Donnerstag, 15. Mai 2008

Die Mode und die Mütze! Der kleine Punk und die Anarchie!

Grauenhafte Mode in Berlin anno 2004: Alle Jungs, die von sich behaupten, irgendwie kreativ zu sein, tragen plötzlich natogrüne Bergmützen. Der MilitaryLook soll wohl etwas rebellisches, martialisches ausdrücken. Keiner weiß es ganz genau, ist schließlich bloß eine Mode, doch ich bin froh, als die "Mütze" endlich wieder verschwindet. Nicht für lange.

Keiner hätte nämlich gedacht, dass die "Mütze" 3-4 Jahre später in Mannheim wieder auftaucht. Alle Jungs, die von sich behaupten, irgendwie kreativ zu sein, tragen neuerdings diese hässlichen Dinger auf dem Kopf. Womit bewiesen wäre, dass nicht alles gut ist, was aus Berlin kommt. Aus Berlin kommt sowieso nur das, was die Stadt früh ablegt, wie unserer älteren Geschwister ihre alten Styles, die wir dann auftragen mussten.

Was jedoch von Bestand ist, bleibt in Berlin und lässt sich nicht einfach so exportieren. Sobald jemand von außerhalb plötzlich eine Berliner Band oder auch irgendwelche Frisuren usw. "total cool" findet, kann man sicher sein, dass selbige(s) in B. schon etwas komisch riecht! Und Bergmützen, dazu noch natogrüne, haben schon immer gestunken. Das soll an dieser Stelle mal gesagt sein!

Sogar HipHopper beweisen mit ihren obligatorischen BaseCaps wesentlich mehr Sinn für Individualität. Ihre Kappen gibt es in allen erdenklichen Farben und Brands. Jeder hat eine andere Hose, die ihm in den Knien 'rumschlabbert, und kein zirkuszelthaftes T-Shirt ähnelt dem anderen. Warum aber gerade die Nerds und Hipster die Apologeten des Uniformierten sein müssen, erschließt sich auf den ersten Blick kaum.

Aber dann wird klar: In Urzeiten des philologischen Universitätswesens waren z.B. schwarze Rollkragenpullover topmodisch. Jeder trug so einen. Die Studentinnen waren ihren Kommilitonen modisch allerdings immer Meilen voraus: Männer ziehen sich einfach nicht gerne gut an! Ganz oben auf der Liste stehen praktische Kleidungsstücke, und das modische Accessoire (Mütze etc.) ist nur tragbar, wenn es andere Männer auch tragen können. Es könnte ja sonst feminin wirken, da braucht man(n) schon den Maskulinitätstest respektive Tragbarkeitsbeweis.

Ganz umgekehrt verhält es sich mit den Frauen. Wenn zwei auf einer Party das gleiche Kleidungsstück tragen, gleicht das einer mittleren Katastrophe. So ist es kein Wunder, das Innovationen der Haute Couture an der Männermode gähnend vorbeigehen: Der typische, heterosexuelle Mann ist einfach zu primitiv, um seinen Körper adäquat präsentieren zu wollen. Figurbetonung gilt immer noch als weibisch!

Wenigstens die türkischen Jungmänner zeigen, wie es auch geht: Dank ihnen kann man endlich pinkfarbene Hemden anziehen, ohne gleich von einem wütenden, homophoben Mob gelyncht zu werden. Danke! Ihre Experimentierfreude kennt keine Grenzen. Fast ist man versucht, es ihnen gleichzutun und damit gefahr zu laufen, ein FashionVictim zu werden. Mit dieser Gefahr lässt es sich jedoch gut leben, denn sie macht das Leben wenigstens etwas interessanter.

Wie wäre es mit etwas mehr persönlichem Stil, statt den Thrill beim Gefahrensport und BungeeHeiraten zu suchen? Wie wäre es mal mit WickelRock statt OutDoorSandalen? Wie wäre es mit einer kleinen Revolution während der großen Anpassung? Wie wäre es mit Toto statt BadReligion? Wie wäre es, wenn ein kleiner Punk auf seine Punkerfreunde wartet und auf seinem Ghettoblaster laut "Rosanna" von Toto läuft?

Das wäre sehr niedlich! Denn so uniformiert in ihrer NonUniformiertheit Punks auch sind, ihnen gebührt weit mehr als nur 1-2-3 PunkRock mit Bierattitüde. Vielleicht geht dem kleinen Punk die Musik seiner Freunde so dermaßen auf die Nerven, dass er sich sogar unterdrückt fühlt. Jede freie Minute hört er deswegen die Musik, die ihm gerade gefällt. Vielleicht ist er deshalb in seinem Freundeskreis der letzte Anarchist? Unromantische Menschen würden wahrscheinlich in Betracht ziehen, dass vielleicht gerade nichts anderes im Radio gekommen ist.

Doch ich bin ein Romantiker und rufe deshalb aus dem Fenster: Hallo, kleiner Punk! Wenn ich Dir mal wieder am Neckarufer begegne, kauf' ich uns einen Sechserpack! Den trinken wir beide zusammen aus, und Du erzählst mir währenddessen, wie ProgressiveRock und Campieren unter der Kurpfalzbrücke zusammengeht. Und ich erkläre Dir anschließend, warum ein Dasein als Punk nichts mit Äußerlichkeiten zu tun hat, sondern eine Frage der inneren Einstellung ist.

2 Kommentare:

red adventrice hat gesagt…

es gibt männer denen steht ein wickelrock ganz formidable - allerdings gilt auch für männer: beine rasieren, bitte, danke.

holz e. von bald hat gesagt…

oha, und ab da wird es schwierig: der dichte pelz muss ja täglich abgeschmirgelt werden. bei dem, was mann sonst noch so alles rasieren muss, um der frau zu gefallen (brust, rücken, gesicht, genitalpelz)... da muss dann wohl doch irgendwann der laser ran...