Dienstag, 2. November 2010

Report aus der Gegenwelt! Hoffnung als Leitgedanke!

Als ich einmal rauchen wollte, da hatte ich einen Jemand höflich nach Feuer gefragt, denn selbst hatte ich keines dabei, ich Hobbyraucher. In diesem Zusammenhang ist von meiner Seite auch das Wort "Bitte" gefallen, und da hat mich der Gefragte schon mit ganz großen Augen angeschaut. Aber als ich hinterher, die Zigarette war schon an, noch "Dankeschön" gesagt habe, da war er doch reichlich irritiert, weil: "... das doch unnötig ist, dieses "Bitte" und "Danke", volle Zeitverschwendung also, und außerdem nur eine Floskel..." Das hat er wirklich gesagt und ein bißchen leid hat er mir auch getan, weil er das so sieht: Höflichkeit ist nur eine Floskel.

Meine "neue" Freundin C. findet, dass ich sehr aufmerksam bin. Ab und an erkundige ich mich nach ihrem Wohlbefinden, und außerdem kann ich mich an Dinge erinnern, die sie einmal gesagt hat, und wenn es ums Essen geht, dann weiß ich auch schon ein paar Dinge, die sie nicht essen mag. Es kommt vor, dass ich ihr zuhöre, wenn sie spricht. Das ist eigentlich schon alles, nun ja, fast alles, weil ich sie außerdem sehr lieb habe. Ich scheue mich sehr, dies unter dem Label "Aufmerksamkeit" zu verbuchen. Vielmehr stelle ich mir die Frage, mit was für Typen sie vorher zusammen war, wenn dieses meiner Ansicht nach völlig normales Verhalten so außergewöhnlich erscheint.

Mein guter Freund RonJustice hat eine Frau aus dem Osten, V. genannt, kennengelernt. Er hört ihr zu (sagt er, aber ich glaube ihm das sowieso, weil: das kann er, das mit dem Zuhören) und hat wahrscheinlich ein paar warme Worte für die offenkundig gebeutelte Seele. Sie findet das außergewöhnlich und hat sich deshalb in ihn verliebt und er sich auch in sie. Schwierig ist allerdings, dass V.s Freunde und Freundinnen sich nicht so richtig darüber freuen wollen. Sie haben jetzt auch schon festgestellt, dass sie, schon nach wenigen Wochen, irgendwie "so westlich" geworden ist, und auch ein wenig "kapitalistisch". Nun klingt das alles so, als hätten die Freundinnen und Freunde aus der ehemaligen DDR ganz große Vorbehalte, und die sind ja auch immer ein Anzeichen von großer Angst. RonJustice hat zu V. gesagt, dass sich seine Freunde für ihn freuen würden, anstatt sein Glück zu denunzieren. Ich für meinen Teil habe mich tatsächlich für ihn gefreut. Leider ist diese Freude nun getrübt, da die Sache mit V. nicht so richtig funktionieren will. Es kann halt keiner so richtig aus seiner Haut.

Als ich nach Berlin zurückgekehrt war, so ziemlich genau vor einem Jahr, da habe ich mir vorgenommen, diesen saisonsbedingten Griesgramen und Griesgräminnen mittels einem bezaubernden Lächeln zu begegnen. Wer da lächelt, dem schneit Freundlichkeit, gar Herzlichkeit entgegen. Dachte ich. Und manches Mal hat's sogar funktioniert. Aber oft auch nicht, und dann bescheinigten mir die antwortenden Blicke bestenfalls eine Geistesgestörtheit, schlimmstenfalls aber Ablehnung. Wahrscheinlich ist Freundlichkeit bzw. Herzlichkeit einfach nur aufdringlich und ich habe damit viele Menschen sehr aufgeregt. Mich selbst hat diese Erkenntnis nur enttäuscht.

Da ich sehr auf meine Umwelt achte, bin ich stets sehr bestrebt, niemandem im Weg zu stehen. Auch weiche ich gerne Menschen aus, wenn sie mir entgegen kommen. Dann musste ich aber beobachten, dass mir eigentlich fast nie jemand auweicht. Dies vor allem, weil viele Menschen gar nicht schauen, wo sie hingehen und möglicherweise glauben, dass andere schon für sie mitdenken werden. Weil ich aber auch mal irgendwo hinkommen möchte und nicht ständig zickzack laufen will, habe ich es mir angewöhnt, im entscheidenden Moment den Blick zu senken, und et voilà, schon wird mir der Weg freigemacht. Nie wieder ausweichen müssen - das ist ein gutes Gefühl. Ich kann mich schließlich nicht in Luft auflösen! Die nächste Übung ist es, den ankommenden Menschen fest in die Augen zu schauen, sie also durch Blicke zu dominieren und damit dirigieren.

Das alles klingt irgendwie paranoid? Stimmt, ist es auch, aber volle Kanne! Aber ich bin lieber etwas paranoid als der ewige Spielball von rücksichtslosen und unaufmerksamen Lebewesen. Ach, diese letzte Aussage ist jetzt auch noch so wunderbar redundant, ich könnte schreien vor Glück! Und es gibt auch noch andere Menschen, wie z.B. C. oder RonJustice oder... oder ... oder... Das macht Hoffnung!

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