Dienstag, 28. April 2009

Verordnete Niedertracht! Alkohol vs. Taliban und Ludwigshafen!

Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis auch der Alkohol böse diskreditiert (altdeutsch für: dissen) würde: Komasaufen, Flatrate-Trinken, Anisschnappspanscherei in Turkye und dergleichen mehr sind Gefahrenquellen, und damit ist Alkohol grundböse. Gehört verboten! Die Talibanisierung der Gesellschaft schreitet munter voran, das Rauchverbot kann ja noch nicht alles gewesen sein. Es wird auch langsam Zeit, dass unsere Frauen von den Straßen, das Wahlrecht aberkannt (be)kommen und wir Herren wieder Hüte mit Dachshaarpinseln im Hutband tragen müssen. Jawoll, soweit kommt's auch noch, warten wir es nur ab!

Bis es aber endlich soweit ist, begnügt sich die Stadt Ludwigshafen mit einem temporären Alkoholverbot auf dem Berliner Platz. Okay okay, was in Mannheim schon längst Gang und Gäbe ist, muss hier erst mühsam installiert werden: Tanz- und Lächelverbot in der Öffentlichkeit, verordnete Niedertracht und Spaßdezimierung allenthalben. Ich möchte aber nun zur Sache kommen, denn der Alkoholspiegel in meinem Blut sinkt rapide gegen Null, und dagegen muss bald etwas getan werden!

Weil es letztes Jahr so gut geklappt hat, führt man ab kommenden Freitag in Ludwigshafen wieder ein Alkoholverbot rund um den Berliner Platz ein, dieses Mal sogar sechs Monate statt der drei im letzten Jahr. Wer weiß, wem man es danken muss, dass es auch dieses Mal nur von jeweils Donnerstag bis Sonntag von 22Uhr bis sieben Uhr morgens gilt? Als Grund für diesen herben Schlag gegen die Trinkergemeinde wird allein angeführt, dass es im letztjährigen Zeitraum 3% weniger Fälle von Körperverletzung gegeben hätte. Indem man den Zeitraum nun verdoppele, rechne die Stadt in ihrer Logik nun mit 6% weniger Haue!

Das ist natürlich enorm! Man rechne es sich einmal aus und übertreibe mal zugunsten der Kulturpessimisten: drei Monate haben ungefähr 90 Tage. Wenn es sonst an jedem Tag jeweils 2 Verletzte gegeben hätte, also 180 insgesamt, und es während dem Alkoholverbot 3% weniger gegeben hat, dann gab es also insgesamt, mal nachrechnen, hmmmm, grübel grübel, ach ja: 174,5 Verletzte. Verdoppelt man den Zeitraum, dann gäbe es statt sonst 360 durch alkoholbedingte Rauferei körperlich versehrte Menschenleiber nur 349 davon.

Bei diesen Zahlen hauen sich genauso viele Statistiker die Hand vor die Stirn, wie es sie braucht, um die Zahlen durch Fälle von Gehirnerschütterungen wieder auf ihr Normalmaß anzuheben: Hat man in Ludwigshafen denn schon einmal was von Varianzen gehört? Wenn es in besagtem Jahr nur fünf Regentage mehr gegeben hat, dann hätte man ähnliche Ergebnisse erreicht. Genau so gut hätte man mir im angedachten Zeitraum das Annähen von Mantelknöpfen verbieten können und damit möglicherweise noch weniger Verletzte gehabt.

Oder man schafft diese dummbatzigen Feste wir Kirmes oder Weihnachtsmarkt endlich ab, dann tendiert die Körperverletzungsgefahr eventuell sogar gegen Null? Denn es bleiben ja offenbar noch 97% Restrisiko! Jedenfalls sind die Zahlen wohl kaum signifikant genug, um ein Alkoholverbot damit zu begründen. Das ist nur Augenwischerei, und durch Gefahrhuberei möchte man wohl von der eigenen Spießigkeit, ergo von den wirklichen Gründen ablenken: Alkoholisierte Menschen sind laut, sehen nicht besonders gut aus, dauernd scheppert irgendwas durch die Gegend, und sie stören auch sonst jedes ästhetische Empfinden.

Diese Partyposse dann vom Platz zu verjagen, löst denn auch nur dieses Unwohlgefühl saturierter und scheintoter Beschwerdebürger auf. Das angeführte Problem aber wird nur verlagert: Dann saufen wir halt woanders und hauen uns dort gegenseitig die Fresse ein. Na dann mal los, Frau Lohse: Sorgen sie doch für einen weiteren sterilen Platz in der Region. Als ob es davon nicht genug gäbe! Ich rufe jedenfalls auf zum Widerstandstrinken! Prost!

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