Montag, 20. Oktober 2014

Gegen den Sumpf des organisierten Elends! Warum ich nicht Regierender Bürgermeister sein will!

Einfach mal Nein sagen
Etwas beleidigt war ich schon, dass die Berliner SPD mich völlig übergangen bei der Wahl zum Nachfolger Wowereits als Regierender Bürgermeister. Einzig deshalb wäre ich gerne gefragt worden, damit ich hätte ablehnen können. Okay, ich war auch mit der Wahl Gaucks zum Bundespräsidenten nicht einverstanden, hätte allerdings lieber mich in dieser Position gesehen.
Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich völlig recht hatte: Ich wäre eindeutig die bessere und klügere Wahl gewesen. Was sich schon daran zeigt, dass ich über einen weniger abstrakten Begriff von Freiheit verfüge und mich nicht so schmierig in die Rolle des Bundesfeldkaplans bugsiert hätte, nur um völlig unnötig der Rüstungslobby zu gefallen.
Aber Regierender Bürgermeister würde ich nicht werden wollen! Zumindest dieses Mal nicht! Derzeit muss ich leider den Satz sagen, den ich in anderen Zusammenhängen gerne sage: Ich stehe Euch alten Saftpressen nicht zur Verfügung! Das hat Gründe, und bevor ich geshitstormt werde, weil ich keine Gründe angebe, werde ich lieber geshitstormt, weil ich die Gründe nenne!

So oder so brauche ich zwar keine Angst zu haben, denn geshitstormt wurde ich noch nie, was wohl weniger mit meiner moderaten Form der Meinungsmache zusammen hängt als mit der Tatsache, dass von den durchschnittlich 100 Besucher*innen pro Post wahrscheinlich kaum einer den betreffenden Postließt oder einfach denkt: Aha! (völlig emotionslos ausgesprochen). Ein Shitstorm von lediglich zwei verärgerten Shitstormer*innen ist nun mal kein Shitstorm, sondern eher drollig. Nicht, dass es zwei verärgerte Leser*innen jemals auf einmal einen meiner Texte angegriffen hätten. Doch wo bleiben die Vergleiche mit Goebbels?

Zurück zum Thema: Die Apfelernte ist dieses Jahr so dermaßen üppig ausgefallen, dass aufgrund des Handelsboykotts gegen Russland die Apfelbauern wohl verhungern müssen. Doch ich habe die Lösung: Sollen sie doch Äpfel essen! Aus Äpfeln kann man auch wunderbares Kompott machen, und das ist phonetisch mit Boykott ja auch verwandt. Mir tun nur die vielen Russen leid, die nun Äpfel aus eigener Herstellung essen müssen. Das ist ein Skandal.

Nun ist der Bundesregierung löblicherweise noch nicht der Gedanke gekommen, sie können den Nahen Osten mit Äpflen befrieden. Auch ist sie noch nicht darauf verstiegen, die Kurden im Irak mit Äpfeln zu beliefern, damit sie diese bärtigen Irren mit dem Youtube- Fimmel zu Tode äpfeln können. Aber vielleicht sollte man den Ayatollah Erdogan ein paar Äpfel zusenden, deren Genuss soll gut gegen Verstopfung sein, oder unter was immer dieser Idiot (in rein dostojewskischem Sinn) leidet.

Auf jeden Fall sollte Herr Henkel, seines Zeichens Senator für Inneres und Sport in Berlin, ein paar Äpfel verdrücken: Der "Kingpin des Schreckens" tritt nicht nur aus völlig unklaren Motiven für die Bewerbung der Stadt für die olympischen Spiele ein, er ist auch bekannt dafür, gegen das "Verbrechen" gnadenlos vorzugehen: Seine bevorzugten Ziele sind die durch Lobbyisten stark unterstützten Asylbewerber*innen, Linke und Mieter.

Sollen sie doch in die DDR gehen, wenn es ihnen hier nicht gefällt! Und all die Drückeberger, die sich der Verantwortung und der Strafverfolgung in ihrem Herkunftsland nicht stellen wollen und dem mittellosen deutschen Mittelstand auf der Tasche liegen mit ihrem frechen Protest, ja Herrschaftszeiten, wo sammer denn? Frau sein wollen, oder schwul, oder arm,oder gar oppositionell, die Liste ist lang, und dann nicht die Eier haben, sich dem zu stellen und sich stattdessen nach Deutschland zu verdrücken... ehrloses Gsindel! Das!

