Dienstag, 27. Oktober 2009

Wenn's um Geld geht - Hasskappe! Ob der Fluchtzug pünktlich ist?

Aber fangen wir doch mit lustigen Bahnfahrerlebnissen an: Es ist ja nahezu unmöglich geworden, mit der Bahn Reisen zu planen und diese auch eins zu eins umzusetzen. Seit die Bahn bei Fahrreservierungen auf Zugbindung setzt, ist es mir kaum einmal gelungen, tatsächlich die gebuchten Züge zu benutzen.

Dem Zentrum unseres Universums und dem darin hockenden Gnom allein ist es zu verdanken, dass wenigstens das Zugpersonal der flexiblen Gleisbestallung des Fuhrunternehmens "Deutsche Bahn AG" kongenial flexibel reagiert. Ein Beispiel gefällig? Na gut: Einmal wurde der Anschlusszug verpasst, doch der verspätete Zug reiste selbiges Fahrtziel an - gänzlich unkompliziert durfte man darinnen sitzen bleiben, ohne lästiges Umsteigen und ohne Sprinter-Zuschlag.

Wer das für selbstverständlich hält, hat noch nie was von der Unkorrumpierbarkeit des schlechten Herzens eines Mitarbeiters in einem Dienstleistungsunternehmen gehört und ist wahrscheinlich im Glauben aufgewachsen, die Bundesrepublik Deutschland sei in Wahrheit Lukas Lokomotivführers Lummerland und dessen zweiter Bediensteter sei Jim Knopf. Dem ist nicht so! Deshalb fährt man hierzulande besser, indem man angenehm überrascht ist, sobald Selbstverständlichkeiten den Weg kreuzen.

Letzte Woche hatte ich eine neue Reise geplant, und in meiner Freude, ein günstiges Ticket ergattert zu haben, hatte ich wohl vergessen, mir die Reisedetails anzuschauen. Erst viel später bin ich erschrocken, denn meine Nächtens in Mannheim beginnende Reise sollte in Frankfurt für ganze zwei Stunden jäh enden, um danach, wenn ich vollkommen durchgeschlottert wäre, fortgesetzt zu werden - mit lediglich zwei weiteren Umstiegen bis nach Berlin.

Ich hatte mich sehr gefreut, dass der Anschlusszug in Frankfurt schon bereit stand, und setzte mich alsbald hinein um dort zu harren. Etwas zeitig vor eigentlichem Reisebeginn setzte sich der Zug in Bewegung, was mich leicht irritierte. In Panik versetzte mich, dass die Displays im  Zug nun gar nichts mehr anzeigten, und ich sah mich schon auf ein Abstellgleis zufahren, in völliger Einöde müsste ich dort im Zug übernachten und Morgens käme ein Wachmann und führte mit mir ein hochnotpeinliches Verhör.

Tatsächlich schien ich völlig alleine im Zug zu sein, erst nach zehn, zwölf Waggons begegnete ich Menschen und auch einem Schaffner (ebenfalls menschlich), der mich darüber aufklärte, wohin der Zug fahren sollte und warum ich getrost darinnen bleiben konnte. Man hatte, während ich schlief, heimlich Zug und Gleis ausgetauscht, und um mich zu erschrecken ist man schon mal losgefahren. Da dies ein böser Scherz der DB AG war, durfte ich einmal in die Kamera lächeln und ohne Zuschlag im Sprinter bis zum Bestimmungsort mitfahren - ohne Zwischenhalt!

Die Heimreise war beinahe zugbindungskonform, doch leider verwechselten einige Russen oder Polen, ich weiß es nicht genau, den CityNightLiner mit einer fahrenden Bierschänke und grölten die halbe Nacht. Die andere halbe Nacht verbrachte ich mit einem Umstieg und Weiterfahrt ab Dortmund. Leider scheint es nicht zu gehen, während einer Bahnfahrt zu schlafen. Die Reisezeit dadurch zu akkumulieren, indem man während derer schlummert, funktioniert nun also erwiesenermaßen nicht.

Nun geht es mit unlustigen Begebenheiten weiter: Umzüge kosten Geld, und wer denkt, man könne einfach aus einer Wohnung ausziehen und in die nächste Wohnung ein-, der muss sich getäuscht fühlen ob der Sensibilität etwaiger NachmieterInnen (ich berichtete) und VermieterInnen. Sagen wir es so: jeglicher Besitz scheint die Herzen der Menschen zu verhärten. Zukünftige Besitzer (wie so mancher Nachmieter) vollziehen das nach und legen die Latte unerreichbar hoch.

Arme Schlucker wie ich hingegen, die zwar verantwortungsvoll hausen, aber laissez faire über bereits durch Vormieter verursachte Schäden hinwegsehen, bleiben am Ende zwar die besseren Menschen, werden dann aber zu Zahlonkeln. Auch dieses Problem gilt es weiter zu geben, und sei es auch nur durch das Anlegen einer Hasskappe mit anschließender Bankfilialbegehung. Und so ist ein ökonomischer Kreislauf beinahe wieder geschlossen. Hoffentlich ist der Fluchtzug schon warmgelaufen und fährt pünktlich ab!

Keine Kommentare: