Sonntag, 13. Februar 2011

Hier nur zulässige Vergleiche: Hund und Kinder und deren BesitzerInnen!*

Meine Mitbewohnerin wünscht sich sehr einen kleinen, nicht allzu überzüchteten Hund. Mir selber wird vom Geruch eines Hundes speiübel, ich ekele mich sehr und ich meide die Tiere - in der Regel auch deren BesitzerInnen - wo es nur geht. Ich kann K schlecht verbieten, sich einen Hund anzuschaffen. Eine Hundeneuanschaffung würde bedeuten, dass ich aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen müsste.

Um ihren Hundewunsch zu kompensieren, schloss K Freundschaft zu einer frisch eingezogenen Hausbewohnerin, die ein eigentlich recht hübsches Kerlchen von Hund ihr eigen nennt und das gegebenenfalls zum temporären Betreuungsfall wird, diesen zu übernehmen sich K freudig angeboten hatte. Der Hund ist nun zeitweiliger Gast in unserer Wohnung, wobei K nur darauf zu achten hat, dass er Küche, Bad, Arbeitszimmer und meinem Zimmer fernbleibt. Das mag etwas pedantisch erscheinen. Was Hunde betrifft, bin ich es nun mal besonders stark.

K ist eine äußerst freundliche und zurückhaltende Frau. Der scharfe Ton liegt ihr nicht im Blute. Die Besitzerin des Hunde gibt offen zu, dass ihr Hund nicht erzogen ist. K versucht sich daran, scheitert aber: Ihre Kommandos dem Hund gegenüber klingen gelinde gesagt mehr wie ein überdenkenswerter und gutgemeinter Rat, aber nicht wie ein Befehl. Hunde funktionieren nicht so: Sie sind dem offenen Diskurs gegenüber verschlossen und setzen unbeirrt ihren eigenen Willen durch. Wieviele Herrchen und Frauchen sind tatsächlich die Alphawesen in der Hund-Mensch-Beziehung?

Im Grunde sind Kinder genau wie Hunde. Mit der Ausnahme, dass man gemeinhin erwartet, dass sich diese jungen Menschen dereinst zu einem eigenständigen sozialen Charakter entwickeln. Dieses Stadium wird der Hund nie erreichen. Dafür muss er aber später nicht arbeiten gehen. Andererseits werden heute geborene Kinder als Erwachsene wahrscheinlich gar nicht arbeiten dürfen. Wie auch immer.

Ein Kinder- oder Hundewunsch sollte auf jeden Fall gut durchdacht sein. Man sollte sich die Frage stellen, ob man tatsächlich in der Lage ist, zum Besseren des Kindes oder des Hundes klare und unmissverständliche Anweisungen zu geben. Ein Kind, das beständig und lachend den Spielplatzbereich verlässt, um die Eltern zu foppen, dafür aber droht auf die befahrene Straße zu laufen, muss deutlich spüren, dass dieses Verhalten nicht erwünscht ist. Da hilft schimpfen viel mehr als dem evtl. 2jährigen geduldig und vor allem ruhig zu erklären, warum er auf dem Spielplatz bleiben soll. Kinder haben keine Vorstellung vom Tod und ihr Aktion-Reaktion-Verständnis entspricht in der Regel der Handlung eines Fernsehcartoons.

In der Straßenbahn fühlte sich kürzlich ein mittelalter Herr offenbar von dem Kind eines Pärchens gestört. Dieses Kind hatte tatsächlich die ganze Zeit laut gesprochen, mal geschrien und auch gesungen. Der Herr sagte zu dem Kind, es könne doch auch mal ruhig sein. Ich fand diese Ansprache berechtigt und fand den stark berlinernden Mann auf Anhieb sympathisch. Der Vater des Kindes jedoch protestierte und behauptete, sein Kind sei eben lebhaft. Das könne man einem Kind ja wohl kaum verbieten usw.

Ich finde, man kann das wohl. Die Welt, sie ist kein riesengroßer Spielplatz. Kinder sollten durchaus lernen, wie man sich wo verhält. Im Restaurant wird gesessen und gegessen. Auf dem Spielplatz und im Haus wird getobt. In der Straßenbahn wird leise gesprochen und gekichert. Auf dem Fest wird anderen Leuten laut ins Ohr gebrüllt. Man nennt es Rücksicht. Solche Sachen sollten Kinder lernen.  Die Welt ist ohnehin voll von egomanischen Deppen. Wer sein Kind nicht erzieht, entlässt irgendwann einmal einen egomanischen Deppen in die Welt. Das ist Gesetz!