Gegen diesen Mann hätte ich als Regierender Bürgermeister das Nachsehen. Gegen seine Größe, seine Güte und sein Kalkül wäe ich ein Nichts, ein Niemand. Mir bliebe nur der Alkohol. Also ist so ein Glamour-Ferkel wie der Stadtentwicklungssenator Müller genau die richtige Wahl. Olympic-Frank und Gentri-Michael sind das perfekte Duo: Wo Verbrechensbekämpfung und Gestaltungswille aufeinandertrifft, ist Olympia nicht weit! War On Poverty! Support Your Local Property!

Aber wahrscheinlich wird der Rücktritt des derzeitigen Regierenden Bürgermeister ohnehin auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Vielleicht gibt es bereits einen Termin, an dem der wahrscheinliche Termin des Rücktritts verkündet wird, möglicherweise erfolgt dieser auch etappenweise. Herr Müller wird sich bis zu seiner endgültigen Erööfnung wohl noch etwas gedulden müssen.

Sonntag, 5. Oktober 2014

Das Grundgesetz auf dem Prüfstand! Heute: Das Recht auf freie Zerlegung anderer Personen!

Heute wollen wir mal die ganze Angelegenheit (darauf komme ich noch) von juristischer Seite betrachten. Natürlich habe ich keinen blassen Schimmer von der Juristerei, gehe aber davon aus, dass Gesetze auf Grundlage von Interessensabwägungen innerhalb einer Gesellschaft enstanden sind, ergo immer auch verhandelt sind und verhandelbar bleiben.

Das Grundgesetz garantiert jedem Menschen innerhalb der bundesdeutschen Grenze die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit. Dieses Grundrecht gilt eingeschränkt, sollte durch das freie Handeln die verfassungsmäßige Ordnung oder gar das Sittengesetz gestört werden. Schlussendlich dürfen durch die Entfaltung meiner Persönlichkeit auch nicht die Rechte anderer verletzt werden. Das impliziert natürlich Konflikte innerhalb der Gemeinschaft, gerade da wo auch gegensätzliche Auffassungen von der Art der freien Entfaltung einer Persönlichkeit herrschen.

Für Mieter A ist es beispielsweise die ausgelassene Art des Tobens, des Musizierens und des Pflegens außergewöhnlich geräusch- und schwingungsintensiven Gangarten auf der vierten Etage, die das grundsätzliche Verständnis dieses Rechtes darstellt.

Für Mieter B, eine Etage darunter, ist Wohnen möglicherweise mit Rückzug und dem Bedürfnis nach Ruhe verbunden. Nun lässt sich beides nicht miteinander vereinbaren. Deshalb geht Mieter B, seiner Möglichkeit auf freier Entfaltung seiner Persönlichkeit beraubt nach oben, um einen Kompromis zu erzielen.

Mieter B liegt insofern richtig, dass er sein Recht nicht über die Rechte anderer stellt und die Bedürfnisse anderer respektiert. Wahrscheinlich hat er in seiner Miethistorie auch selber mal kräftig daneben gelegen und so manchen Ärger verursacht und schon früher Kompromisse herbeigeführt. Trotzdem begibt sich Mieter B höchst ungern in die vierte Etage, weil das auch irgendwie spießig ist. Aber er kann unter diesen Umständen auf keinen Fall lesen, schon gar nicht schreiben und in die Malerei schleicht sich ein unerwünscht dunkler Ton ein.

Leider sagt Mieter A, dass es nun mal laut hergehe, wenn man ein Kind hat und dass man da nichts machen könne. Den Einwand, dass das Kind wohl am allerwenigsten störe, nimmt er nicht zur Kenntnis. Er ist auch nicht bereit, sein Schlagzeug mit Dämmmaterial zu unterlegen, weil sich in seiner alten Wohnung ja auch nie jemand beschwert habe. Schließlich habe er das Recht auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit. Er fühle sich nun regelrecht eingechränkt aufgrund des impertinenten Versuchs der Verhandlung gegensätzlicher Interessen.

Nachdem Mieter B, der selbst schon 25 Jahre zur Miete lebt (Jubiläum!), der bislang noch nie Grund zur Klage hatte und sich ohnehin etwas schämt, vor der Tür des Nachbarn zu stehen und wie ein alter Mann um etwas Ruhe zu bitten und sein Recht auf ... (Sie wissen schon) einzufordern, plötzlich vor einer verschlossenen Tür steht, steigt in ihm ein Zorn hoch. Der Zorn steigert sich während der nächsten drei Male (also nur da, wo es absolut notwendig gewesen sein mag), bei denen er um Rücksicht bittet, ja bettelt. Selbstredend wird dieser Zorn in Freundlichkeit gepackt, wir sind ja schließlich zivilisiert. Trotzdem nagt schon Hass die Seele an.

Beim nächsten Mal möchte ich an dieser Stelle auf das Recht auf Leben und die körperliche Unversehrtheit des Individuums eingehen und dessen Verhandelbarkeit überprüfen.

