Dienstag, 19. März 2013

Des Bundesbürgers Maulkorb ist die zugefrorene Fresse! Eskapismus ist die Devise!

Wenn Tempelhof zur arktischen Basisstation wird, sind wir gefickt
Reden wir nicht lange darum herum: Der Winter ist der Klimakiller Nummer 1! Wir rasen uns den Kopf schwindlig mit unseren KFZ, weil wir zu faul sind, durch die Kälte zu latschen oder uns in die überheizten Züge des ÖPNV zu setzen. Oder wir lungern daheim dumm herum, regeln das Thermostat in ungekannte Höhen, schalten 17 Stunden am Tag das Licht an und sitzen vor bekloppten Rechnern, während unser zielloses Herumgegoogle eben mal einen kompletten Regenwald verballert. Dann brauchen wir dauernd heißen Tee und eine wärmende Suppe, die den ganzen Tag auf dem Herd köchelt.

Da klingt es doch geradezu pervers, dass uns der ungleich wärmere Süden kaum Gelegenheit bietet, unseren Lebensunterhalt auch nur irgendwie zu verdienen. Wenn man von verdienen überhaupt sprechen darf. Viel schlimmer ist doch, dass gerade ziemlich viele Menschen aus dem Süden in den bitterkalten Norden kommen, um überhaupt eine ökonomische Überlebenschance zu haben. Von wegen singen und tanzen in Griechenland, Portugal, Spanien. Alles wunderbare Länder, doch leider pleite. Und noch nicht voller hässlicher Industrieanlagen. Dann kommen sie in die BRD und sind nicht eher wohlgelitten, bis sie genau so sauertöpfisch sind wie der bundesdeutsche Durchschnitt.

Kälte macht argwöhnisch, dumm und hässlich. Wer dauerhaft mit frieren beschäftigt ist, lächelt nicht. Allerhöchstens sind seine Gesichtszüge beim Versuch, eine Boshaftigkeit in die Welt zu setzen, festgefroren. Das sieht nur aus, als würde er lächeln. Aber drinnen tobt die Wut, witterungsbedingt verhindert zu sein, sein barbarisches Gefasel in die Welt zu kreischen. Des Bundesbürgers Maulkorb ist die zugefrorene Fresse! Sein Wesensmerkmal ist das Ungelenke und der Neid. Der Winter hat auch sein Gutes, es ist wahr.

Aber warum regt sich denn eigentlich alle Welt über all die Hartz IV beziehenden Florida-Rolfs auf? Aus meiner Sicht sollten alle Menschen, die sich in den Süden verdrücken, den Umweltnobelpreis bekommen. Sollen auch sie hier im hohen Norden versauern und den letzten Rest Wald verheizen, nur damit griesgrämige Nordeuropa- Citizens nicht denken, alle Welt würde sich auf ihre Kosten verlustieren? Hat man hier schon daran gedacht, dass der singende und tanzende Homo Sapiens vielleicht die bessere Alternative zum werktätig vor sich hingrienenden Homo Economicus ist? ("Homo is' voll schwul, ey!", hör' ich den bundesdeutschen Prolladel tirilieren)

Ach was, hier arbeitet man, um einmal im Jahr in den Süden zu fliegen und die dort lebenden Menschen zu belehren und sich über den schlechten Service zu beschweren. Wer auch in der BRD keine Arbeit findet, dem wird nahegelegt, nicht etwa in den Süden zu gehen. Nein: Er soll noch weiter in den Norden ziehen, nach Skandinavien gar, wo die Sonne im Winter nicht hoch kommt und im Sommer Urlaub im Süden macht. Industrie ist ein Einfall von vor Kälte bibbernder Vollpfosten, die nur ackern, damit sie nicht einfrieren. Dabei gibt es viele andere Tätigkeiten, um in Bewegung zu bleiben. Wie bereits erwähnt eben singen und tanzen, außerdem vögeln und vor allem: Die Füße in die Hand nehmen und nach dem Süden gehen. Go south, my boy!

Auf eine kleine Insel zum Beispiel. Ach, es bleibt die Sehnsucht. Und ein Lied dafür hab' ich schon:
Eskapismus ist auch keine Lösung
Für meine kleine Insel brauch' ich Pinsel und Papier
zum malen meiner Insel brauch' ich Pinsel und Papier
Ein bisschen grün, ein bisschen rot
und für die Not mal' ich ein kleines Segelboot

Dort lieg' ich dann am Strand und bau' mir mit dem Sand
ein klitzekleines Schloss, nur mit Erdgeschoss
und Türmchen d'rum herum, ja da gucken die Leute dumm
denn das Zeug auf dem Papier gehört ganz alleine mir

Und brauch ich mal ein Brot
ja dann nehm' ich mir mein Segelboot
fahr' zum nächsten Dorf am Hafen
und kauf' mir dort ein Brot zur Not

Und kommt einmal ein Sturm
ja dann geh' ich in den Turm
greife zu Papier und Pinsel
und male einfach eine neue Insel

Ein bisschen grün, ein bisschen rot
und für die Not mal' ich ein kleines Segelboot
Ein bisschen grün, ein bisschen rot
und für die Not mal' ich ein kleines Segelboot
Holz E. von Bald 2013

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