Mittwoch, 4. Juli 2007

Vom Hupen und vom Toben! Ein Sport der bequemen Unbequemen!

liebe mannheimerInnen: genügt es nicht, dass ihr immer und überallhin mit euren teuren angeberautos fahren müsst? müsst ihr dann noch dauernd auf euch aufmerksam machen? das ist nicht fein und zeugt von schlechten manieren. ich möchte morgens von der sonne auf die nase geküsst bekommen und davon neckisch erwachen. ich möchte nicht wachgehupt werden.

gut, wenn ich jetzt in berlin wohnen würde, dann wären die adressaten die berlinerInnen. die sind nämlich genauso rücksichtslos. in hintertutzingen oder in schlafwohnheim wird es auch nicht anders sein. aber ich wohne nunmal in mannheim, und jetzt kriegt ihr es ab.

nehmen wir doch die an sich bestimmt praktische anwesenheit einer hupe, die so wunderschön und ergonomisch sinnvoll im zentrum des lenkrades angebracht ist. diese technisch durchdachte begebenheit lädt natürlich zur benutzung ein. sei's drum.

die bremse hingegen bleibt im verborgenen, sie fristet ein schattendasein im mief der autofahrerInnenfüsse. sie wird nicht so gerne benutzt. dem grossen bruder der bremse, dem gaspedal und dessen angetraute, die kupplung, widerfährt hingegen eine verschleisskräftige nutzung. sie beschweren sich nicht.

die bremse will auch etwas verschlissen sein. sie fühlt sich ungeliebt, weil unbenutzt. das ist wie beim menschen: ein bisschen ausbeutung kann ihm vergnügen bereiten. man sucht sich diese beim sexualpartner, beim arbeitgeber oder bei freunden. wer keine noch so kleine genugtuung darin empfindet, wenn er schlecht behandelt wird, ist unehrlich zu sich selbst. aber ich schweife ab!

die bremse braucht den kitzel des gebraucht- seins, der immer auch ein bisschen an der schwelle zur ausnutzung rangiert. warum benutzen sie die mannheimerInnen nicht ein wenig und geben ihr das gefühl der beachtung? nein: lieber wird gehupt! ich sage aber: bremsen statt hupen! die druckwelle der hupe ist nicht stark genug um ein kfz rechtzeitig zum stehen zu bringen.

überdies wird ja nicht gehupt, um eine mögliche bedrohung zu verhindern, wie es die stvo vorsieht, sondern um eine bereits bestehende situation zu strafen. das bedeutet: der fussgänger ist schon auf der strasse, jetzt geht es nur noch darum, ihm ein missfallen zu bekunden. bremsen und entspannt bleiben ist aber immer noch besser als hupen und toben! es gibt dinge, die sollen sich gar nicht ändern, finde ich.

auch eine beliebte strategie: hinter dem städtischen müllfahrzeug stehen und hoffen, es durch wilde huperei zu verunsichern und durch die strassen zu jagen. da ist die stoik der städtischen angestellten allerdings angebracht! blos, weil es ein paar wichtigtuer eilig haben, muss man sich nicht sputen. ich selbst bin da ganz puritanisch: wem es mit dem auto nicht schnell genug geht, soll halt laufen, fahrrad fahren oder die strassenbahn benutzen.

auch der strassenverkehr unterliegt dem physikalischen gesetz der verdrängung bzw. folgendem prinzip: zwei körper können sich nicht zu gleicher zeit am gleichen ort aufhalten. liebe autofahrerInnen: wer dieses prinzip generell in frage stellt, tötet oder verletzt andere verkehrsteilnehmerInnen mutwillig und mit bedacht! denn ein pkw oder ein lkw ist in den händen von chauvinistInnen nichts anderes als ein tötungsinstrument! die hupe liefert dann nichts weiter als das begleitgeräusch von kanonenkugeln!

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