Freitag, 19. September 2014

Den Aufstand proben: solidarisch die Ernte teilen! Salat für alle!

SoLaWi - solidarische Landwirtschaft: Bio-Bauern geben ihre Überschüsse an Zusammenschlüsse von Endkonsumenten ab. Erst mal eine super Sache. Meine Freundin C. gehört einem solchen Zusammenschluss an und koordiniert eine Friedrichshainer Gruppe (hier...).

Das kostet natürlich trotzdem ein Geld. Derzeit wird für eine wöchentliche Ration 80 Euro im Monat veranschlagt. Im Winter gibt es für dasselbe Geld zwei Wochenrationen. Ist an sich nicht viel, man kann eine kleine Familie damit ernähren. Nun ja, je nachdem was es gerade gibt. Für C. bedeutet die Koordination einen zusätzlichen Zeitaufwand, und alle Mitglieder sind dazu verpflichtet, zu regelmäßigen Ernteeinsätzen mitzufahren.

Moment mal: Ernteeinsätze? Reicht es den brandenburgischen Biobauern nicht, ihre osteuropäischen Erntehelfer und Langzeitarbeitslose auszubeuten? Müssen da auch noch idiotische Städter*innen für lau aushelfen? Nur damit die schlitzohrigen Bauern den Anbau verhökern können, mit dem andernfalls Biogas hergestellt oder der sonst unter den Acker gehoben würde? Die Ware ist selbstredend zweite Wahl.

Das ist natürlich ein älteres, lukratives Prinzip geschäftstüchtiger Bauern: Nehmt den verstädterten Primaten ihr Geld und lasst sie dafür etwas Landluft schnuppern, ein Feeling für echte Arbeit bekommen, ihrer Hände Lohn einholen. Dieses Prinzip ist ein zutiefst kapitalistisches und mein Groll richtet sich auf den von Arbeitgebern behaupteten Irrtum, der Arbeitnehmer müsse kein Geld dafür bekommen, wenn er arbeitet, er habe sogar dafür zu zahlen. Arbeit ist Luxus, meine Damen und Herren, und Luxus kostet!

Der Brandenburger hat den Kapitalismus ohnehin schneller und besser antizipiert als es ein durchschnittlicher, westdeutscher Bundesbürger jemals könnte. Er baut Zäune um seine Grundstücke wie die der Landbesitzer in Andalusien und bewacht seine Grundstücke mittels Hund und Schrotflinte. Passanten werden bei entsicherter Waffe beargwöhnt, und der Erleichterungsschnaufer ist nur ein kleiner, wenn der Brandenburger feststellt: Der Passant ist kein Neger und auch kein Zigeuner! Trotzdem bleibt die Waffe sicherheitshalber in Anschlag: Man weiß ja nie!

Warum sollte der brandenburger Biobauer da anders sein? Bauernschlau übertölpelt er die dummen Städter*innen und bringt es sommers fertig, ihnen fünf matschige Salate und ein paar holzige Radieschen anzudrehen, die noch am selben Tag verzehrt werden müssen. Oder er hat 10 Kilogramm Kürbis, die zwar länger halten, aber dafür eine abwechslungsreiche Küche verunmöglichen.

Wann habe ich zuletzt das gekocht, was ich wollte? Ich habe in letzter Zeit das gekocht und gegessen, was weg gemusst hatte. Sicher: Früher war das nicht anders. Das saisonbedingte Lebensmittelangebot führt uns zurück zu vorkonsumistischen Zeiten. Das könnte ein Segen sein, doch leider leben wir in einer völlig anderen Welt: Unser Leben wird bestimmt von Arbeitsprozessen, die im Gegensatz zu einer natürlichen Lebensart stehen. Das soll heißen: Wenn das Leben schon monoton ist, soll doch wenigstens die Nahrung ein Garant für Abwechslung sein! Ich will im Winter eine Orange aus Malta und keinen krüppeligen Apfel vom letzten Herbst, und ein Kohl aus Brandenburg ist kein Ersatz für eine Aubergine aus türkischen Gewächshäusern.

Die herkömmlichen Agrarproduzenten sind natürlich auch allesamt kapitalistische Unternehmen, und neben der Ausbeutung von Lohnabhängigen beuten sie zudem die Natur aus. Ich will hier sogar zugeben: Unter den Ärschen der Agrarzunft ist der Bio-Bauer der mit dem saubersten After! Trotzdem gibt es auch Grenzen. Ich will mich endlich wieder selbstbestimmt ernähren dürfen! Meine Gegner sind die SoLaWi sowie zynische Biobauern. Und C. ist ihr Zuchtmeister!

