Mittwoch, 11. September 2013

Terror? What Terror?

Da hatte ich noch ein Fernsehgerät, und überall dasselbe Programm. Es sah genau so unecht aus, wie die Realität im Fernsehen eben aussieht. Banal, unauthentisch, ohne Größe. Zumindest wer amerikanisches Actionkino kennt, empfindet so. Also ging ich ins Café.

Dorthin kamen zur Mittagszeit Journalisten, die ein Gemeinschaftsbüro um die Ecke hatten. Helle Aufregung. Dann habe ich es erst realisiert: Da wurden zwei Flugzeuge in die ekelhaftesten Türme, die man sich nur vorstellen kann, gesteuert. Von islamistischen Terroristen. 

Die Reaktionen der Journalistinnen und Journalisten trübten mein Bild vom Berufsstand. Klar darf jeder betroffen sein. Und auch den Irrsinn dieser Welt darf jeder beklagen. Und das völlig zu recht.

Aber man sollte auch etwas nüchternen Abstand wahren und z. B. nicht allein aufgrund der Tatsache, dass eine Bekannte in der USA weilt, darauf schließen, sie müsse nun unweigerlich zum Opfer des Anschlags geworden sein.

Amerika ist groß. Zu groß für die kleinen Hirne von Provinzschreiberlingen, wie man meinen möchte. Neben dem schwäbischen Dialekt ist die Provinz eines der unauslöschlichen Dinge in einem Menschenleben.

Was sind das nur für Menschen, rief eine verzweifelt. Nun: Das hätte ich gerne von ihr gewusst. Sie war die Journalistin. Bis dahin hatte ich mir immer vorgestellt, dass JournalistInnen harte Hunde sind, die den Fragen dieser Welt unbarmherzig auf den Grund gehen, dafür auch ihr Leben einsetzen. Nun, das tun einige bestimmt auch. Nur jene in diesem Berliner Café eben nicht.

Der Anschlag selber ging mir nie besonders nahe. Ich relativiere nichts, wenn ich sage, dass zivile Opfer immer ungerecht sind und dies auch nicht der erste Vorfall in der Geschichte war, in dem Unbeteiligte zum Ziel der "Kriegsführung" wurden. Und auch bei Weitem nicht der letzte. Es scheint das Wesen des Kriegs zu sein, die jeweilige Bevölkerung in Geiselhaft zu nehmen.

Palästina, Libanon, Irak, Jugoslawien, Ruanda, Irak II, Afghanistan, Lybien, Syrien: Da fällt es schwer, als Außenstehender 9/11 hervorzuheben. Für mich reiht sich der Anschlag nur in eine lange Reihe von Verbrechen gegen die Menschheit ein.

Diese Verbrechen zeugen vom Unwillen aller Beteiligten, eine bessere Welt zu schaffen. Es ist leichter einen Brunnen zu zerstören, als einen zu graben. Das allein sollte uns ein Grund zur Trauer sein: Die Beschränktheit und Gier der Menschheit.

P.S. Es gibt keinen Terror. Es gibt nur Krieg. Terror ist lediglich ein Vorwand, um sich nicht an die Genfer Konventionen halten zu müssen.

Keine Kommentare: