Montag, 27. Februar 2012

Gefangen in der Tristesse! Ist es zuviel verlangt, wenn ich mich nicht zu Tode langweilen will?

kriegswichtig: eine Perspektive
Heute muss ich mal wieder jammern: Es schaut so aus, als würde mein neuer Job früher enden als gedacht. Dabei hat's im Grunde Spaß gemacht: Ich durfte mich austoben und mein gesamtes Repertoire auffahren. Man hat mich einfach machen lassen, und deshalb war das, was ich gemacht habe, gut. Der Laden macht nun wahrscheinlich dicht. Ist nicht meine Schuld, aber trotzdem bedauerlich. Meine ganze kurzfristige Planung ist damit über'm Haufen, und ich muss mir wieder eine neue Stelle suchen.

Das ist gar nicht so einfach: Ein intensiver Blick über die heurigen Stellenangebote bietet eine Aussicht auf pure Langeweile. Gefragt ist nicht Kreativität oder Quereinsteigertum. Gefragt sind funktionierende, auf ihren gerechten Lohn verzichtende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit erhöhter Flexibilität, aber ohne Führungsverantwortung. Wenn ich an Langeweile und Unterforderung sterben möchte, dann biete ich meine Arbeitskraft auf dem richtigen Markt an: nämlich der bundesdeutschen Vorstellung einer auf Arbeit basierenden Gesellschaft.

Die Parole heißt: langweiliger Job meets langweilige Arbeitgeber meets langweilige Feierabende bei Wasser und Brot. Wenn doch aber Arbeit sooooo wichtig ist (Die Arme gehen weiiiit auseinander bei der Beschreibung der Wichtigkeit von Arbeit. Die Spannweite der Arme reicht im Grunde gar nicht dafür aus), warum wird sie nicht bezahlt oder wenigstens mit sinnstiftenden Tätigkeiten ausstaffiert?

Natürlich schlagen sich Dienstleister der Arbeitsvermittlung um den letzten Akademiker, der via AA einen Vermittlungsgutschein bekommt. Um den zu bekommen muss man allerdings schon Arbeitslosengeld beziehen. Nun schaue ich in die Jobbörse der AA und sehe: von 100 angebotenen Stellen sind 97 von den Personalvermittlern. Von den restlichen Stellen sind zwei völlig inakzeptabel, wenn man seine Professionsausübung mit einem minimalen Anspruch in Verbindung bringt. Eine bleibt über, der Arbeitgeber jedoch zahlt auf Nachfrage nur ein Taschengeld.

Jetzt hat die BRD zwei bis drei Probleme:
  • Da Arbeitgeber in der Regel todlangweilig denken und Personalchefs lediglich Zertifikate auf ihre Echtheit prüfen, nicht aber den Menschen als Ganzes sehen, stellen sie nur todlangweilige Menschen ein, an deren Gesicht man sich nur mittels Lichtbild in der Personalakte erinnern kann. Kreativität stört nur den gewöhnlichen Betriebsalltag. Der Arbeitnehmer muss zudem in den Job passen wie Wullfs Bargeld in die offene Hand (oder Hintzes Kopf in Wulffs Arsch). Dann hat er eine Aussicht auf einen frustrierenden Arbeitsalltag, innerhalb dessen seine Arbeitskraft, nicht aber seine Fachkraft erwünscht ist.  
  • Einmal einen minderqualifizierten Job anzunehmen, ist überall auf der Welt eine Ehrensache und wird als Zeugnis dafür erachtet, wie ein Mensch seine Pobacken zusammenkneifen kann und schlechte Zeiten zu überwinden in der Lage ist. In Deutschland belegt dasselbe ein Scheitern im Leben wie im Beruf, gilt also als schwerer Makel. Beispiel? Wer als Akademiker zwischendurch mal bei McDoof arbeitet, der packt's halt im Job einfach nicht. Fertig, aus!
  • Hintzes Kopf passte auch nur in Wulffs Hintern, weil der ihn für Hintze aufgehalten hat. Wenn ich in einen Job passen bzw. den Anschein geben will, dann muss ich mich fortbilden. Leider will ja niemand mehr für Arbeit mehr zahlen als er muss (und müssen tut er eigentlich gar nichts), weshalb eine teure Fortbildung leider nicht in Frage kommt. Wenn Arbeitgeber aber Fachkräfte brauchen, dann sollten sie sie auch selber aus- und fortbilden müssen. Was ist das denn für eine Haltung, bitteschön? Arbeitgeber sind wohl die allergrößten Schnorrer von Bildungs- und Sozialleistungen überhaupt, machen wir uns nichts vor!
Warum ich mir das Ganze überhaupt noch antun möchte, ist mir selbst nicht ganz klar. Eine Anstellung, so beschreibt es einer der Helden in W. Genazinos Büchern, ist ein Anschlag auf die Souveränität des Individuums. Lohnarbeit stellt schlicht den Verlust der Kontrolle über einen großen Teil des Tages da. Einer stellt einen anderen für eine klar definierte Tätigkeit ein, und es ist nicht von Interesse, was sonst noch in ihm schlummert. Nun bin ich gedanklich wieder auf dem Weg in die Selbständigkeit. Doch wer soll meine Dienstleistungen denn bezahlen, wenn schon die Arbeitgeber nicht willens sind, ein anständiges Angebot zu machen?

Arbeit ist nichts wert! Und Würde verleiht sie auch nicht! Wer nur aus Angst vor dem sozialen Abstieg arbeitet, der tut dies eben aus einer Not heraus, weil ihm sonst Schlimmeres droht. Dabei braucht man die vielen Arbeitslosen gar nicht, es sei denn als Druckmittel für die jetzt Arbeitstätigen. Hörte man endlich damit auf, die Arbeitnehmer ständig zu erpressen, würde sich der sogenannte Arbeitsmarkt öffnen müssen. Denn tatsächlich sind die Arbeitnehmer nur kleine Rädchen, die funktionieren sollen. Was aber, wenn sie nicht mehr funktionieren wollen?

Ach, soviel Sprengstoff gibt es gar nicht, wie man bräuchte, um all den Schwachsinn um uns herum einfach wegzublasen. Also echt... und da soll man nicht jammern?

P.S. lieber Verfassungsschutz: natürlich habe ich nicht vor, den Schwachsinn um mich herum tatsächlich wegzublasen oder auch nur jemanden dazu aufzufordern. Aber bitte bitte: löst Euch endlich auf!

4 Kommentare:

RonJustice hat gesagt…

Wenn Arbeitnehmer nicht mehr funktionieren wollen, dann gehen sie zum Verfassungsschutz.
Im übrigen steckt Hintzes Kopf (der Mann schreibt sich mit 'T' wie Terror) immer noch in Kohls Arsch, und von dort ist noch nie jemandem die Flucht gelungen, außer... einer Frau aus dem Osten...

holz e. von bald hat gesagt…

Ach, ich will gar nicht wirklich wissen, wo und bei wem der Herr Hintze seinen Kopf noch drin hatte, dieser schmierige Otter.
Das korrigier ich mal. Dank an meinen Lektor...

Hannibal hat gesagt…

'Lektor' bitte mit 'c' statt 'k' und mit 'e' nach dem tee, pardon nach dem 't' naturellement, anstatt 'o'!!!

holz e. von bald hat gesagt…

Ähhh? Aaah! Haha, verstanden. Nee, doch nicht: Es kommt einfach nicht "Elefant" dabei raus, sorry ;-)