Sonntag, 14. September 2014

Robuste Mandate für katholische Eiferer aus Polen: Zorn ist eine gerechte Sache, oh Jesus!

Na, da waren wir ja mal wieder sauer letzte Woche. Aber ich finde, einmal die Woche sauer sein ist kein ganz schlechter Schnitt! Ich könnte ja auch täglich sauer sein. Oder wild um mich schießen. Tatsächlich bin ich fast jeden Tag über irgend etwas erbost, muss aber nicht über jeden Furz, der mir quer liegt, berichten. Die sammeln sich auf einer Furzrabattkarte, und wenn die Karte voll ist, dann pupse (um im Bild zu bleiben) ich aus, was als unangenehme Einzelheiten auftritt, aber in der Häufung ein Unbehagen, ja sogar Zorn erzeugt. Zorn soll hier als der große Bruder der grenzdebilen Wut verstanden werden, die sich gegen alles und jeden richten kann und daher, so leid es mir tut, institutionell weggeschlossen gehört.

Zorn hingegen ist immer gerecht. Er richtet sich nicht gegen Minderheiten oder einzelne, sondern gegen Zustände. Sinti und Roma sind keine Zustände und erregen meinen Zorn daher nicht, genauso wenig wie Touristen das tun. Der Tourismus hingegen ist ein Zustand, und deshalb darf man ruhig zornig sein über dessen Auswüchse. Die einzige Minderheit übrigens, auf die mit Zorn reagiert werden darf, ist die Regierung, gleich welcher Zusammensetzung: Sie ist gewählt und verfügt über tatsächliche Macht. Ach ja, und Wirtschaftskapitäne! Beides sind ja auch total bekloppte Minderheiten!

Ganz im Unterschied zu der angeblichen, jüdischen Weltverschwörung, die weder Zustand noch Minderheit ist, sondern rein fiktiv. Was beweist, dass ich Teil der jüdischen Weltverschwörung bin, allein weil ich sie leugne. Aber ich fände es unanständig, Zorn gegen eine Fiktion zu empfinden, vor allem, wenn ich selbst Teil und Gegenstand dieser Fiktion bin. Die Regierung aber ist real, und man darf ruhig zornig sein gegen diese Minderheit und auch gegen die Minderheit der Superreichen, die 1 Prozent, die 99 Prozent der Menschen das Leben schwer machen und damit pathologische Kriminelle sind, die auch irgendwie institutionell weggeschlossen gehören, leider aber diese Institutionen selber besitzen und deshalb lieber andere wegschließen. Habe ich schon erwähnt, dass in dieser Welt einige Dinge dramatisch falsch laufen?

Wut richtet sich fälschlicherweise oft gegen wehrlose Minderheiten und ist deshalb ungerecht. Gut, Touristen sind nicht wehrlos, aber nicht alle Touristen sind Feinde. Nicht jeder Palästinenser gehört der Hamas an und nicht jeder Israeli (Muslime wie Juden) wählen die jeweilige israelische Regierung. Nicht alle Radfahrer sind per se das Böse und manche Autofahrer fahren hin und wieder selber Rad und können nicht zugleich böse und gut sein, nein das geht nicht, zumal es ja auch regierungstreue sowie regierungsuntreue Autofahrer gibt und damit nicht alle Mitglieder einer Regierung böse sein können.

Womit bewiesen ist: Nicht die Menschen verdienen unsere Wut, sondern die Zustände, in denen sie sich bewegen, verdienen unseren Zorn! Trotzdem wird mir nicht verständlich, warum so viele Menschen mit Primark- Einkaufstüten durch die Stadt laufen. Ob dies ein Statement ist? So ein "jetzt erst recht - Fatalismus"? Macht mich das zornig oder nur wütend? Andererseits: Primark zu kritisieren, hieße alle Modeketten zu kritisieren: C&A, H&M, Zara, Nike, Adidas - sie alle lassen unter unsäglichen Bedingungen ihre Ware produzieren. Jedoch hat bislang nur eine Näherin von Primark ihren Hilferuf eingenäht. Was Primark nicht schlechter macht als alle anderen, ein Einkauf bei denen dadurch aber auch nicht besser wird.

Daher verstehe ich nicht, warum zum Beispiel ständig zum Boykott jüdischer Waren aufgerufen wird. Da wird eine ganze Gesellschaft verantwortlich gemacht für die Taten ihrer Regierung, die mitunter - jawohl - auf mein ausdrückliches Verständnis stoßen. Keiner sagt jedoch: Kauf' nicht bei Primark, die behandeln ihre Arbeitssklaven schlecht! Jaja, ich weiß: DAS KANN MAN NICHT MITEINANDER VERGLEICHEN! wird da so mancher rufen und hat aus den falschen Gründen recht.

