeln, also muss man noch bleiben, bis es abermals bimmelt und man endlich nach Hause darf. Aber hinterher ist man auch nicht so recht froh, weil man die Sportschau schon wieder verpasst hat.

Der milden Winter wegen vermehren sich die Christen leider völlig ungehindert. Früher, als es noch richtig kalt war, erlebten oftmals weder Brut noch Königin den Frühling. Den Rest besorgte die Schädlingsbekämpfung. Zu Beginn unserer Zeitrechnung hatte sie die Plage sogar beinahe vollständig im Griff, wie man so schön sagt. Doch ein paar Exemplare überleben ja immer. Jahre später: Im (falsch verstandenen) Sinne des Artenschutzes hielt Kaiser Konstantin seinen Hofstaat an, die Christen zu pflegen und ihnen lauter laute Kirchen zu bauen. Diese sollten ursprünglich nichtsahnende BürgerInnen warnen. Im Laufe der Zeit wurde Ihr Zweck jedoch ins Gegenteil verkehrt.

Nun dröhnt mir also tagein, tagaus der Kopf vor lauter Glockenlärm. Unser aller OB Kurz hat mein Gesuch, alle Kirchenglocken sofort dem europäischen Kriegsveteranenfonds zu stiften, abgelehnt. Mit der Begründung, dass der gläubige Christ ja ohnehin nichts mit sich anzufangen weiss, und dass er ohne Glockengeläut ganz orientierungslos sei und sich dann auf dem Weg zur Arbeit verlaufen würde. Ich weiss nicht, ob das richtig ist, wenn man immer wieder den Wirtschaftsstandort Deutschland als Argument anführt. Aber der OB Kurz wurde immerhin von ca. 20% aller wahlberechtigten BürgerInnen gewählt. So einer weiss, was richtig für Mannheim und die Welt ist.

Als ich einmal am Hauptbahnhof war, stand da so ein Wanderprediger und predigte seinen Glauben: Jesus hasse alle Ehebrecher, Homosexuelle und Aidskranke, stand auf seinem Plakat. Seine Rede war gelitten durch einen Schwall Spucke, der gemeinsam mit jedem Wort seinen Mund verlies. Doch ich stellte mich neben ihn und predigte ein anderes Lied, jenes von der Vergebung und der Liebe des Genagelten zu allem Volk, vor allem den Sündern unter uns, und wie wir alle zu Brüdern und Schwestern wurden und ein Herrgott unser Vater. Ich wollte den Prediger des Hasses in meine Arme schliessen, doch dieser fauchte nur und verschwand in den Tiefen des bewachten Parkhauses.

Ich nahm meine liebe Frau C. bei der Hand und wir verliessen den Ort, wohlwissend, dass uns die Glocken unserer Kirchen süßer nie mehr sein werden und dass wir von nun an und für immer erleuchtet sein würden. Doch dies war ein großer Irrtum, wie sich wenig später herausstellen sollte.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
holz e. von bald hat gesagt…

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