Von Eltern erwarte ich deshalb schlicht und einfach, dass sie ihre Kinder erziehen. Ich möchte rücksichtsvolle und umsichtige Schlaulis um mich herum haben. Da gehört die Zurechtweisung bei Fehlverhalten bzw. Störung einfach dazu. Und wenn das Kindchen dann weint, ach gottchen, dann nimmt es die Zurechtweisung wenigstens ernst. Das ist doch auch schon was. Wenn aber Eltern lediglich ihrem Fortpflanzungstrieb frönen und nur ihr persönliches Glück auf die private Seite ziehen, die negativen, lästigen Sache aber der Allgemeinheit überlassen, dann müssen sie es sich gefallen lassen, wenn andere intervenieren.

Nun zum Hund: Wer einen Hund hat, zieht ebenfalls einen Nutzen - welchen auch immer - daraus. Wer ihn auf den Gehsteig kacken lässt und den Haufen nicht entfernt, also den (Distinktions)Gewinn privatisiert und die Lasten sozialisiert, soll sich bitte niemals wieder über irgendwelche Bänker oder Manager beschweren. Und die paar Ocken, die HundebesitzerInnen an den Staat abdrücken, befreien noch lange nicht von lästig empfundenen Pflichten und Verantwortung. Die verrechnet sich eh mit der reduzierten Umsatzsteuer für Tiernahrung.

*Dieser Text ist werdenden Eltern und zukünftigen HundebesitzerInnen gewidmet

12 Kommentare:

mrs.hands hat gesagt…

hui. ich bibbere ja jetzt schon, ob ich deinen anforderungen gerecht werde.

holz e. von bald hat gesagt…

nanana, nicht bibbern. Ich mein's doch nur gut. Ich will doch nur spielen...

mrs.hands hat gesagt…

die menschheit sollte im allgemeinen gänzlich entspannter werden. kümmert euch um euren eigenen mist, anstatt in den problemen anderer herumzurühren. was nicht heißt, dass ich verfechter von lascher oder antiautoritärer erziehung bin, um gottes willen, nee.

holz e. von bald hat gesagt…

Also ich finde ja, dass das Problem darin besteht, dass sich Menschen zu WENIG in die richtigen Dinge einmischen.

Klar: den Staat geht meine Gesundheit nichts an, und den Nachbarn hat es nicht zu interessieren, was ich anziehe oder wie ich aussehe. Aber insofern es um ein soziales Nebeneinander geht, sollte man schon Missstände ansprechen bzw. regulieren.

Viele Menschen machen es sich allerdings viel zu leicht und wälzen alles auf ihre Umwelt ab, statt selbst einmal Verantwortung zu zeigen.

Es ist jedenfalls um ein Vielfaches leichter - bleiben wir mal im Bild - einem Kind alles zu erlauben als ihm auch nur eine Sache zu verbieten.

Vielleicht reden wir aber aneinander vorbei. Trotzdem vielen Dank für die Kommentierung. Gerne mehr!

mrs.hands hat gesagt…

ja, ich hab eher von den lästigen lästernden nachbarn geredet. ich bin mir bewusst was für eine verantwortung ich für die erziehung meines kindes habe und glaub mir, niemand will weniger so ein gestörtes, ungehobeltes etwas haben (wie das was ich am we bediene) als ich.

holz e. von bald hat gesagt…

Was anderes hätte ich auch nicht vermutet ;-)

"große Gedanken gehen großen Taten voraus" (Einkauf, H.E.: Buch der Sprüche Psalm 3)

mrs.hands hat gesagt…

wo gibts das werk denn zu bestellen? ^^

holz e. von bald hat gesagt…

Da hast Du mich kalt erwischt... gibt es gar nicht zu bestellen. Die Verlage haben mich abgelehnt - ich habe keine Minderheiten verhöhnt und deswegen war's wohl uninteressant

mrs.hands hat gesagt…

jepp, kann ich gut nachvollziehen. :D was sagt uns das? feindlicher werden! hass hass hass!!!

holz e. von bald hat gesagt…

Um mal mit Meister Yoda zu kontern:

Yoda: "Furcht ist der Pfad zur dunklen Seite. Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unsäglichem Leid."
Luke Skywalker: "Ist die dunkle Seite stärker?"
Yoda: "Nein. Nein... nein. Schneller, leichter, verführerischer."
Einkauf: "Aber warum soll man es sich nicht von Zeit zu Zeit mal leicht machen?"
Yoda: "Auf alle Fälle Frikadelle!"

mrs.hands hat gesagt…

Bulette, Herr Einkauf, Bulette. Ost und West muss zusammenwachsen! (Ach nee, komm scheiß drauf. Ich wander eh bald aus. Dann können mich die westdeutschen Assikinder mal.)

holz e. von bald hat gesagt…

Ach, Willy Brandt wollte ja auch dass zusammenwächst was angeblich zusammengehört. Wenn jedoch Bayern schon ganz anders ist als Hessen, warum sollte dann z.B. MeckPomm genauso sein wie die Pfalz? Aber Bulette reimt sich einfach nicht auf Fälle und die Silbenzahl stimmt auch nicht! In der Pfalz hingegen ist die Bulette eine Polizistin... Kleiner Polizist, die Welt ist Mist (F.S.K.)