Ich wette jedoch, dass die israelische Gesellschaft demokratischer, pluralistischer, egalitärer und rechtschaffener ist als so mancher Konzern oder die Hamas es ist. Schon allein dadurch erklärt sich meine Sympathie für den israelischen Staat und meine Antipathie gegenüber solchem Mumpitz wie das IS-Kalifat oder ein von der Hamas regiertes Palästina. Wer, der noch einigermaßen bei Trost ist, kann so etwas wollen, Herrgott nochmal? Meine Sympathie gehört aber noch eher den Bewohner*innen der Region, nicht deren "Anführern".

Meine damalige Freundin C. aus Mannheim, die ich sehr geliebt habe, hatte leider die Tendenz, aus einer falsch verstandenen linken Grundhaltung einen latenten Antizionismus, wenn nicht sogar Antisemitismus zu entwickeln. Früher war die "palästinensische Sache" ja mal eine sozialistische. Davon ist aber nichts mehr übrig. Religion zieht halt mehr als die sozialistische Revolution. Ich war erstaunt und auch sehr enttäuscht darüber, wie wenig differenziert sich ein an sich kluger und liebenswerter Mensch über die Probleme in Nahost äußern kann. Der Großteil der Bewohner dieser Region will vermutlich Frieden und Wohlstand und keine Westdeppen, die über den Unrechtsstaat Israel und den angeblichen Freiheitskampf einer klerikalfaschistischen Vereinigung schwadronieren.

Wenn ich von Angela Merkel eines erwarte, dann Folgendes: Wenn katholische Eiferer aus Polen anfangen, Berlin zu beschießen und die polnische Regierung dagegen nichts unternimmt, dann soll bitte die Bundeswehr die katholischen Eiferer so lange beschießen, bis sie klein beigeben oder alle für ihre ach so gerechte Sache krepieren. Und wenn sie sich in Danziger Kindergärten oder Krankenhäusern verschanzen, dadurch Kinder und Kranke als Geiseln nehmen und uns von dort aus beschießen: So What? Kollateralschäden! Ich will ein robustes Mandat, Frau Merkel!

Die katholischen Eiferer aus Polen würden sich auch mit einer Abtretung aller widerrechtlich angeeigneten Ländereien nicht zufrieden geben, genauso wie eine eigene Staatsgründung darin und ein einseitiger Waffenstillstand eher für die Schwäche unserer Regierung stehen würde und eine Vernichtung der Bundesrepublik Deutschland in den Augen der katholischen Eiferer aus Polen rechtfertigen würde. Zumal wir ja wirklich in einem gottlosen Land leben, mit der CDU an der Regierung. Was an sich auch nicht das schlechteste wäre, aber wer will schon so leben? Unter der Knute eines katholischen Kalifats? Jetzt, wo Ratzinger und Meißner endlich weg sind?

Sonntag, 7. September 2014

Crooked in Friedrichshain #16: Nachhaltige Idioten!

Neukölln ist toll! Friedrichshain hingegen wird Ballermann-Tourismus vorgeworfen. Ich finde, diese Behauptung trifft voll und ganz zu: Von der Warschauer Straße bis nach Treptow und fast bis nach Kreuzberg erstreckt sich eine Partymeile, die man als gebildeter Mensch meiden möchte wie die Katze das Wasser!

Heute morgen gg. 6 Uhr habe ich meine Tochter zum ZOB gebracht und bin am S-Bahnhof Warschauer Straße massenhaft alkoholisierten und nach Clubranz riechenden Menschen begegnet, wahrscheinlich war kein einziger Seßhafter darunter. Der Weg war gesäumt von einem Mischgeruch aus Bier, Pisse und Erbrochenem. Es ist widerlich und ich habe mich sehr vor meiner Tochter geschämt, der ich erklären musste: In Neukölln ist es aber besser!

Während in Friedrichshain die jungschen Vollspackos unterwegs sind, die vorzugsweise aus der (ost-)deutschen Provinz zu kommen scheinen, also das übelste Pack, das man sich vorstellen kann, scheint in Neukölln der Mix aus mode- und kulturinteressierten, anders nervenden Touristen zu bestehen. Klar gibt es auch in Neukölln Clubcrawling und halbnackte, rotgebrannte Schmerbäuche, doch fallen die dort noch auf und damit aus der Rolle. Es sind zwei Welten!

In Friedrichshain denkt sich der Massentourist nichts dabei, auch des Nachts ganze Wohnblöcke wach zu klingeln, weil die Ferienwohnung, in der sich die jugendliche Bagage aus Hinterzutzelbach zu zehnt einquartiert hat, nicht für jeden einen Schlüssel bereithält. Hilft ja nichts, die Klingel abzustellen: Dann wird halt lautstark der Markus oder der Söhnke gerufen, der offenbar alleine in der Wohnung geblieben ist und bereits sediert ist, denn sonst würde der ja mal reagieren.

