Mittwoch, 2. September 2009

Die Mitte meines Körpers! Eine narzisstische Übung!

Ich bin nicht ganz in meiner Mitte. Schon seit Monaten nicht mehr. Die Symmetrie meines Körpers ist in Mitleidenschaft gezogen worden. Darob lief ich, mich zwar gerade wähnend, gekrümmt durch die Wirrungen des Lebens. Aufgrund einerseits verkürzter, andererseits aber verlängerter Muskel gab es hie und da Verhärtungen, welche die Nerven quälten und zum Protest bewegten.

Nerven sind offenbar nur dazu da, Schmerzen zu signalisieren. Ob dies aber eine körperliche Vorahnung zu kommender, seelischer Pein gewesen ist, bleibt gleich: Weh tut es allemal! Doch die Kur zu beiderlei Schmerz ist unterschiedlich: Wo mir wegen des körperlichen Schmerzes narzisstische Selbstbetrachtung anempfohlen wurde, ist dies bei geistigem Schmerz kontraproduktiv.  Ich neige ohnehin zur Eitelkeit!

Dass ich für das eine eine Empfehlung habe und für das andere nicht, liegt in einer einfachen Sache begründet: Für das eine habe ich einen Physiotherapeuten, für das andere (Trennung im speziellen und Mannheim im allgemeinen) aber keinen Psychotherapeuten. Die Kur für das eine steht dem anderen allerdings im Weg. Der Psychotherapeut würde mir unter Garantie nicht empfehlen, mich selbst so zu betrachten wie es der Physiotherapeut empfiehlt.

Ich soll nun bei jeder Gelegenheit eine Möglichkeit zur Selbstspiegelung suchen, um meine krumme Körperhaltung zu korrigieren. Es ist meinem Körper nämlich gar nicht mehr bewusst, wie er sich gerade anfühlt, soll heißen: Wenn ich ganz gerade stehe, habe ich das Gefühl, ich stünde auf einem Dach und müsste mein Gewicht nach links hinten verlagern. Das bedeutet in meinem Fall eine Reihe von ergomemischen Übungen:

Hüfte nach vorne durchdrücken und nach links korrigieren, Bauch nach hinten ziehen und den restlichen Oberkörper nach rechts, leicht nach vorne biegen. Die Brustpartie allerdings soll nach oben weisen und dem Rücken leicht hohl machen, der Kopf hingegen muss aber mitsamt dem Hals nach links hinten gerückt werden und das Kinn leicht nach unten. Das hört sich nicht nur Scheiße an, das ist es auch! Kaum hat man das eine erreicht, verliert man schon das andere.

Damit ich das aber aushalten kann und mein Körper sich wieder gewöhnt, muss ich mich nun in Schaufensterscheiben oder öffentlichen Spiegeln betrachten und gegebenenfalls korrigieren. Dabei fällt mir jeweils folgendes auf:
  1. Ich sehe gar nicht mal so schlecht aus!
  2. Wer mich verlässt, ist selber Schuld!
  3. Ich habe wirklich eine schlechte Körperhaltung!
  4. Mir gefällt es irgendwie, mich dauernd anzugucken!
  5. Aber es ist mir trotzdem auch peinlich!
Mangels Spiegel oder Schaufenster musste ich einmal auf eine Autofensterscheibe zurückgreifen. Gerade als ich mich zur physischen Mittigkeit korrigiert hatte, kam der Besitzer aufgeregt angerannt: "Was machscht du do an meim Audo. Hald disch emohl fort devun!" Offenbar hatte der junge Mann angst, dass ich das Innere seines Wagens zum Behufe des Diebstahls ausspähen wollte. Ich gab mir nicht die Mühe, die Sache aufzuklären, sondern entfernte mich fluchs, lächelnd und erhobenen Hauptes, so gerade es mir möglich war.

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