Dienstag, 8. Juli 2008

Sechs blaue, mediterrane Mülltonnen!

All den Autofahrer- und VielfliegerInnen sei Dank: Das Wetter ist heutzutage viel besser als früher! Die Durchschnittstemperaturen steigen stetig, und es gibt mittlerweile sogar kleine tropische Stürme. Was will man mehr? Wenn Deutschland nicht so sturzöde zubetoniert wäre, man könnte dort im Sommer fast überwintern und seinen Bauch in die Sonne hängen. Skifahren ist hierzulande leider nicht angezeigt - also muss man doch rein in den Billigflieger.

Auch die Fauna und die Flora entdecken die Qualitäten des einst finsteren germanischen Urwaldes und siedeln sich dort zur Dauerresidenz an. Neulich beobachtete ich Papageien und ganz und gar merkwürdige Insekten am Stollen. Der Oleander wuchert geradezu und die Yucca-Palme gedeiht hier mit ihrer obligatorischen Vogelspinne. Andererseits wollen beispielsweise die Zugvögel gar nicht mehr weg von hier, fehlende Bewegung macht sie fett und träge. Was aus Tieren wird, deren Wandertrieb einfach auf Standby steht, kann man gut an der Stadttaube betrachten.

Wo aber bleibt das Mittelmeer? Es könnte doch auch mal zu uns herüberschwappen, jetzt mal ehrlich: Was hat man denn hier von den ca. 312 Flüssen in der Gegend, wenn man sie so vernachlässigt wie manche Eltern ihre Kinder? "Lebendiger Neckar" z.B. heißt hier leider immer noch: Bratwurstbuden, Kinderhüpfburg und Rockmusik für einen Tag. Oder man verpasst einer Wiese einen Bürstenschnitt und stellt sechs blaue Mülltonnen dazu, fertig ist das Mittelmeer-Feeling.

Fakt ist: Wer mediterranes Flair haben will, muss auch irgendwie mediterran denken! Mittelmeer-Bewohner ist man ganztägig, das ist keine five-to-ten-Sache. Es hilft einfach nichts, den Biergärten etwas längere Öffnungszeiten zu gönnen, wenn der Großteil der Bevölkerung Punkt 22Uhr die Rolläden herunter krachen lässt. Dafür arbeiten die MannheimerInnen viel zu viel und noch dazu sind sie dezent griesgrämig! Es mangelt ihnen schlicht an der Kompetenz, mit dem mediterranen Klima-Konzept umzugehen.

Erfahrung hierin haben allein unsere integrierten MitbürgerInnen von der Ägäis und der Schwarzmeerküste. Deren nächtliches Treiben wird aber leider immer noch missgünstig observiert. Dabei könnten wir so viel von ihnen lernen! Alihan G. und Nikolas P. geben folgende Tipps:
  1. Der echte Meeresküstenbewohner hat keinen eigenen Hund, er füttert dafür gerne herumstreunende Köter, die allesamt Respekt vor dem Menschen zeigen und gar nicht aufdringlich sind
  2. In der Mittagshitze wird so wenig wie möglich gearbeitet. Dafür schickt man den Botenjungen auf ewige Besorgungsgänge
  3. Wer bei Mittagshitze ernsthaft versucht zu arbeiten, soll wegen Streberei standrechtlich erschossen werden
  4. Das Leben ist schön und soll daher mit schönen Dingen begangen werden.
  5. Klimaanlagen machen Klimawandel machen Klimaanlagen machen Klimawandel etc.
  6. Wer bei nächtlicher Hitze versucht zu schlafen, soll standrechtlich wegen Idiotie erschossen werden
  7. Kein Mensch sollte sich für längere Zeit direkter Sonnenstrahlung aussetzen. Unter einem Baum glitzern die Blätter so schön, und die Haut verbrutzelt dabei nicht.
  8. Die Nacht bekommt bei ständiger Tageshitze eine wundervolle, neue Bedeutung, und nächtliches Treiben wird gut für die Seele sein. Der Tag allerdings wird zum Feind erklärt. Carpe noctis!

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