Was ich nicht verstehe: Wir haben es hier mit einer Generation zu tun, denen das Smartphone qua Geburt an die Stirn getackert scheint. Für jeden Blödsinn gibt es eine App. Warum greifen diese Dumpfbacken ausgerechnet zu solch altmodischen Mitteln wie "Klingeln" und "Rufen"? Das Problem ist: Man darf sie nicht einfach erschießen! Außerdem leben wir offenbar in einer Welt, in der es der Inbegriff der Spießigkeit zu sein scheint, wenn man dienstags um 4:28 Uhr nicht mit Kirmestechno in Open-Air-Lautstärke beschallt werden mag.

Ja, tut mir leid: Ich muss morgens ausgeschlafen sein. Meine Tochter hungert nach Unterhalt, da sind außerdem so leidige Verpflichtungen wie Miete und Essen. Da ist Arbeit angesagt. Nicht jeder hat Eltern, die einen aushalten, und irgendwann sterben die auch mal. Und wenn sie das Erbe nicht für's Altersheim aufgebraucht haben: Die wenigsten Erben können auf Dauer ein solch sorgloses Leben führen. Und die, die es können, feiern bestimmt nicht in Friedrichshain! Das ist auf die Restbestände der Republik abonniert, eine inzestuöse Melange aus Dummheit und Dreistigkeit.

Ja, ja: auch wir haben gefeiert! Und wir waren laut. Aber uns hat auch irgendwie Nachbarschaft noch etwas bedeutet sowie die Bedürfnisse anderer Menschen. Ich will es mal so sagen: Ich erlebe derzeit Dinge, die eigentliche Menschen als selbstverständlich erachten, die hätte ich in diesem Alter noch nicht einmal zu denken gewagt. Liegt es daran, dass zur Erziehung damals nicht nur Förderung, sondern auch Rücksichtsnahme gehörte? Wir haben es hier allerdings mit einer neuen Züchtung zu tun: Resistent gegen alles Soziale, selbstbewusst ohne jeden Grund und mit einer Intelligenz ausgestattet, die alle Ressourcen für das eigene Weiterkommen verbraucht.

Ich höre mich an wie meine eigenen Eltern. Das ist ja gar nicht lustig! Aber ich komme mir eben so seltsam fremdgesteuert vor, wenn alle Welt ihre Egoismen auslebt und ich eigentlich nur dann und wann meine Ruhe haben möchte und nicht darf. Und ich weiß natürlich, dass in Hinterzutzelbach spätestens um 22 Uhr Ruhe zu sein hat und dass das furchtbar öde ist und Berlin die Party bietet und mit all seinen Einwohner*innen ein großes Repertoire an dienstbaren Geistern hat... doch halt:

Nicht jeder Einwohner verdient sein Geld mit Tourismus! Und manche mögen es gar nicht, wenn ihnen dauernd abverlangt wird, zu jedem Blödsinn auch noch gute Miene machen zu müssen. Grundfreundlich ist man zwar, aber auch Hilfsbereitschaft hat seine Grenzen, besonders wenn man sich veralbert fühlt. Aber: Vielleicht wird Berlin demnächst so öde wie alle anderen Metropolen dieser Welt. Seine Anziehungkraft ginge damit endlich verloren. Der Senat und die Bauwirtschaft gehen ja seit Jahren stramm auf dieses Ziel zu und machen alles platt, was mal Initiative gezeigt hat. Vielleicht ist der Partytourismus ein Ergebnis dieser Politik: Gut ist nur, was Geld bringt?

Kultur kommt immer von unten und nie vom Geld, liebe Freunde! Meinetwegen darf Berlin diesbezüglich gerne interessant bleiben! Aber wie interessant ist eine endlose Strullerparty wie sie derzeit in Friedrichhain stattfindet? Wie interessant ist es wirklich, wenn sächsische Hausfrauen rund um die Uhr penetrant lärmen und ihre kahlrasierten, anabolikaverformten Männer die Grünanlagen vollpissen und die Eingeborenen verhöhnen, weil Berlin ja so schau lustig ist? Berlin ist kein Zoo und auch kein rechtsfreier Raum. Und die Stadt enthebt auch nicht von der Verpflichtung eines Restanstandes und vergibt auch keine Freibriefe für Barbarei!

So... uffff... da musste mal raus! Und wer mir nun mitteilen möchte, ich solle mich mal entspannen, dem rufe ich heiter entgegen: Entpannung geht wenn überhaupt nur auf Kosten anderer! Denn das ist ja mein ganzes Problem: Ich bin so nicht erzogen worden, und das ist auch gut so! Wer sich aber einfach zurücklehnt und Fünfe gerade sein lässt, tut dies alleine auf dem Rücken anderer. Denkt mal drüber nach! Wenn Ihr könnt!

Freitag, 25. Juli 2014

Könige unter Königen! Auf der Suche nach Mr. Untertan!

Wer hierzulande immer noch behauptet, wir lebten in einer kinderfeindlichen Gesellschaft, dem muss man die Ohren verbiegen und die satten Augen aus den Höhlen herausziehen, damit er endlich erkennen mag: Wir leben tatsächlich in einer erwachsenenfeindlichen Gesellschaft!

Kinder müssen nicht arbeiten, sie müssen bei nichts behilflich sein, bekommen ihre Schulaufgaben gemacht und überhaupt mehr Recht als Pflicht. Elterndarstellern, die glauben, ihr Kind müsse sich überall, und sei es auf dem Friedhof, im Café am Nachbarstisch oder im Supermarkt auch austoben und ich entfalten dürfen, darf man getrost sagen: leck' mich doch, Du Kralle! Muss es eben nicht! Geh' auf den Spielplatz!

Wenn sie noch nicht einmal ihrern elterlichen Verpflichtungen nachkommen wollen, um damit Sorge zu tragen, dass aus ihrem Kind dereinst ein selbstverantwortliches Wesen wird, dass der Gesellschaft mehr nutzt als schadet, dann sollten Sie sie erst mal sehen, wenn fremdkindgeplagte Menschen die Plagen zur Ordnung rufen und ihnen Grenzen setzen wollen! Ieeeeek! Kinderfeind! und den Zeigefinger raus, wie bei den Körperfressern!

Nein, diese Grenzen braucht mein Kind nicht, es braucht Bestätigung und Raumerweiterung nach Osten, krakeelen die Elterndarsteller und vergessen dabei, dass sich ganze Heerschaaren professioneller Dienstleister mit jungen, selbstbestätigten Menschen herumplagen müssen, die nur gelernt haben, wie man sich selbst entfaltet und dabei gar nicht mitkriegen, dass jeder Pups für sich selbst befreiend sein mag, für den anderen aber eine Belästigung sondersgleichen ist.

Im Feudalismus, da gab es noch vererbte Gesetzmäßigkeiten. Da war der König, der Graf, der Arzt in zigster Generation, der Dorfpfaffe: ihnen hat man Respekt gezollt, hat einen Buckel gemacht, einen Kratzfuß und ist zur Seite gegangen, wenn der Betreffende seinen Weg fortführen wollte. Nicht dass ich solchen Zeiten nachtrauere. Ehrlich nicht!

Doch die postdemokratische Gesellschaft ist ein Ort voller Könige, sich selbst gegenüber völlig unkritischen Geistern, die von allen anderen, selbstredend ebenfalls mit gleichen Rechten ausgestatteten Königen, verlangen, sie mögen ihnen gefälligst aus dem Weg gehen und ansonsten zu Diensten stehen. Man wundert sich, dass die Welt nicht völlig stillsteht, weil keiner es einsieht, warum ausgerechnet er Platz machen sollte.

Das liegt daran, dass nicht alle Eltern ihrer Kinder verantwortungslose Accessoireisten sind, die Faulheit und immense Unfähigkeit vor dem Kinde mit antiautoritärer Kindererziehung verwechseln. Wer da aber gut anerzogene Vernunft walten lässt und denkt, ach: leck' mich doch, ich bin nicht so'n Arsch, und aus dem Weg geht, der wird sofort als Untertan entlarvt. Der braucht sich nicht zu wundern, wenn er hernach die Einkaufstüten des anderen trägt.

Kinder kommen mit gespreizten Ellbogen zur Welt. Dass sie dennoch aus dem Uterus ihrer Mütter kriechen können und nicht darinnen steckenbleiben, liegt an ihrer Biegsamkeit. Also ist da noch was zu retten. Doch leider hat ja schon die Elterngeneration der heutigen Eltern völlig versagt, indem sie selbst vergessen hat, ihren Gören neben einem starken Selbstbewusstsein und gaaaaanz viel Durchsetzungvermögen auch ein Portiönchen Demut oder auch Güte mitzuvermitteln.

Und dann suche ich als Erwachsener etwas Ruhe und Erholung, von den Mühen und Strapazen des Alltags. Die Nachbarn oben lassen ihr Kind mit dem Bobbycar auf dem Holzboden rumrutschen, also verlasse ich die Wohnung und sitze im Café, wo mich eine verzogene, höchstens zweijährige Göre auffordert, meine Füße hochzuheben (Füße hoch!), damit es ohne ausweichen zu müssen an mir vorbeigehen kann. Ich tue es nicht, die Mutter schaut mich tadelnd an.

Dann gehe ich einkaufen, wo mir ein Kind johlend mit dem Kindereinkaufswagen in die Hacken rennt. Das muss so sein, weil es gerade ein Kindereinkaufswagenrennen mit der kleinen Schwester macht. Der kleine Drecksack streckt mir die Zunge raus und läuft johlend weiter. Die Eltern führen derweil angeregte Gespräche mit einer Verkäuferin, die entnervt die Augen verdreht. Wenn Idioten Kinder haben, kommen leider nur noch schlimmere Idioten dabei raus. Was wird dann aus deren Kindern? Man will es sich gar nicht vorstellen!

Schland, ein kinderfeindliches Land? Bah! Man möchte um sich schießen, wenn man nur könnte. Mist!

Dienstag, 8. Juli 2014

Es den Befindlichkeitsposern gleichtun: Angekommen in der Seniorenzipperlein-Liga!

Erinnert sich jemand an Waldorf und Stetler? Von den Muppets? Ich bin Stetler: ein grantiger, bösartiger Greis! Ich sitze in meiner Loge und lästere, ereifere und amüsiere mich. Am liebsten mit meinem Freund Waldorf aka RonJustice. Wir beäugen unsere Welt mit zunehmendem Misstrauen.

Ja, das Alter macht miesepetrisch und misstrauisch. Und es macht krank und hinfällig! Das Leben ohnehin schon, das Alter sowieso. Passend zu meiner greisenhaftigen Miesepetrigkeit gesellt sich nun ein Seniorenzipperlein. Das habe ich nun davon.

Ich finde ja nichts interessanter als Blogger, die sich über ihren Körper und seine Fehlfunktionen ausbreiten. Endlich habe ich die Gelegenheit, es diesen Befindlichkeitsposern gleichzutun: Ich habe Kreislauf! Dann bin ich für einen Tag außer Gefecht gesetzt. So! Nun isses raus!

Bei Wetterumschwüngen, Schwüle und Hitze klappe ich zusammen wie ein Schweizer Taschenmesser. Mein Arzt sagt, ich trinke zu wenig! Ich solle mehr trinken! Mit diesem Ratschlag bin ich endlich in der Seniorenzipperleinliga angekommen. Sowas kriegen wirklich nur 80jährige zu hören.

Dabei trinke ich gar nicht zu wenig! Erst gestern habe ich eine halbe Flasche Wein geleert! Dies aber nach Tee und Apfelsaftschorle! Oder war's doch Apfelwein? Ich erinnere mich nicht mehr!

Verdammt, ich verpasse so viel, wenn ich krank bin: Die WM, Kunst, Sex! Was ich nicht verpasse: Arbeit, längere Texte und die Kommentarspalten von tagesschau.de zum Thema: Erbschaftssteuer! Mein Erbe kann man übrigens ruhig versteuern. Die Hälfte von Nichts bleibt Nichts! So hat auch ein mieses Gehalt seinen Vorteil!

Und wenn ich wegen meiner Zipperlein nur die Hälfte der Zeit habe, dieses Nichts zu erarbeiten, dann kann auch nur die Hälfte versteuert werden: wieder Nichts! Doppelt Nichts! Aber ich versaufe ja auch mein ganzes Geld und investiere nicht, sagen da die Kritiker! Aber mein Arzt hat definitiv gesagt, ich soll mehr trinken!

Nachtrag (selber Tag, anderes Thema):

Natürlich wird jetzt jemand sagen: Stirb doch, Du vaterlandloser Geselle. Aber ich bin heute dahinter gekommen, was mich an der Nationaltracht und dem Schlandhype tatsächlich stört: In meiner Jugend waren alle, die Deutschland gerufen und die Fahne geschwenkt haben, ausnahmslos Nazis! Niemand, der über ein etwas gepflegteres Weltbild verfügt, hätte es für nötig befunden, derart aufzutreten.

Ich bezweifle zwar stark, dass die dreifarbgeschminkten Fahnenwedler heutzutage tatsächlich alle Nazis sind. Die echten Nazis können sich jedoch hinter ihnen verstecken. Und nicht nur das: kaum ist WM, schwupps! Schon wird im Parlament für eine Verschärfung des Asylrechts gestimmt. Aber ist ja egal: Heute ist Schland! Und irgendwie passen Asylbewerber und schwarzrotgold sowieso nicht zusammen. Die dunklen Tiefen des Mittelmeers vertragen sich farblich wohl besser.